SZ + Pirna
Merken

Neue Mehrwertsteuer: Pirnaer Gastronomen befürchten Restaurant-Sterben

Gastwirte in Pirna warnen vor Schließungen. Warum sich auch der Kreiselternrat für eine Fortschreibung der Steuersenkung auf Speisen einsetzt.

Von Mareike Huisinga
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Deutliche Ansage: Der Chef vom Hotel "Zur Post" in Pirna-Zehista, Axel Michaelis, fordert, dass die Mehrwertsteuer für Speisen im Restaurant bei sieben Prozent belassen wird.
Deutliche Ansage: Der Chef vom Hotel "Zur Post" in Pirna-Zehista, Axel Michaelis, fordert, dass die Mehrwertsteuer für Speisen im Restaurant bei sieben Prozent belassen wird. © Norbert Millauer

Ein Hoffnungsschimmer für alle Gastronomen inmitten der Corona-Pandemie war die Einführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent auf Speisen zum 1. Juli 2020. Die bisherige Vereinbarung läuft jedoch zum Jahresende 2023 aus und treibt nun vielen Pirnaer Gastronomieleitern und Verpflegungsdienstleistern den kalten Schweiß auf die Stirn. Ab 2024 soll der Steuersatz wieder um satte zwölf Prozentpunkte als Abgabe an den Staat steigen. Dann würden wieder 19 Prozent gelten.

Pirnaer Gastronomen haben zu dem Thema eine eindeutige Meinung: Sie fordern eine Beibehaltung der reduzierten Mehrwertsteuer. Auch der Hotel- und Gaststättenverband Sachsen spricht deutliche Worte und warnt ausdrücklich vor einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen.

Hotelbesitzer befürchtet Restaurant-Sterben

Axel Michaelis ist Inhaber des Hotels "Zur Post" in Pirna-Zehista, zu dem auch ein großes Restaurant gehört. "In unserer Branche sind sich alle einig, dass die Mehrwertsteuer von sieben Prozent bleiben muss", sagt der Unternehmer. Falls nicht, käme es zu einer enormen Preissteigerung. "Diese können wir nicht auffangen, sondern müssten sie an den Kunden weitergeben." Michaelis befürchtet, dass dann weniger Gäste kämen und daraus ein Restaurant-Sterben folgen könnte.

Ohnehin sei die Gastrobranche schon in einer sehr schwierigen Lage. Axel Michaelis nennt in diesem Zusammenhang gestiegene Betriebskosten und höhere Preise für Lebensmittel. Auch die Personalkosten seien gestiegen. "Und die nächste Erhöhung des Mindestlohns kommt am 1. Januar 2024", blickt er in die Zukunft. Deshalb plädiert er ausdrücklich für die Fortschreibung der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie.

Allerdings hat Axel Michaelis nicht nur seine eigene Restaurant-Branche im Blick. "Das Problem betrifft auch die Schulspeisung und das Kita-Essen, das dann teurer würde." Er hofft, dass möglichst viele Eltern sich ebenfalls für die Beibehaltung der jetzigen Mehrwertsteuer einsetzen und die Petition des Dehoga Bundesverbands unterschreiben. Diese fordert ausdrücklich eine dauerhaft reduzierte Mehrwertsteuer.

Kreiselternrat kämpft gegen Abmeldungswelle

Unterstützung kommt vom Kreiselternrat des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. "Wir schließen uns der Forderung des Dehoga-Verbandes an. Der Kreiselternrat möchte gern, dass jedem schulpflichtigen Kind die Möglichkeit gegeben ist, an der warmen Schulspeisung, zu moderaten Preisen, teilzunehmen", führt Vorsitzende Dana Book aus.
Leider sei schon jetzt ein starker Rückgang der Essensanmeldungen im Landkreis wahrnehmbar, weil die Essenspreise in den vergangenen Jahren gestiegen sind. "Wir befürchten, dass wiederum die Kinder darunter leiden werden, wenn die Eltern es sich nicht leisten können, die Mehrkosten zu tragen", so Book. Es dürfe nicht zu einer Abmeldungswelle kommen.

Wirt: Gäste kämen nicht mehr so häufig

Auch Gastwirt Marcus Galle aus Pirna kann nur warnen. "Gelten wieder die 19 Prozent auf Speisen, sind Schließungen von Lokalen und Restaurants zu befürchten", sagt der Gastronom, der unter anderem das Café und Restaurant Canaletto am Pirnaer Markt besitzt. In Übereinstimmung mit Axel Michaelis nennt er unter anderem Inflation, höhere Betriebs- und Personalkosten, die ohnehin schon zu Problemen in der Branche führten. "Die höhere Mehrwertsteuer müssten wir an den Kunden weitergeben. Dann steht zu befürchten, dass der Gast vielleicht nur einmal statt viermal im Monat kommt", sagt Marcus Galle und macht sich Sorgen um das wirtschaftliche Überleben der Betriebe.

Wie viel konkret zum Beispiel das Tortilla-Schnitzel auf seiner Speisekarte bei einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent ab dem 1. Januar 2024 kosten würde, kann Marcus Galle allerdings nicht sagen. "Da möchte ich jetzt keine Rechnung aufmachen, weil eventuell noch andere Preisanpassungen dazukommen. Keiner weiß, wie sich die Energiekosten entwickeln", so der Gastwirt.

Dehoga: Steuererhöhung wäre Katastrophe

Befürchtungen hat auch der Dehoga Hotel- und Gaststättenverband Sachsen. "Eine Steuererhöhung wäre eine Katastrophe für die Betriebe und würde zu einem Preisschock für die Gäste führen, mit fatalen Folgen für die Gesellschaft, den Staat und die Gastgeber", steht auf der Dehoga-Internetseite. Geschäftsführer Axel Klein legt nach. "Die Anhebung der Steuer auf 19 Prozent hätte nicht nur Folgen für die Gastronomie. Kitas, Schulen, Pflegeheime und auch Kantinen sind davon betroffen", berichtet Klein. Der Dehoga-Verband rechne mit circa 20 Prozent höheren Kosten, die für viele das tägliche Mittagessen teurer machen würde.

Das Gastgewerbe stünde generell unter Druck. Die Umsätze der Gastronomie lägen inflationsbereinigt noch unter denen von 2019. Da sich in dieser Zeit die Preise für Rohstoffe, Energie und die Personalkosten deutlich erhöht haben, bleibe unterm Strich noch weniger übrig. "Wir befürchten, dass weitere Preissteigerungen durch die Steuererhöhung von den Kunden nicht getragen werden können und zu Umsatzeinbrüchen führen", fasst Klein zusammen.