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150.000 Besucher beim "Tag der Sachsen" in Aue: Zukunft aber ungewiss

Rund 150.000 Menschen besuchen am Wochenende den "Tag der Sachsen" in Aue-Bad Schlema. Gut 21. 000 singen das Steigerlied zum emotionalen Höhepunkt. Die Zukunft der Veranstaltung ist dennoch ungewiss.

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Fahnenschwinger schreiten beim Festumzug zum Tag der Sachsen durch das Stadtzentrum.
Fahnenschwinger schreiten beim Festumzug zum Tag der Sachsen durch das Stadtzentrum. © Sebastian Willnow/dpa

Aue. Riesenparty mit Festumzug und Rekordsingen: Nach drei Jahren Zwangspause ist das größte Volks- und Heimatfest Sachsens wieder zurück. Rund 150.000 Menschen strömten an drei Tagen zum "Tag der Sachsen" in Aue-Bad Schlema.

Es sei ein schönes Fest für alle gewesen und alles sei gut abgelaufen, sagte Oberbürgermeister Heinrich Kohl (CDU) zum Abschluss am Sonntag. Schließlich sei die Neuauflage nach der Corona-Pandemie keine leichte Aufgabe gewesen. Zudem hätten sich Energiekrise und der Ukraine-Krieg auf die Vorbereitungen ausgewirkt.

Vereine, Verbände, Künstler und Ehrenamtliche aus ganz Sachsen hätten ein buntes Fest präsentiert, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer am Sonntag auf Anfrage. "Sie zeigten, wie sie Traditionen pflegen, Zusammenhalt bewahren und unsere Heimat auch für die Zukunft lebendig gestalten", betonte der CDU-Politiker. Diese positive Energie werde in den Alltag mitgenommen.

Gemeinsames Singen des Steigerlieds

Mit einem ökumenischen Gottesdienst hatte am Sonntag der Abschlusstag beim "Tag der Sachsen" in Aue-Bad Schlema begonnen. Höhepunkt des größten Volksfestes im Freistaat war dann am Mittag der Festumzug, an dem mehr als 70 Vereine teilnahmen. Gezeigt wurden auf der rund 2,7 Kilometer langen Strecke mehr als 90 Bilder. Diese stellten unter anderem die Geschichte von Aue-Bad Schlema dar.

Die Bilder vom Sonntag

Ein Akteur eines Heimatvereins geht in Rüstung beim Festumzug vom Tag der Sachsen durch das Stadtzentrum.
Ein Akteur eines Heimatvereins geht in Rüstung beim Festumzug vom Tag der Sachsen durch das Stadtzentrum. © Sebastian Willnow/dpa
Sportler vom Verein Erzgebirge Aue schreiten beim Festumzug vom Tag der Sachsen durch das Stadtzentrum.
Sportler vom Verein Erzgebirge Aue schreiten beim Festumzug vom Tag der Sachsen durch das Stadtzentrum. © Sebastian Willnow/dpa
eilnehmer des Festumzuges beim Tag der Sachsen halten aus einem Polizeiauto aus DDR-Zeiten Fähnchen der ehemaligen DDR.
eilnehmer des Festumzuges beim Tag der Sachsen halten aus einem Polizeiauto aus DDR-Zeiten Fähnchen der ehemaligen DDR. © Sebastian Willnow/dpa
Vertreter von Berg- und Knappenvereinen schreiten beim Festumzug vom Tag der Sachsen durch das Stadtzentrum.
Vertreter von Berg- und Knappenvereinen schreiten beim Festumzug vom Tag der Sachsen durch das Stadtzentrum. © Sebastian Willnow/dpa
Teilnehmerinnen des Festumzuges auf einem Wagen zur Bädertradition der Region beim Tag der Sachsen.
Teilnehmerinnen des Festumzuges auf einem Wagen zur Bädertradition der Region beim Tag der Sachsen. © Sebastian Willnow/dpa
Michael Kretschmer (CDU/ l), Ministerpräsident des Landes Sachsen, beim Tag der Sachsen.
Michael Kretschmer (CDU/ l), Ministerpräsident des Landes Sachsen, beim Tag der Sachsen. © Sebastian Willnow/dpa
Teilnehmer des Festumzuges beim Tag der Sachsen.
Teilnehmer des Festumzuges beim Tag der Sachsen. © Sebastian Willnow/dpa
Am ersten Septemberwochendende findet traditionell Sachsens größtes Volks- und Heimatfest statt.
Am ersten Septemberwochendende findet traditionell Sachsens größtes Volks- und Heimatfest statt. © Sebastian Willnow/dpa

Am Samstag waren nach Angaben der Veranstalter bis zu 70.000 Menschen auf das Fest geströmt. Am Abend hatten rund 21.000 Besucherinnen und Besucher gemeinsam das Steigerlied - die heimliche Hymne des Erzgebirges - gesungen. Das Lied "Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt" gehört seit diesem März zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland.

Zwischenfälle beim Stand von Grünen und AfD

Die Ursprünge des Steigerlieds reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Der erste Beleg einer öffentlichen Aufführung findet sich in der Beschreibung einer Festveranstaltung 1678 zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. in Schneeberg. Das Lied kündet von der Hoffnung der Bergleute, nach der harten und gefährlichen Arbeit unter Tage wieder ans Licht und zu ihren Familien zurückzukehren. Es wird in der Regel stehend gesungen - auch bei Bergparaden im Erzgebirge, im Harz, im Ruhrgebiet oder im Saarland.

