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Morgenlage in Sachsen: Klinik-Not; Israel-Krieg; Lina E., Reclam stoppt Lesung

Kliniken fehlen 200 Millionen Euro für Betriebskosten + Ministerin verurteilt Judenfeindlichkeit + Ungarn klagt Linksextreme an + Reclam untersagt Lesung

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Die Kliniken sind derzeit vielerorts in Finanznot. Reformen sollen die Häuser wieder wirtschaftlich machen.
Die Kliniken sind derzeit vielerorts in Finanznot. Reformen sollen die Häuser wieder wirtschaftlich machen. © xcitepress

Guten Morgen,

wenn über Gastarbeiter gesprochen wird, dann denke ich zuallererst an Italiener und Türken, die in den 60er-Jahren nach Westdeutschland gekommen sind. Das liegt sicherlich auch daran, dass es über ihre Geschichte und die ihrer Kinder und Enkel mittlerweile etliche Bücher und Filme gibt. Sie sind auch im historischen Bewusstsein fester Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte geworden. Anders ist es noch immer mit den DDR-Vertragsarbeitern - vielleicht auch deshalb, weil ihre Integration von Anfang an nicht vorgesehen war.

"Vietnamesen in Sachsen: die Unsichtbaren" hat mein Kollege Henry Berndt seinen Report überschrieben, den ich Ihnen heute Morgen ans Herz legen will. Es geht - erzählt an vier Menschen aus Vietnam - um das Leben zwischen zwei Kulturen, um harte Arbeit, um Hoffnungen, die in die nachfolgende Generation gesetzt werden und um Vorurteile. Zum Beispiel gegenüber einer jungen Frau, sich tatsächlich häufiger die Frage gefallen lassen muss, in welchem Blumenladen sie denn arbeite. Dabei ist sie Business Development Manager beim Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Dresden.

Insgesamt, so der Tenor des Textes, wollen vor allem die Kinder der einstigen vietnamesischen Vertragsarbeiter raus aus der Unsichtbarkeit. Sie treten oftmals selbstbewusster auf als ihre Eltern, wollen Gesicht zeigen, sind in der Regel gut ausgebildet. Gut möglich also, dass ihre Lebensgeschichten bald präsenter in der öffentlichen Wahrnehmung sein werden.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Tobias Winzer, Politikredakteur Sächsische.de

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Die wichtigsten News am Morgen:

Kliniken fehlen 200 Millionen Euro für Betriebskosten

Die Krankenhausgesellschaft Sachsen rechnet im kommenden Jahr mit weiteren finanziellen Problemen der Kliniken. "Für 2024 rechnen wir mit etwa 200 Millionen Euro, die Sachsens Krankenhäusern allein bei den Betriebskosten fehlen", sagt Friedrich München, Chef der Krankenhausgesellschaft. Der Freistaat will mit einem neuen Krankenhausplan gegensteuern. Er soll ab 1. Januar 2024 "evolutionär statt revolutionär" die Weichen für die Zukunft stellen, wie Dagmar Neukirch, Staatssekretärin im Sozialministerium, erklärt. Die größten Herausforderungen seien dabei die sinkende, aber älter werdende Bevölkerung und der Fachkräftemangel. Neukirch: "Erreichbarkeit ist für uns ein wichtiges Qualitätskriterium." Allerdings könne nicht jede Klinik die höchsten Behandlungsstufen anbieten. Derweil schätzen es Experten als unwahrscheinlich ein, dass die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wie geplant zum 1. Januar startet, sondern frühestens am 1. April. Sächsische.de mit einem Überblick zur Lage der Krankenhäuser.

