Aue. Riesenparty mit Festumzug und Rekordsingen: Nach drei Jahren Zwangspause ist das größte Volks- und Heimatfest Sachsens wieder zurück. Rund 150.000 Menschen strömten an drei Tagen zum "Tag der Sachsen" in Aue-Bad Schlema.
Es sei ein schönes Fest für alle gewesen und alles sei gut abgelaufen, sagte Oberbürgermeister Heinrich Kohl (CDU) zum Abschluss am Sonntag. Schließlich sei die Neuauflage nach der Corona-Pandemie keine leichte Aufgabe gewesen. Zudem hätten sich Energiekrise und der Ukraine-Krieg auf die Vorbereitungen ausgewirkt.
Vereine, Verbände, Künstler und Ehrenamtliche aus ganz Sachsen hätten ein buntes Fest präsentiert, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer am Sonntag auf Anfrage. "Sie zeigten, wie sie Traditionen pflegen, Zusammenhalt bewahren und unsere Heimat auch für die Zukunft lebendig gestalten", betonte der CDU-Politiker. Diese positive Energie werde in den Alltag mitgenommen.
Gemeinsames Singen des Steigerlieds
Mit einem ökumenischen Gottesdienst hatte am Sonntag der Abschlusstag beim "Tag der Sachsen" in Aue-Bad Schlema begonnen. Höhepunkt des größten Volksfestes im Freistaat war dann am Mittag der Festumzug, an dem mehr als 70 Vereine teilnahmen. Gezeigt wurden auf der rund 2,7 Kilometer langen Strecke mehr als 90 Bilder. Diese stellten unter anderem die Geschichte von Aue-Bad Schlema dar.
Die Bilder vom Sonntag
Am Samstag waren nach Angaben der Veranstalter bis zu 70.000 Menschen auf das Fest geströmt. Am Abend hatten rund 21.000 Besucherinnen und Besucher gemeinsam das Steigerlied - die heimliche Hymne des Erzgebirges - gesungen. Das Lied "Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt" gehört seit diesem März zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland.
Zwischenfälle beim Stand von Grünen und AfD
Die Ursprünge des Steigerlieds reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Der erste Beleg einer öffentlichen Aufführung findet sich in der Beschreibung einer Festveranstaltung 1678 zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. in Schneeberg. Das Lied kündet von der Hoffnung der Bergleute, nach der harten und gefährlichen Arbeit unter Tage wieder ans Licht und zu ihren Familien zurückzukehren. Es wird in der Regel stehend gesungen - auch bei Bergparaden im Erzgebirge, im Harz, im Ruhrgebiet oder im Saarland.
Die Bilder vom Freitag:
In der Nacht zum Sonntag beschädigten Unbekannte den Stand der grünen Landtagsfraktion. Nach Angaben des parlamentarischen Geschäftsführers, Valentin Lippmann, versuchten die Täter, den Pavillon in Brand zu setzen.
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"Diese verwerfliche Tat trübt den Blick auf ein weitgehend gutes Wochenende beim Tag der Sachsen im Erzgebirge", sagte der Abgeordnete am Sonntag. Die Fraktion habe gute Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt, auch wenn es kritische Stimmen gegeben habe. Der Angriff auf das Informationszelt sei kein Bagatelldelikt.
Auch die Alternative für Deutschland (AfD) wurde Ziel eines Angriffs: Anders als zunächst berichtet, verschütteten Unbekannte am Freitagabend Buttersäure zwar nicht am Stand der AfD-Bundestagsfraktion, sondern auf einen in der Parteimeile abgestellten Kleintransporter. Es habe sich dort rasch ein beißender Gestank ausgebreitet, verletzt wurde aber niemand, sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Die Feuerwehr habe die Stelle gesäubert. Es werde wegen Sachbeschädigung ermittelt, ein politischer Hintergrund könne aber nicht ausgeschlossen werde, sagte ein Polizeisprecher.
Noch keinen offiziellen Ausrichter für den "Tag der Sachsen" 2024
Der "Tag der Sachsen" findet seit 1992 an wechselnden Orten statt. 2019 hatte er in Riesa rund 310.000 Besucher angelockt. In den darauffolgenden Jahren 2020 und 2021 war das Volksfest wegen der Corona-Pandemie ausgefallen, 2022 hatte die Stadt Frankenberg aus finanziellen Gründen abgesagt.
Die Bilder vom Samstag:
Um das Fest in Aue zu ermöglichen, hatte die Landesregierung den Zuschuss auf rund 1,5 Millionen Euro verdoppelt. Die Zukunft des Festes ist aber ungewiss. Immer mehr Kommunen meiden das finanzielle Risiko einer Großveranstaltung und verweisen auf Inflation und steigende Kosten. Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Aue-Bad Schlema gebe es derzeit zwar Kandidaten und auch Gespräche, aber noch keine konkrete Ausrichterstadt für 2024.
Der Tag der Sachsen schaffe Zusammenhalt und stifte Identität, sagte Landtagspräsident Matthias Rößler. "Wer dabei war, als Tausende Menschen gemeinsam das Steigerlied gesungen haben, der hat gespürt, dass uns über alle Unterschiede hinweg etwas verbindet." In welcher Form sich der "Tag der Sachsen" in Zukunft präsentiere, werde das zuständige Kuratorium gemeinsam mit den Kommunen, dem Landtag und der Staatsregierung entscheiden. (dpa/SZ)