Die Bilder vom Freitag:

Matthias Rößler (CDU), Landtagspräsident von Sachsen, spricht zur Eröffnung des «Tages der Sachsen».
Matthias Rößler (CDU), Landtagspräsident von Sachsen, spricht zur Eröffnung des «Tages der Sachsen». © dpa
: Das Bergmannsblasorchester spielt zur Eröffnung.
: Das Bergmannsblasorchester spielt zur Eröffnung. © dpa
Michael Kretschmer (alle CDU, l-r), Heinrich Kohl, Oberbürgermeister von Aue-Bad Schlema, Barbara Klepsch, Ministerin für Kultur und Tourismus in Sachsen, und Matthias Rößler, Landtagspräsident von Sachsen, singen das Steigerlied.
Michael Kretschmer (alle CDU, l-r), Heinrich Kohl, Oberbürgermeister von Aue-Bad Schlema, Barbara Klepsch, Ministerin für Kultur und Tourismus in Sachsen, und Matthias Rößler, Landtagspräsident von Sachsen, singen das Steigerlied. © dpa
Matthias Rößler (CDU, l), Landtagspräsident von Sachsen, und Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, nehmen an der Eröffnung des «Tages der Sachsen» teil.
Matthias Rößler (CDU, l), Landtagspräsident von Sachsen, und Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, nehmen an der Eröffnung des «Tages der Sachsen» teil. © dpa
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Besucher suchen Schutz vor dem Regen während der Eröffnung des «Tages der Sachsen».
Besucher suchen Schutz vor dem Regen während der Eröffnung des «Tages der Sachsen». © dpa
Zahlreiche Besucher trotzen dem Regen beim Auftritt der Band Sedony mit Ex-Puhdy Peter Meyer.
Zahlreiche Besucher trotzen dem Regen beim Auftritt der Band Sedony mit Ex-Puhdy Peter Meyer. © dpa
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In der Nacht zum Sonntag beschädigten Unbekannte den Stand der grünen Landtagsfraktion. Nach Angaben des parlamentarischen Geschäftsführers, Valentin Lippmann, versuchten die Täter, den Pavillon in Brand zu setzen.

"Diese verwerfliche Tat trübt den Blick auf ein weitgehend gutes Wochenende beim Tag der Sachsen im Erzgebirge", sagte der Abgeordnete am Sonntag. Die Fraktion habe gute Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt, auch wenn es kritische Stimmen gegeben habe. Der Angriff auf das Informationszelt sei kein Bagatelldelikt.

Auch die Alternative für Deutschland (AfD) wurde Ziel eines Angriffs: Anders als zunächst berichtet, verschütteten Unbekannte am Freitagabend Buttersäure zwar nicht am Stand der AfD-Bundestagsfraktion, sondern auf einen in der Parteimeile abgestellten Kleintransporter. Es habe sich dort rasch ein beißender Gestank ausgebreitet, verletzt wurde aber niemand, sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Die Feuerwehr habe die Stelle gesäubert. Es werde wegen Sachbeschädigung ermittelt, ein politischer Hintergrund könne aber nicht ausgeschlossen werde, sagte ein Polizeisprecher.

Noch keinen offiziellen Ausrichter für den "Tag der Sachsen" 2024

Der "Tag der Sachsen" findet seit 1992 an wechselnden Orten statt. 2019 hatte er in Riesa rund 310.000 Besucher angelockt. In den darauffolgenden Jahren 2020 und 2021 war das Volksfest wegen der Corona-Pandemie ausgefallen, 2022 hatte die Stadt Frankenberg aus finanziellen Gründen abgesagt.

Die Bilder vom Samstag:

Michael Kretschmer (CDU, l) spricht mit Axel Schlesinger, Darsteller des Kaisers Barbarossa.
Michael Kretschmer (CDU, l) spricht mit Axel Schlesinger, Darsteller des Kaisers Barbarossa. © dpa
Der Ministerpräsident am Stand des Auer Hotels ·Blauer Engel·
Der Ministerpräsident am Stand des Auer Hotels ·Blauer Engel· © dpa
Auf der "Blaulichtmeile" gibt es ein Foto mit Andy Clemens, Jugendoffizier der Bundeswehr.
Auf der "Blaulichtmeile" gibt es ein Foto mit Andy Clemens, Jugendoffizier der Bundeswehr. © dpa
Kretschmer im Gespräch mit einem Polizisten.
Kretschmer im Gespräch mit einem Polizisten. © dpa

Um das Fest in Aue zu ermöglichen, hatte die Landesregierung den Zuschuss auf rund 1,5 Millionen Euro verdoppelt. Die Zukunft des Festes ist aber ungewiss. Immer mehr Kommunen meiden das finanzielle Risiko einer Großveranstaltung und verweisen auf Inflation und steigende Kosten. Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Aue-Bad Schlema gebe es derzeit zwar Kandidaten und auch Gespräche, aber noch keine konkrete Ausrichterstadt für 2024.

Der Tag der Sachsen schaffe Zusammenhalt und stifte Identität, sagte Landtagspräsident Matthias Rößler. "Wer dabei war, als Tausende Menschen gemeinsam das Steigerlied gesungen haben, der hat gespürt, dass uns über alle Unterschiede hinweg etwas verbindet." In welcher Form sich der "Tag der Sachsen" in Zukunft präsentiere, werde das zuständige Kuratorium gemeinsam mit den Kommunen, dem Landtag und der Staatsregierung entscheiden. (dpa/SZ)