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Hasskommentare nach Polizistenmord: LKA ermittelt gegen zehn Sachsen

Das sächsische Landeskriminalamt ermittelt gegen zehn Verdächtige aus dem Freistaat, die in Kommentaren im Internet die Polizistenmorde von Kusel gebilligt haben sollen.

Von Erik-Holm Langhof
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Das Landeskriminalamt Sachsen ermittelt gegen mehrere Beschuldigte aus dem Freistaat, die im Internet Hasskommentare veröffentlicht haben sollen.
Das Landeskriminalamt Sachsen ermittelt gegen mehrere Beschuldigte aus dem Freistaat, die im Internet Hasskommentare veröffentlicht haben sollen. © Friso Gentsch/dpa (Symbolfoto)

Dresden/Kusel. Das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen ermittelt derzeit gegen zehn Beschuldigte aus dem Freistaat, die im Internet strafbare Hasskommentare veröffentlicht haben sollen. Diese stünden im Zusammenhang mit den Polizistenmorden Ende Januar im rheinland-pfälzischen Kusel.

Nach Angaben der Behörde wurden am Montag bei den Verdächtigen Hausdurchsuchungen sowie Vernehmungen vorgenommen. Demnach gehe es konkret um den Tatvorwurf "der Belohnung und Billigung von Straftaten und/oder die Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener".

Gemeinsamer Aktionstag gegen Hass-Kommentare

"Bei den insgesamt zehn Beschuldigten handelt es sich um eine weibliche Beschuldigte im Alter von 59 Jahren sowie um neun männliche Beschuldigte im Alter zwischen 16 und 45 Jahren. Alle Beschuldigten sind deutsche Staatsangehörige", so das LKA in einer Mitteilung. Die Verfahren seien vom Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz übermittelt worden und würden nun weiter in Sachsen verfolgt.

Die Ermittlungen des LKA Sachsen und der Generalstaatsanwaltschaft Dresden sind Teil eines bundesweiten gemeinsamen Aktionstags zur Bekämpfung von politisch motivierten strafbaren Hassreden. Das LKA in Rheinland-Pfalz hatte den Aktionstag am Montag koordiniert. Nach seinen Angaben gab es Maßnahmen in 15 Bundesländern.

"Oft sind es Worte, die fassungslos machen. Die bundesweiten Maßnahmen bei 75 angetroffenen Tatverdächtigen zeigen jedoch, dass unser Staat wehrhaft ist, genau hinschaut und widerliche Verunglimpfungen nicht duldet", erklärte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD). "Wer hetzt und schamlos gegen andere holzt, muss mit einem Besuch von der Polizei rechnen."

Nach dem Tod der beiden Polizisten war am LKA die Ermittlungsgruppe Hate Speech eingerichtet worden. Derzeit wird gegen 150 Personen ermittelt, die für 172 strafrechtlich relevante Kommentare und 18 Likes verantwortlich sein sollen, hieß es.

Bei den Durchsuchungen am Montag seien hauptsächlich Datenträger wie Smartphones, Laptops oder Festplatten sichergestellt worden. Etwa 90 Prozent der Tatverdächtigen seien männlich, die meisten zwischen 21 und 40 Jahren alt.

Prozess gegen mutmaßlichen Polizistenmörder von Kusel soll starten

"Gleichzeitig erhöhen wir den Verfolgungsdruck auf diejenigen, die glauben, sie könnten im vermeintlichen Schutz des Internets völlig schamlos und ehrverletzend über andere Menschen oder unsere Demokratie herziehen, ohne dafür einstehen und die strafrechtlichen Konsequenzen tragen zu müssen", betonte Achim Füssel, Vizepräsident des LKA Rheinland-Pfalz.

"Die Verfasser von Hassbotschaften im Internet müssen jederzeit mit ihrer Entdeckung und einer schnellen und nachdrücklichen Strafverfolgung rechnen", so der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer.

Viereinhalb Monate nach den tödlichen Schüssen auf die beiden Beamten soll am Dienstag der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter beginnen. Der 39 Jahre alte Mann ist vor dem Landgericht Kaiserslautern wegen Mordes angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, die Polizeianwärterin und den Polizeikommissar bei einer Verkehrskontrolle mit mehreren Gewehrschüssen getötet zu haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Die nächtliche Gewalttat sorgte bundesweit für Entsetzen.