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So hilft Sachsen Winzern und Obstbauern nach dem Frost

Die späten Fröste im April waren ein Schock für Sachsens Obst- und Weinbauern. Wie die Landesregierung nun hilft, und was die Winzer und Landwirte erwarten.

Von Georg Moeritz
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Blick auf geschädigte Birnenblüten: Viele Obstsorten und Weinreben wurden im April von Frösten heimgesucht, vorher war es sehr warm.
Blick auf geschädigte Birnenblüten: Viele Obstsorten und Weinreben wurden im April von Frösten heimgesucht, vorher war es sehr warm. © SZ/DIetmar Thomas

Dresden. Sachsens Apfelplantagen und Weinberge sollen erhalten bleiben: Die Landesregierung stellt 22 Millionen Euro für Winzer und Obstbauern bereit, die durch den Aprilfrost den größten Teil der erhofften Ernte verloren haben. Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) sagte am Dienstag in Dresden, damit sollten Betriebsschließungen und Rodungen vermieden werden. „Wir brauchen die Betriebe für lebendige ländliche Räume“, sagte Günther.

Der Bund hatte Hilfen für die frostgeschädigten Bauern abgelehnt. Laut Günther ist die sächsische Hilfe „kraftvoller als das, was ich aus anderen Bundesländern kenne“. Er wolle, dass möglichst kein Unternehmen aufgeben müsse.

Vor allem der Frost in der Nacht auf den 23. April hatte die Pflanzen stark geschädigt, weil Blüten und Reben im sehr warmen Frühling weit vorangekommen waren. Der Weinbauverband sprach von durchschnittlich 83 Prozent Ausfall pro Weingut und berechnete den erwarteten Ausfall auf 34 Millionen Euro, bei 16 Euro Erlös netto pro Liter Wein. Der Landesverband Sächsisches Obst sprach von bis zu 100 Prozent Ausfall bei Äpfeln, Kirschen und Pflaumen. Damit würden rund 50 Millionen Umsatz fehlen. Um die Betriebe zu erhalten und die Pflegearbeiten bis zur nächsten Ernte zu finanzieren, seien wenigstens 27 Millionen Euro nötig.

Winzer mit Versicherung werden belohnt

Minister Günther sagte, ein Teil der Betriebe sei versichert, vor allem im Weinbau. Das sei in der Förderrichtlinie Hilfen Land- und Forstwirtschaft berücksichtigt, die nun auf Beschluss des Kabinetts aktiviert werde. Wer sich nicht versichert habe, könne in der Regel nur bis zu 40 Prozent der Schäden ersetzt bekommen, für Versicherte gebe es bis zu 80 Prozent.

Die Winzer und Obstbauern können voraussichtlich ab September das Hilfsgeld bei der Sächsischen Aufbaubank beantragen, ein Wirtschaftsprüfer muss die Schadenshöhe bestätigen. Günther rechnet damit, dass die meisten Anträge erst Ende des Jahres eintreffen, vor allem von Winzern erst im nächsten Jahr.

Obstbauverband: Die Millionen reichen nicht

Anträge könne stellen, wer mehr als 30 Prozent der durchschnittlichen Jahreserzeugung eingebüßt habe, sagte Günther. Das gelte für alle Obstbauern, sagte Udo Jentzsch, Geschäftsführer des Obstbauverbandes Sachsen & Sachsen-Anhalt. Doch die 22 Millionen Euro, davon sieben Millionen Euro im kommenden Jahr, reichten „hinten und vorne nicht“. Die Betriebe hätten schon in den vergangenen Jahren keine Rücklagen bilden können, mal wegen Hagels, mal wegen Sonnenbrands. Weinbauverbandschef Felix Hößelbarth sagte, der Verband wolle sich noch nicht äußern und die Ankündigung „erst mal sacken lassen.“

Minister Günther sagte, das sächsische Hilfsprogramm sei eine große politische Kraftanstrengung. Der Finanzminister habe zum Sparen aufgefordert. Nachdem der Landwirtschaftsminister vor zwei Wochen öffentlich Hilfsgeld versprochen hatte, hatte Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) darauf hingewiesen, aus dem allgemeinen Landeshaushalt stehe kein Geld zur Verfügung. Günther sagte, ein "kunstvolles Gebäude" habe errichtet werden müssen. Bis zu zehn Millionen Euro könnten vorübergehend und einmalig aus dem Klimafonds entnommen werden, müssten aber nächstes Jahr dorthin zurückfließen. Das Geld werde dann für Aufgaben des Wassermanagements benötigt.

Kurzarbeitergeld und Steuerstundung angeboten

Um den Bauern und Winzern zu helfen, könne im Finanzministerium auch geprüft werden, ob Steuerzahlungen und Pachten für Flächen des Landes gestundet werden können. In manchen Fällen könne auch Kurzarbeitergeld infrage kommen. "Mehr kann man im Moment nicht tun", sagte Günther.

Obstbau-Geschäftsführer Jentzsch sagte auf die Frage, ob betroffene Betriebe nun Apfelbäume roden würden: "Es wird überall gerodet, weil es auch Bäume gibt, die nicht mehr die notwendige Qualität bringen". Das sei üblich, aber für Neuanpflanzungen und den weiteren Betrieb sei Geld nötig. Von einem Kilo Äpfel, das im Laden für 1,50 bis 3,00 Euro verkauft werde, bekämen die Bauern nur etwa 30 Cent. Ein großer Teil des Verkaufspreises werde für Handelsspanne, Transport und Lagerung benötigt.

Die Kosten für Ernte und Lagerung könnten in diesem Jahr teilweise gespart werden, es würden nur wenige Erntehelfer bestellt. Für den Direktverkauf etwa im Hofläden werde es auch in diesem Jahr sächsische Äpfel geben, aber viele seien voraussichtlich deformiert. Jentzsch bestätigte die Aussage des Ministers, dass Sachsen derzeit mehr Hilfe biete als andere Länder. In Sachsen-Anhalt gebe es keine alte Förderrichtlinie, die sich aktivieren lasse wie in Sachsen, aus Thüringen sei kein Hilfsangebot bekannt - doch dort seien die Schäden ähnlich.