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Eine Beere kommt selten allein

Wie aus einem Irrweg im Maisfeld bei Moritzburg eine Erlebnisplantage wurde, wo es um mehr geht als ums Pflücken. Teil 1 der SZ-Sommerserie.

Von Catharina Karlshaus
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Eine Frau und ihre Früchtchen: Elizabeth Schöne vom Spargelhof in Ponickau mit all den Beeren, die im Moritzburger Hofladen angeboten werden.
Eine Frau und ihre Früchtchen: Elizabeth Schöne vom Spargelhof in Ponickau mit all den Beeren, die im Moritzburger Hofladen angeboten werden. © Jürgen Lösel

Das Glück ist eine Beere. Lila, blau oder feuerrot. Ganz egal. Johanna, Elsa und Jonas schieben in ihre Münder, was die kleinen Öffnungen hergeben. Seit einer halben Stunde tummeln sich die jungen Urlauber aus Rostock gemeinsam mit ihren Eltern auf dem sechs Hektar großen Areal, das sich für die drei Geschwister als eine Insel der unbeschwerten Ferienkinder entpuppt. Unmittelbar vor Moritzburg ist die Erlebnisplantage von Familie Schöne längst zu einem Eldorado der entspannenden Möglichkeiten geworden. „Wir möchten unseren Besuchern ein paar Stunden der Erholung oder Betätigung bieten. Ganz so, wie eben jeder gerade möchte“, erklärt Elizabeth Schöne.

Die studierte Gartenbauerin war zehn Jahre alt, als ihr Vater Holger Irrwege in das Maisfeld hinter der jetzigen Plantage schnitt. Was der Betreiber des sachsenweit bekannten Spargelhofes in Ponickau nicht ahnen konnte: In jenem Juli des Jahres 2000 sollte er eine jahrelange Erfolgsgeschichte begründen. Sommer für Sommer strömen seither Tausende Besucher auf das Fleckchen Land in unmittelbarer Nachbarschaft zum Campingplatz Bad Sonnenland, wo sich in diesen Wochen ohnehin viele Menschen aus aller Welt tummeln.

Sträucher, wohin das Auge blickt. Gut 12.000 Heidelbeer-Pflanzen in Töpfen und 800 Himbeersträucher warten darauf, beerntet zu werden.
Sträucher, wohin das Auge blickt. Gut 12.000 Heidelbeer-Pflanzen in Töpfen und 800 Himbeersträucher warten darauf, beerntet zu werden. © Jürgen Lösel

Während der Mais aufgrund des ewigen Einerlei und der Trockenheit irgendwann mal nicht mehr so wachsen wollte, wie er sollte und schließlich ganz seinen Dienst quittierte, entwickelte sich die Plantage immer mehr zum Freizeitparadies.

Äußerst kooperativ sind dabei jene Früchtchen, an denen nicht nur Kinder wie Johanna, Elsa und Jonas Gefallen finden. Der Jahreszeit entsprechend, können ab Juni zunächst Erdbeeren und später auch Heidelbeeren gepflückt werden. Und das in diesen Wochen in weitaus besserer Qualität, als es die letzten beiden Sommer hergegeben haben. Den Beeren, so Elizabeth Schöne, habe der Wechsel zwischen ergiebigem Niederschlag und wärmendem Sonnenschein nämlich gutgetan. Mit Eimern und Schalen von daheim oder auf der Plantage erhältlichen Pappschalen kann man sich selbst zwischen die Büsche schlagen und die kleinen blauen Früchte pflücken – 8,98 Euro kostet das Kilo momentan.

Blau, prall und lecker. Die verschiedenen Sorten unterscheiden sich nicht geschmacklich, sondern reifen zu unterschiedlicher Zeit heran.
Blau, prall und lecker. Die verschiedenen Sorten unterscheiden sich nicht geschmacklich, sondern reifen zu unterschiedlicher Zeit heran. © Jürgen Lösel

Spätstarter in diesem Jahr, aber immerhin pünktlich zu den sächsischen Sommerferien, seien die Himbeeren. „Sie sind die Prinzessinnen unter den Beeren – und sie verhalten sich dieses Mal auch so“, sagt Elizabeth Schöne. „Aber in den kommenden Tagen können auch sie jetzt endlich bei uns gesammelt werden.“

Wer aber keine Lust hat, sich selbst zu bücken, kann trotzdem allerlei Beeriges mit nach Hause nehmen. Stündlich frisch gepflückt durch die professionellen Helfer des Familienunternehmens, finden sich reichlich bestückte Körbe im Hofladen. Darüber hinaus aus der eigenen Ernte verarbeitete Kirschen, Fruchtaufstriche, Säfte, Tomaten, Gurken, Kohlrabi, Blumen. Und sogar Eier - frisch gelegt von gefiederten Produzenten, die unbeschwert gackernd in der großzügig angelegten Anlage heimisch geworden sind.

Kinderspaß und viel Platz zum ausgelassenen Toben bieten die jedes Jahr neu arrangierten großen Strohballen.
Kinderspaß und viel Platz zum ausgelassenen Toben bieten die jedes Jahr neu arrangierten großen Strohballen. © Jürgen Lösel

Selbst zubereitet sind auch die Speisen, die im Café auf die zwischen Bäumen und unter Überdachungen stehenden Tische kommen. Noch heißer Kuchen aus dem Ofen, belegt mit den jeweils frisch geernteten Beeren vom Feld. Auch Heidelbeerklöße, Eis aus den eigens angebauten Früchten und herzhafte Leckereien.

Hunger stellt sich bald auch schon wieder bei Johanna ein, Elsa und Jonas einstellen dürfte. Schließlich kostet das Balancieren auf dem riesigen Holzklettergerüst, das Spielen im Sandkasten, Schaukeln in die Moritzburger Lüfte und Herumtoben auf den Strohballen richtig viel Kinderkraft. Dass zumindest dieser Ferientag für die drei ein unvergesslicher sein wird, macht den Aufenthalt auf der Plantage von Familie Schöne aus. Denn die kreativen Früchtefans aus Ponickau erkannten schon vor vielen Sommern: Das Glück ist eine Beere.

  • In Moritzburg hat die Erlebnisplantage auf der Schloßallee täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es gibt ein Café, viele Spielmöglichkeiten für Kinder und einen Hofladen.p Weitere Erlebnisplantagen betreibt der Spargelhof Ponickau in Dresden-Weißig auf der Bautzner Landstraße und in Dresden auf der Lockwitztalstraße. Auch dort gibt es Hofläden.
  • In unserer Sommerserie „So schmeckt Sachsen“ stellen wir Hofläden, Manufakturen und Erzeuger regionaler Produkte in Sachsen vor. Noch mehr lokale Produkte, kulinarische Köstlichkeiten und Manufakturwaren aus Sachsen finden Sie in den DDV-Lokalen und im Onlineshop.
  • Alle bisher erschienenen Teile der Serie "So schmeckt Sachsen" finden Sie hier