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Bald sollen Luchse in Sachsens Wäldern ausgewildert werden

Der Freistaat bekommt für sein Projekt "Relynx" Tiere aus der Schweiz. Aber auch verwaiste Luchse könnten hier heimisch werden.

Von Christina Wittig-Tausch
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Seit 300 Jahren gilt der Eurasische Luchs in Sachsen als ausgestorben. Gelegentlich streifen einzelne Tiere umher.
Seit 300 Jahren gilt der Eurasische Luchs in Sachsen als ausgestorben. Gelegentlich streifen einzelne Tiere umher. © Archiv Naturschutz LfULG/A. Heiland (motivedernatur.de)

Luchse beim Krallenschärfen, Spielen und bei der Fellpflege in Familie: So nah kommt man den Wildkatzen mit dem gefleckten Fell und den markanten Pinselohren in Sachsen selten. Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Geologie und Landwirtschaft hat bei einem Pressegespräch einen kleinen Film vorgestellt über das Projekt Relynx, ein Auswilderungsprogramm für Luchse. Der Film über die streng geschützten Tiere ist jetzt online auf der Projektseite zu sehen.

Seit 2022 laufen die Vorbereitungen. Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Obere Jagdbehörde die Genehmigung dafür erteilt. In den kommenden Wochen soll es losgehen mit der Auswilderung. An dem Projekt sind neben dem Landesamt auch Wissenschaftlerinnen vom Senckenberg-Museum für Tierkunde in Görlitz sowie von der TU Dresden beteiligt. In der Schweiz wird derzeit versucht, geeignete weibliche Eurasische Luchse zu fangen. Fangsaison ist von Februar bis April. Weitere Tiere sollen aus speziellen Aufzuchtstationen in Wildgehegen kommen, außerdem aus einer Auffangstation für verwaiste Luchse in Niedersachsen.

Seltene Begegnungen

In den kommenden drei Jahren sollen in einem gut 2.000 Quadratkilometer großen Streifen zwischen Sächsischer Schweiz und dem westlichen Erzgebirge bis zu 20 Luchse ausgewildert werden. Weitere rund 2.000 Quadratkilometer Lebensraum sind durch die Wälder auf tschechischer Seite eingeplant. Das Projekt ist Bestandteil des sächsischen Biodiversitätsprogramms sowie eines bundesweiten Konzepts, das Populationen zwischen verschiedenen Regionen in Deutschland und in Europa miteinander verbinden will. Dadurch sollen genetische Vielfalt und das Überleben der Art gesichert werden.

Luchspopulationen gibt es momentan im Bayerischen Wald, im Harz und im Pfälzer Wald. Insgesamt leben in Deutschland derzeit rund 200 Luchse. Außer in Sachsen beginnt dieser Tage auch im Schwarzwald und im Thüringer Wald die aktive Phase der Luchsauswilderung. In Thüringen sind ebenfalls 20 Tiere geplant, im Schwarzwald zehn.

In Sachsen gilt der Luchs seit 300 Jahren als nahezu ausgestorben. In Hinterhermsdorf in der Sächsischen Schweiz erinnert ein Gedenkstein an eines der letzten Tiere, das dort 1746 erschossen wurde. Im Freistaat wurden seit den 1960er-Jahren vereinzelt Luchse nachgewiesen. Meist handelte es sich um umherstreifende männliche Tiere, die beispielsweise aus Polen oder aus der Karpatenregion kamen und dabei meist durch Fotofallen aufgenommen wurden.

Die Tiere sind ungefähr so groß wie ein Schäferhund, dämmerungsaktiv und extrem scheu. Durch ihr gemustertes, rötlich bis gelbbraun gefärbtes Fell sind sie gut getarnt. Sichtungen in freier Natur sind eher die Ausnahme. Luchse ernähren sich hauptsächlich von Rehen. Laut Landesamt fänden Übergriffe auf Nutztiere ausgesprochen selten statt. In der Schweiz gilt die Regelung, dass Luchse, die Schaden anrichten und beispielsweise Nutztiere angreifen, unter bestimmten Bedingungen geschossen werden dürfen.