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Stadt Wehlens größtes Hotel verzichtet künftig auf die Winterpause

Hotelier Mario Lucia setzt auf ein neues Hotelkonzept, um ganzjährig öffnen zu können. Dafür investiert er rund 800.000 Euro - und geht ein Wagnis ein.

Von Katarina Gust
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Unternehmer mit Visionen: Mario Lucia investiert an die 800.000 Euro in das Manufaktur Boutique Hotel in Stadt Wehlen.
Unternehmer mit Visionen: Mario Lucia investiert an die 800.000 Euro in das Manufaktur Boutique Hotel in Stadt Wehlen. © Karl-Ludwig Oberthür

Seit genau zehn Jahren gehört ihm das erste Haus am Platz in Stadt Wehlen. Jetzt wagt er mit einem neuen touristischen Konzept den Neustart: Pasta-Unternehmer Mario Lucia will das "Manufaktur Hotel" am Marktplatz ab diesem Jahr nicht nur über die Sommersaison öffnen, sondern auch im Winter. "Wir starten den Ganzjahresbetrieb, um den Wintertourismus in der Region mit anzukurbeln", sagt Lucia. Er hat das Hotel 2014 gekauft, baute es nach seinen Vorstellungen um und hat es im April 2015 neu eröffnet.

Seitdem war es nur zwischen Ostern und Oktober geöffnet. Ein reiner Saisonbetrieb. "Wir mussten im Sommer so viel erwirtschaften, dass es für das ganze Jahr reicht", erzählt Lucia, der als junger Mann eine klassische Ausbildung im Hotelfach absolviert hat. In der warmen Jahreszeit sei das Hotel immer gut gebucht. Auch für diesen Sommer gäbe es viele Reservierungen und Buchungen. Das stimme ihn für den Winter optimistisch. "Unser Ziel ist es, im Winter eine Auslastung von 50 Prozent zu erzielen", sagt der Unternehmer.

Neues Dach, neue Fassade - neuer Name

Die Zeit vor dem Neustart nutzt Lucia gerade für einen Umbau. Und zwar im großen Stil. Etwa 800.000 Euro investiert er ins Hotel. Der Großteil fließt in ein neues Dach. Das alte hätte eigentlich noch ein bisschen gehalten. Die Lüftungsanlage, die direkt darunter sitzt, musste aus Brandschutzgründen allerdings erneuert werden. Lucia ließ in dem Zusammenhang auch gleich das Dach erneuern. Gleiches ist mit der Fassade geplant. "Die helle Farbe soll einem wärmeren, dunkleren Ton weichen", erklärt er. Noch sind die Bauleute zu Gange. Ob sie bis zum Saisonstart am 20. März fertig sein werden? "Wir sind guter Dinge. Innen wird auf jeden Fall alles fertig sein", sagt der Hotelier.

Direkt an der Elbe gelegen: Das "Manufaktur Boutique Hotel" in Stadt Wehlen bekommt derzeit ein neues Dach - und wird künftig ganzjährig in Betrieb sein.
Direkt an der Elbe gelegen: Das "Manufaktur Boutique Hotel" in Stadt Wehlen bekommt derzeit ein neues Dach - und wird künftig ganzjährig in Betrieb sein. © Norbert Millauer

Passend zur neuen Gestaltung wird auch der Name angepasst. Aus dem "Manufaktur Hotel" wird künftig das "Manufaktur Boutique Hotel". "Der Name steht für eine familiäre und individuelle Atmosphäre", erklärt Mario Lucia. Das Hotel ist seit seiner Gründung 1881 familiengeführt. Eine Tradition, der er sich verpflichtet fühlt. Der Gast soll sich wohlfühlen, wie zu Hause, soll sich angekommen fühlen, wenn er in Stadt Wehlen Urlaub macht. "Darauf ist unser Konzept ausgerichtet", sagt er.

Insgesamt 26 Zimmer gehören zum Hotel, mit 50 Betten. Die Preise orientieren sich an den Hotels im Umkreis. Die Übernachtung im Doppelzimmer kostet beispielsweise ab 122 Euro, in der Juniorsuite ab 190 Euro. Zum Vergleich: Das Standardzimmer im Steiger Hotel Rathener Hof - einem Vier-Sterne-Hotel- kostet ab 169 Euro. Im Ringhotel Landhaus Nicolai in Lohmen beginnt der Preis für ein Doppelzimmer für zwei Personen bei knapp 140 Euro.

