Sachsen
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Kommentar zum Unterrichtsausfall: Schule? Findet heute nicht statt

An Sachsens Schulen fällt so viel Unterricht aus wie noch nie. Die Zahlen zeigen das ganze Dilemma des Lehrermangels. Ein Kommentar.

Von Andrea Schawe
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© Dietmar Thomas

Die neusten Zahlen zum Unterrichtsausfall in den Schulen zeigen das ganze Dilemma des Lehrermangels in Sachsen. Weil Bewerber fehlen, können nicht alle freien Lehrerstellen besetzt werden. Die Schulleitungen kommen also nicht drumherum, die Stundentafel zu kürzen, weil es für viele Fächer schlicht niemanden gibt, der sie unterrichten kann. Dabei hat das Kultusministerium die Lehrpläne erst 2019 zusammengekürzt und die Stundenzahl in vielen Fächer verringert.

Die Lehrerinnen und Lehrer, die da sind, müssen versuchen, die Defizite abzufangen. Das bedeutet für viele Fachlehrer, dass sie an mehreren Schulen unterrichten müssen. In der Grundschule betreuen die Lehrerinnen und Lehrer oft mehrere Klassen gleichzeitig - und verteilen Aufgaben statt zu unterrichten. In den Ober- und Förderschulen stehen sie vor riesigen sozialen Herausforderungen, die sie für das Wohl der Gesellschaft zusätzlich noch lösen sollen.

Mehr Belastung, mehr Krankheit

Doch die Lücken sind zu groß. Die Belastung führt schon jetzt dazu, dass Lehrerinnen und Lehrer mehr Tage krank waren als in den Vorjahren – und als in anderen Berufsgruppen. Wenn zwar mehr Lehrkräfte Vollzeit arbeiten, sich aber dann öfter krank melden, hat das für die Unterrichtsabsicherung gar nichts gebracht. Die Lehrerinnen und Lehrer mehr zu belasten, wird das Problem wahrscheinlich nicht lösen.

Eine Lösung wird es nur geben, wenn sich mehr Bewerberinnen und Bewerber für den Lehrerberuf begeistern. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern um attraktive Arbeitsbedingungen für junge Menschen. Für sie zählt auch eine gesunde Work-Life-Balance - ob einem das nun gefällt oder nicht.

Außerdem muss kreativ nach Lösungen gesucht werden, wie mehr Klassen mit wenigen Lehrkräften unterrichtet werden könnten. Am konsequenten Ausbau der digitalen Infrastruktur und der Weiterbildung in hybriden Unterrichtsformaten wird Sachsen nicht vorbeikommen.