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Sachsens Ex-Justizminister Steffen Heitmann ist tot

Im Alter von 79 Jahren ist der Dresdner Theologe und Jurist Steffen Heitmann gestorben. Er war zehn Jahre lang Sachsens Justizminister und sollte sogar Bundespräsident werden.

Von Ulrich Wolf
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Das Archivbild von 1991 zeigt Steffen Heitmann als Justizminister bei einem Besuch im Amtsgericht Dippoldiswalde.
Das Archivbild von 1991 zeigt Steffen Heitmann als Justizminister bei einem Besuch im Amtsgericht Dippoldiswalde. © SZ-Archiv: Egbert Kamprath

Dresden. Sachsens früherer Justizminister Steffen Heitmann ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Das berichten das evangelische Online-Portal Idea und die Wochenzeitung Junge Freiheit. Die Todesursache ist derzeit öffentlich nicht bekannt.

Der in Dresden geborene evangelische Theologe und Kirchenjurist machte vor allem 1993 Schlagzeilen, als er als Wunschkandidat des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte.

Heitmann war von 1990 an für zehn Jahre sächsischer Justizminister. Vor der Wende hatte er die Dresdner Oppositionsgruppe Gruppe der 20 beraten und unterstützt. Nach 1990 dann beteiligte er sich maßgeblich am Aufbau der Justiz in Sachsen. So leitete er die Arbeitsgruppe für eine neue sächsische Verfassung, deren Entwurf, der sogenannte Gohrischer Entwurf, zur Grundlage dafür wurde. Im Landtag saß er für die CDU von 1994 bis 2009. Danach kandidierte er nicht mehr für das Parlament. Sechs Jahre später, 2015, verließ er auch die christdemokratische Union.

1993 war Heitmann Wunschkandidat Helmut Kohls und der CDU für das Amt des Bundespräsidenten. Im Mai 1994 sollte ihn die Bundesversammlung wählen. Äußerungen von ihm, etwa zur Rolle der Frau, zum Holocaust oder über Ausländer, brachten ihm dann jedoch den Ruf ein, ultrakonservativ oder gar reaktionär zu sein. So sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, er halte den Begriff „multikulturelle Gesellschaft“ als Programm für falsch.

Das Bild vom Juni 1994 zeigt Steffen Heitmann (r.) im Gespräch mit dem damaligen sächsischen Umweltminister Arnold Vaatz, beide CDU.
Das Bild vom Juni 1994 zeigt Steffen Heitmann (r.) im Gespräch mit dem damaligen sächsischen Umweltminister Arnold Vaatz, beide CDU. ©  SZ-Archiv

Ebenfalls in diesem Interview formulierte Heitmann Gedanken, die 30 Jahre später wieder diskutiert werden. "Es gibt eine intellektuelle Debattenlage, die nicht unbedingt dem Empfinden der Mehrheit der Bürger entspricht, die man aber nicht unbestraft verlassen kann." Dazu, sagte Heitmann damals, gehörten die Themen Ausländer, Frauen und die deutsche Nazi-Vergangenheit. "Ich glaube, dass man diese Debatten aufbrechen muss, selbst auf die Gefahr hin, dass man in bestimmte Ecken gestellt wird, in denen man sich gar nicht wohl fühlt."

Reaktionär oder Opfer einer Medienkampagne oder beides?

Die Junge Freiheit stellt Heitmann in diesem Zusammenhang in ihrem Nachruf als Opfer einer "Medienkampagne" dar. Allerdings äußerten auch die FDP und sogar CDU-Parteifreunde seinerzeit öffentlich Bedenken, ob Heitmann die deutsche Gesellschaft in ihrer Gesamtheit repräsentieren könne. Der sächsische Politiker verzichtete dann im November 1993 auf die Kandidatur.

Als Sachsens Justizminister ging er ebenfalls nicht ganz freiwillig. In einem öffentlichen Schreiben hatten zahlreiche Richter protestiert, weil Heitmann sich angeblich zugunsten von Parteifreunden in laufende Verfahren einmische. Er trat dann im September 2000 zurück. Aus freien Stücken hingegen verließ er 2015 die CDU aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik Angela Merkels.

Heitmann hatte 1963 in Dresden sein Abitur gemacht, eine Ausbildung bei der evangelischen Kirchenverwaltung begonnen, später Theologie studiert und war in den 1970er-Jahren Pfarrer der evangelischen Studentengemeinde in Dresden gewesen. Er erwarb Verdienst um die Kultur als früherer Präsident der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und engagierte sich sehr für den Wiederaufbau der Frauenkirche.