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Ein Leben ohne Beruf? Für die Sachsen kaum vorstellbar

Geduldiger mit dem Chef, weniger Zuspruch für die Viertagewoche: Die Berufswelt scheint in Sachsen wichtiger zu sein als anderswo in Deutschland.

Von Ulrich Wolf
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"Dachklempner gesucht" steht auf dem Lieferwagen einer Handwerksfirma. Personalmangel senkt bei Beschäftigten die Zufriedenheit mit dem Beruf.
"Dachklempner gesucht" steht auf dem Lieferwagen einer Handwerksfirma. Personalmangel senkt bei Beschäftigten die Zufriedenheit mit dem Beruf. © SZ-Archiv: Georg Moeritz

Dresden/Hannover. 57 Prozent der erwerbstätigen Sachsen können sich ein Leben ohne Beruf nicht vorstellen. Das geht aus der jüngsten Berufe-Studie des Versicherungskonzerns HDI hervor, die am Donnerstag in Hannover veröffentlicht wurde. Demnach ist die Bedeutung des Berufs für die Menschen in den Bundesländern nur noch in Mecklenburg-Vorpommern höher (61 Prozent). Der Bundesschnitt liegt bei 49 Prozent, im Saarland sind es sogar nur 38 Prozent.

Auch beim Ertragen von schlechten Führungskräften sind die Sachsen ausdauernd. Wegen eines zweifelhaften Vorgesetzten würden im Freistaat nur 44 Prozent ihren Job kündigen, heißt es in der Untersuchung. Niedriger sei dieser Wert nur noch in Brandenburg mit 42 Prozent. In Baden-Württemberg würden hingegen 58 Prozent der Berufstätigen sich wegen eines schlechten Chefs einen neuen Job suchen.

Beliebtheit der Viertagewoche in Berlin am höchsten

Die Quote der Befürworter einer Vier-Tage-Woche liegt in Sachsen bei 68 Prozent. Das sind laut Studie "signifikant weniger" als im Bundesschnitt, der bei 72 Prozent liegt. Weniger Zuspruch findet die Idee nur noch in Niedersachsen und im Saarland. In Berlin hingegen begrüßten 81 Prozent der Berufstätigen die Einführung einer Viertagewoche.

Die HDI Berufe-Studie 2023 basiert auf der Befragung von rund 3.900 Erwerbstätigen in Deutschland. Demnach ist Personalarbeit "von strategischer Bedeutung" für den Geschäftserfolg. "Erst wenn die Menschen spüren, dass ihr Unternehmen auf sie setzt, sie fördert und weiterentwickelt, entstehen starke Bindungen", heißt es. Diese seien umso wichtiger, da die Bindung zum Beruf im Allgemeinen in Deutschland nach Corona auf ein "Rekordtief" gefallen sei. Andererseits bestehe ein "starkes Interesse am Arbeiten im Rentenalter".

Zudem spürten drei von fünf Erwerbstätigen in Deutschland bereits die Folgen eines Mangels an Personal und Fachkräften. Das äußere sich etwa in einer steigenden Arbeitsbelastung oder in stockenden Arbeitsabläufen.