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Morgenlage in Sachsen: Lehrermangel, Strukturwandel, Drohnen-Abwehrsystem

Sachsen hat ein Nachwuchsproblem im Lehrerberuf + Strukturwandel in der Lausitz + Innenminister legt Drohnen-Abwehrsystem auf Eis

Von Erik Geipel
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Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) übergab in der Lausitz zwei Förderbescheide in Höhe von 28,5 Millionen Euro.
Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) übergab in der Lausitz zwei Förderbescheide in Höhe von 28,5 Millionen Euro. © dpa

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Guten Morgen,

Zwei Nachrichten, ein Thema: In Sachsen sind Hunderte Lehramtsstudienplätze unbesetzt, wie meine Kollegin Andrea Schawe recherchierte. Und: Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fordert eine Kraftanstrengung von Bund und Ländern, um mit ausreichend Fachkräften die Zukunftsfähigkeit der ostdeutschen Wirtschaft zu sichern.

Mittlerweile fehlen in Sachsen nicht mehr die Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze. Es fehlen die Menschen, die sie besetzen. Wie andernorts ist dabei die Demografie ausschlaggebend. In ostdeutschen Ländern wird die Lage durch die Abwanderung seit den 1990er-Jahren verschärft.

Was tun? Kreativität und Flexibilität sind gefragt. Technik kann helfen, etwa dann, wenn ein Lehrer im Klassenzimmer unterrichtet und der Unterricht in ein anderes, entferntes gestreamt wird.

Am Montag treffen sich ostdeutsche Regierungschefs zum Fachkräftegipfel. Kretschmer plädiert für „ein Konzept für die gezielte Zuwanderung von Fachkräften, indem zum Beispiel Vermittlungsabkommen mit Zielregionen geschlossen werden“. Seine Schweriner Kollegin Manuela Schwesig (SPD) spricht von der Stärkung der dualen Ausbildung und guten Arbeitsbedingungen.

Um die begehrten Pfleger, Krankenschwestern, IT-Experten und Forschenden dazu zu bringen, nach Sachsen oder Mecklenburg-Vorpommern zu ziehen, braucht es auch eine Willkommenskultur. Verordnen durch einen Ministerpräsidenten-Beschluss lässt sie sich nicht.

Starten Sie gut in den Tag,

Thilo Alexe, Politikredakteur Sächsische.de

Die wichtigsten News am Morgen

Lehrermangel: Hunderte Studienplätze unbesetzt

Sachsen hat ein Nachwuchsproblem im Lehrerberuf. Zum Wintersemester 2022/23 konnten weder an der TU Dresden noch an der Universität Leipzig alle Studienplätze im Lehramt vergeben werden - in Dresden gab es 810 statt der vorgesehen 890 Immatrikulationen, in Leipzig fingen 1.291 statt 1.500 Studierende neu an. Vor allem für die Oberschulen und die Berufsschulen wurden die Vorgaben nicht erreicht. Nur an der Technischen Universität Chemnitz wurden alle 150 Studienplätze für künftige Grundschullehrer besetzt.

Lehrerverbände und Gewerkschaften fordern, das Studium zu reformieren. Die SPD setzt sich dafür ein, statt wie bisher nach Schulart auszubilden, auf eine Stufenausbildung nach Altersgruppen der Schüler zu setzen. Kritik gibt es auch an den Zugangsvoraussetzungen für ein Lehramtsstudium. Viele Fächer haben nach wie vor einen Numerus clausus. Sächsische.de fasst zusammen, welche weitere Ideen es gibt, mehr Studienplätze zu besetzen.

Förderung für Grünen Wasserstoff aus der Lausitz

Es ist eines der größten Strukturwandelprojekte der Bundesrepublik: In der Lausitz soll ab 2025 grüner Wasserstoff hergestellt werden. Im Industriepark Schwarze Pumpe übergab Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zwei Förderungen in Höhe von 28,5 Millionen Euro. Das Pilotprojekt an der brandenburgisch-sächsischen Grenze hatte sich 2019 bei einem bundesweiten Ideenwettbewerb durchgesetzt. Ziel der Bundesregierung ist es, auf Basis der Wasserstofftechnologie den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids in den Bereichen Industrie, Verkehr und Energie zu senken. Gefördert werden bei dem Projekt sowohl der wirtschaftliche als auch der wissenschaftliche Teil. Während seines Besuchs baten auch die Landräte der Lausitz Robert Habeck, um Unterstützung. Konkret geht es um eine Wasserstoff-Pipeline von der Ostsee bis zur tschechischen Grenze und von Görlitz über Dresden und Chemnitz bis nach Leipzig.

Kein Drohnen-Abwehrsystem für Sachsen

2021 sorgte Roland Wöller (CDU) für Aufsehen. So kündigte der damalige Innenminister an, in Sachsen ein System zur Abwehr von Flugdrohnen installieren zu wollen. Dieses sollte bei der "Bekämpfung von Schwerkriminalität und der Abwehr terroristischer Aktionen" zum Einsatz kommen. Geschätzte Kosten: 7,5 Millionen Euro. Sein Nachfolger Armin Schuster (CDU) legte das Projekt auf Eis, wie eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Linke) herausfand. Eine direkte Begründung, warum der Freistaat bislang keinen Euro in das Projekt gesteckt hat, gibt Sachsens amtierender Innenminister nicht. Dafür aber eine indirekte, indem er eine Statistik vorlegte.

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