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Rettungswagen rücken häufiger aus

Der Anstieg in Sachsen hat mehrere Gründe. Zudem gibt es eine Debatte um die Ausbildung von Sanitätern.

Von Thilo Alexe
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Im Jahr 2018 rückten Rettungswagen in Sachsen über 531.000-mal aus - ein enormer Anstieg.
Im Jahr 2018 rückten Rettungswagen in Sachsen über 531.000-mal aus - ein enormer Anstieg. © Archiv/Marko Förster (Symbolfoto)

Dresden. Der Anstieg fällt deutlich aus: In Sachsen werden Rettungswagen immer häufiger gerufen. Zwischen 2003 und 2018 verzeichneten die Leitstellen ein Anwachsen der Einsatzzahlen um 75 Prozent. Die Daten gehen aus einer Erhebung des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen hervor, der sie im Magazin Feuerwehr aktuell publizierte. Demnach rückten Rettungswagen im Jahr 2003 fast 303.300-mal aus. Im Jahr 2018 lag die Einsatzzahl bei 531.036.

Das Geschehen in den wachsenden Großstädten Dresden und Leipzig hat daran einen weniger großen Anteil. Im Vergleichszeitraum erhöhten sich die Einsätze dort zwar von rund 87.500 auf knapp 147.500. Der Großteil spielte sich allerdings außerhalb dieser Städte ab. Dort stieg die Zahl der Einsätze auch etwas stärker an, von rund 215.800 auf knapp 383.400.

Mehr psychische Notlagen

Der Chef des Landesfeuerwehrverbandes, Andreas Rümpel, nennt Gründe für den Anstieg. Unter anderem riefen häufiger alte, hilfsbedürftige Menschen die Rettungswagen. Auch sei die Zahl der Einsätze aufgrund psychischer Notlagen gestiegen.

Rümpel verweist auf Schwierigkeiten bei der Besatzung für die Wagen. Hintergrund ist eine Gesetzesänderung. Ab dem Jahr 2024 müssen nach Angaben des Feuerwehrverbandes Rettungswagen mit Notfallsanitätern besetzt sein. Den Beruf definiert ein Bundesgesetz aus dem Jahr 2014. „Die bisherige Qualifikation Rettungsassistent wurde durch das Berufsbild Notfallsanitäter ersetzt“, schreibt der Verband.

Die Zeit wird knapp

Nach dessen Darstellung gibt es nicht genügend Ausbilder. Zudem könnten bisherige Rettungsassistenten nach fünfjähriger Berufserfahrung die Prüfung zum Sanitäter ablegen. Wer über drei Jahre oder weniger lange Berufserfahrung verfügt, benötige umfassende Zusatzlehrgänge. 

„Wer glaubt, dass wir im Freistaat Sachsen viel Zeit haben, um das für die Sicherstellung des Rettungsdienstes ab 2024 erforderliche Personal zum Notfallsanitäter auszubilden oder in diesem neuen Berufsbild zu gewinnen, der liegt völlig falsch“, mahnt Rümpel. Um aus Verbandssicht drohende Engpässe zu vermeiden, schlägt das Gremium vor, die Pflicht zum Rettungssanitäter im Einsatzwagen nach hinten zu verschieben. Zudem sei die geforderte Zeit von fünf Jahren Berufserfahrung willkürlich.

Die Abgeordnete Susann Schaper (Linke) befürwortet den Einsatz der Notfallsanitäter ab 2024 und fordert von der Staatsregierung Anstrengungen, um den Beruf attraktiver zu machen. Das Innenministerium verweist in der Antwort auf Schapers Anfrage darauf, dass seit der Einführung stetig steigende Ausbildungs- und Absolventenzahlen zu verzeichnen seien.