Justizministerin verurteilt Judenfeindlichkeit

Nach dem Wiederaufflammen des Nahost-Konflikts hat Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne) Antisemitismus und Israelfeindlichkeit hierzulande verurteilt. "Die Menschen in Israel haben meine volle Solidarität in dieser schweren Zeit", betont Meier. "Es ist nicht hinnehmbar und wir müssen all jenen klar entgegentreten, die in Deutschland den Terror der Hamas gutheißen." Die Strafverfolgungsbehörden seien sich ihrer Verantwortung bewusst und würden konsequent gegen antisemitische Straftaten vorgehen, erklärt die Ministerin. Am Donnerstag wird in der Landeshauptstadt die Jüdische Musik- und Theaterwoche eröffnet - unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, wie Meier erklärt. Das Wichtigste zum Krieg in Israel gibt es in unserem Newsblog.

Derweil soll auch der Prozess gegen den jüdischen Sänger Gil Ofarim ab 7. November am Leipziger Landgericht unter strengen Sicherheitskontrollen stattfinden. Das berichtet der MDR. Grund dafür sei die aktuelle politische Lage, sagt ein Gerichtssprecher. Wie das Gericht weiter bestätigt, hatte sich zuvor Ofarims Anwalt in einem Schreiben angesichts der aktuellen politischen Lage um die Sicherheit seines Mandanten gesorgt.

Mieten weiter gestiegen - vor allem in Leipzig

Die Mietentwicklung in Sachsen geht weiter nach oben. In allen zehn Landkreisen sowie den drei Großstädten haben sich die Angebotsmieten im vergangenen Jahr verteuert – zwischen rund 1,8 und 6,4 Prozent. Die Daten, die aus der Antwort von Bauminister Thomas Schmidt (CDU) auf eine Linkenanfrage hervorgehen, weisen den Spitzenwert für Leipzig aus. Dort erhöhten sich die Angebotsmieten von 7,52 (2021) auf acht Euro (2022) je Quadratmeter. Das entspricht einem Plus von 6,38 Prozent. Den zweithöchsten Anstieg nennt die Statistik für den Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Relativ gering fiel er in Dresden aus. Dort kletterten die Angebotsmieten 2022 nur um 1,76 Prozent. Allerdings sind hier die absoluten Zahlen im Sachsenvergleich am höchsten.

Ungarn klagt zwei Mitglieder der Gruppe um Lina E. an

Die Budapester Oberstaatsanwaltschaft hat gegen zwei deutsche mutmaßliche Linksextremisten und eine italienische Komplizin Anklage erhoben. Vorgeworfen werden ihnen schwere Gewalttaten. Mit anderen Tätern sollen das deutsche Paar und die Italienerin bei fünf Angriffen im Februar dieses Jahres in Budapest sechs Menschen schwer und drei weitere leicht verletzt haben. Der Mann und die Frau aus Deutschland gehören der Anklage zufolge der Leipziger Gruppe um die Linksextremistin Lina E. an. Diese war im Mai von einem Gericht in Dresden zu fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die drei in Ungarn Angeklagten waren im Februar nach Budapest gereist, um mit Gewalt gegen Teilnehmer eines jährlichen SS-Gedenkens vorzugehen.

Reclam untersagt Lesung mit Vaatz, Hermenau und Steimle

Eine für den 9. November im Dresdner Landhaus von der Stadtratsfraktion der Freien Wähler geplante Lesung mit Texten aus Victor Klemperers "LTI" über die Sprache des "Dritten Reiches" ist vom Reclam-Verlag untersagt worden. "Da das Werk Victor Klemperers urheberrechtlich geschützt ist, benötigten sie (die Veranstalter, d. Red.) für eine öffentliche Lesung unsere Genehmigung als Rechteinhaber, die wir ihnen weder erteilt haben noch erteilen werden", so der Verlag auf Bluesky. Nach Informationen von Sächsische.de erfolgt der Schritt wegen der Zusammensetzung der Mitwirkenden. Laut Information der Veranstalter sollten unter anderem "Dresdner Prominente, wie Arnold Vaatz, Antje Hermenau, Uwe Steimle" aus den Texten lesen.

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