Terrasse wird im Winter zum Wellnessbereich

Um künftig nicht nur zwischen Ostern und Oktober Gäste anzulocken, sondern auch in der kalten Jahreszeit, investiert Lucia in einen neuen Wellnessbereich. Im Hotel selbst ist der Platz dafür begrenzt. Lucia kam deshalb die Idee, die große Terrasse mit Blick zur Elbe als Wellnessbereich umzufunktionieren. Mit Beginn der Wintersaison werden die Tische und Stühle auf der Terrasse geräumt und zwei mobile Saunen samt Whirlpool aufgebaut. Mario Lucia hat die badenden Gäste samt Panoramablick schon vor Augen.

Darüber hinaus will er Massagen anbieten. Eine Frau im Ort hat er für diese Dienstleistungen gewinnen können. Sie kann von den Gästen gebucht werden, die Behandlung erfolgt dann im Hotel. "Auch Yoga-Kurse auf der Terrasse kann ich mir vorstellen", sagt Mario Lucia. Eine der Ideen, die er über den Sommer ausreifen will.

Ein Problem, das der Hotelier bereits gelöst hat, ist die Personalnot, unter der etliche Beherbergungsbetriebe und Restaurants in der Sächsischen Schweiz leiden. Lucia hat genügend Personal für die neue Saison. Die Gruppe ist bunt gemischt, einige stammen aus der direkten Umgebung, andere aus Tschechien. Den weitesten Weg zurück in die Heimat hätte sein neuer Koch, der für das Restaurant 1881 verantwortlich sein wird. Denn dieser stammt aus Indonesien und wird die Küche seiner Heimat nach Stadt Wehlen bringen.

Restaurant 1881 bekommt indonesischen Koch

Mario Lucia, der selbst ein großer Liebhaber der asiatischen oder asiatisch angehauchten Kulinarik ist, lässt ihm in der Küche freie Hand. Auf der neuen Karte finden sich vor allem indonesische Gerichte. Zum Beispiel Bakso, eine kräftige Suppe mit Nudeln und Hackfleischbällchen. Aber auch aus Vietnam, Taiwan und anderen Regionen Süd-Ostasiens sollen sich Gerichte wiederfinden, darunter vietnamesische Frühlingsrollen, Mongolisches Rind mit Butterreis oder kantonesische Pekingente mit Kartoffelpüree.

Nachdem der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie mit Beginn des neuen Jahres wieder bei 19 statt bei 7 Prozent liegt, muss auch Mario Lucia die Preise neu berechnen. "Wir drehen sie aber nicht unverschämt in die Höhe", verspricht er. Er selbst geht gern auswärts essen. Aber auch er - als Gastronom und Hotelier - habe eine Schmerzgrenze. Die neue asiatisch geprägte Küche in seinem Restaurant 1881 kommt ihm dabei entgegen. Denn die Zutaten seien meist erschwinglich. "Wir bleiben deshalb preislich im gesunden Mittelmaß", sagt er. Einem, das sich nicht nur der Urlauber leisten könnten, sondern auch Einheimische.

Für alle, die eine traditionellere Küche bevorzugen, die können auf das zweite Hotel-Restaurant - die Kutscherstube - ausweichen: mit regionaler Hausmannskost, wie der klassischen Kohlroulade oder dem Sauerbraten auf der Speisekarte. Als drittes Restaurant betreibt Mario Lucia die Taverne "Wehlmuschel", gleich neben dem Hotel mit knapp 30 Außensitzplätzen. Hier wird in der Hauptsaison Pizza und Pasta aus der eigenen Nudelmanufaktur "Pasta Lucia" serviert.

Automaten mit regionalem Lebensmittel

Dieses Jahr will Mario Lucia seine kulinarische Bandbreite noch weiter ausbauen. Er hat die Räume des ehemaligen Naturkostladens angemietet. Dort will er Automaten aufstellen, die Getränke und Lebensmittel für Wanderer, Hotelgäste und Bewohner bereithalten. Eine Idee, die in der Sächsischen Schweiz nicht neu ist. Unternehmer Felix Zschoge hat sie etabliert. Er betreibt in der Nationalparkregion bereits mehr als zehn der sogenannten "Proviantomaten", an denen es Brot, Milch, Eier, Wurst, Käse, aber auch Süßigkeiten, Bier und Wein gibt - ausschließlich von regionalen Bauern und Erzeugern. So ähnlich will es Lucia in Stadt Wehlen handhaben. Er will zusätzlich auch frische Fertiggerichte per Automat anbieten. "Zum Beispiel für Hotelgäste, die erst am späteren Abend anreisen, wenn die Restaurants schon Küchenschluss haben", sagt er. Die Gerichte kocht Lucia selbst. Die Geschäftsidee kam ihm durch die Corona-Pandemie. Damals startete er einen Online-Handel und Lieferservice für gehobene Fertiggerichte, die man nur noch erwärmen muss. "Davon profitiert die ganze Stadt. Wenn man zwischendurch etwas braucht, gibt es das am Automaten", erklärt der Unternehmer.