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"Reichsbürger"-Fest in Bärwalde: Polizei schickt Anreisende zurück

In Bärwalde im Kreis Görlitz unterbinden die Behörden ein Fest des "Königreichs Deutschland", viele Anreisende kommen nicht einmal bis dorthin. Nun wollen die Reichsbürger offenbar einen anderen Ort nutzen.

Von Mirko Jakubowsky & Ulrich Wolf
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Ein Mitglied der sektenähnliche Organisation Königreich Deutschland sitzt auf der Terrasse des will Schlosses Bärwalde bei Boxberg.
Ein Mitglied der sektenähnliche Organisation Königreich Deutschland sitzt auf der Terrasse des will Schlosses Bärwalde bei Boxberg. © SZ-Archiv: Ulrich Wolf

Boxberg. Schon seit Freitagvormittag läuft dem Areal und im Umkreis des Schlosses Bärwalde im Landkreis Görlitz ein Einsatz von Polizei, Zoll und Landratsamt. Grund sei eine für mehrere Tage angesetzte Veranstaltung des "Königreich Deutschland", wie die Polizeidirektion Görlitz mitteilte. Die Gemeinde Boxberg, zu deren Gebiet das Schloss gehört, hatte dieses Treffen verboten. Und die Polizei setzte das auch konsequent durch.

Grund für das Verbot ist den Angaben zufolge eine fehlende Anmeldung. Zudem habe es keinerlei Korrespondenz zwischen dem Veranstalter, der Gemeinde oder dem Landkreis gegeben. Es fehlten daher sämtliche Informationen zur baulichen Sicherheit, zum Brandschutz, zur Trinkwasserversorgung oder dem Sicherheitskonzept.

Anreise mit Fantasiedokumenten

Schon die Anreise nach Bärwalde wird den Besuchern aus der Reichsbürgerszene nicht leicht gemacht: In der Umgebung des Schlossareals sehen sie sich der Staatsmacht der von ihnen nicht anerkannten Bundesrepublik Deutschland ausgesetzt. Insgesamt kontrollierten die Beamten bis Samstagmittag knapp 250 Fahrzeuge - und schickten davon einen großen Teil wieder nach Hause. In der Summe mussten 153 Personen den Rückweg antreten, hieß es.

Bei den Kontrollen versuchten mehrere Anreisende, sich mit Fantasiedokumenten des "Königreichs Deutschland" auszuweisen. Ein stark alkoholisierter Radfahrer sei der Polizei in die Arme gefahren, gegen ihn werde wegen Trunkenheit im Straßenverkehr ermittelt. Der Fahrer eines Autos sei ohne Führerschein unterwegs gewesen. Zudem seien sieben Aufenthaltsverbote ausgesprochen worden.

Auch die Gemeinde Boxberg engagiert sich: Sie hatte für Samstagvormittag zu einem "Brunch mit dem Bürgermeister" Hendryk Balko eingeladen. Der Politiker von der WV Boxberg informierte im Anschluss gemeinsam mit Vertretern von Polizei, Landkreis und des Expertennetzwerks Rechtsextremismus unter anderem über die Umtriebe der "Reichsbürger".

Verlegung nach Halsbrücke?

Lediglich ein paar Dutzend schon früher angereiste "Reichbürger" waren auf dem Schlossgelände in Halsbrücke zu sehen. Angesichts der ausbleibenden Gäste disponieren die Veranstalter nun offenbar um. Nach Informationen von Sächsische.de werden alle Teilnehmer, die sich beim "Königreich Deutschland" online für die Veranstaltung in Bärwalde angemeldet hatten, darüber informiert, dass das Treffen ins Kanzleilehngut in Halsbrücke verlegt wird.

Das Gut in Mittelsachsen hatte erst in diesem Jahr den Besitzer gewechselt, offenbar lief der Deal über Mittelsmänner des "Königreichs Deutschland". Allerdings könnte die Stadt Freiberg unter Umständen noch von einem Vorkaufsrecht Gebrauch machen, berichtete unlängst die "Freie Presse".

Auf dem Schloss Bärwalde seit 2022 ansässig

Das "Königreich Deutschland" ist eine sektenähnlich strukturierte Bewegung, die die Bundesrepublik als Staat nicht anerkennt. Ihr Gründer Peter Fitzek war erst vor Kurzem zu einer achtmonatigen Haftstrafe verurteilt worden, hatte dagegen allerdings Berufung eingelegt und ist deshalb weiter auf freiem Fuß.

Der selbsternannte "König von Deutschland", Peter Fitzek.
Der selbsternannte "König von Deutschland", Peter Fitzek. © Archivbild: Robert Michael

Fitzek hatte nach eigenen Angaben mit 500 Teilnehmern gerichtet. Auf dem Schloss in Bärwalde hatten sich seine Gefolgsleute bereits 2022 eingerichtet.

Der Verfassungsschutz zählt ihn zu den politischen Extremisten und warnt vor seiner Gruppierung. Sein "Königreich" hat außer in Bärwalde in jüngerer Zeit noch ein Areal in Eibenstock im Erzgebirge erworben.