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Sächsische Schweiz: Bergwacht-Hütte im Bielatal wird saniert

Die Bedingungen für die Bergretter waren längst nicht mehr zeitgemäß. Jetzt kann gebaut werden - dank einer Spendenaktion und motivierter Wanderer.

Von Dirk Schulze
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70.000 Euro für die Bergwacht: Christoph Weber, Marcus Ziegler, Michael Geisler und Rita Seidel mit Marco Domogalski von Radeberger (v.l.n.r.).
70.000 Euro für die Bergwacht: Christoph Weber, Marcus Ziegler, Michael Geisler und Rita Seidel mit Marco Domogalski von Radeberger (v.l.n.r.). © Marko Förster

Insgesamt 75.844 Kilometer waren es zum Schluss. Von Anfang Mai bis Mitte September konnten Wanderer für eine Spendenaktion ihre gelaufenen Kilometer mittels einer App zählen. Nicht nur in Sachsen, auch in der benachbarten tschechischen Region Ústí nad Labem, denn das Elbsandsteingebirge erstreckt sich bekanntermaßen beidseits der Grenze.

Pro Kilometer wollte die Radeberger Exportbierbrauerei 50 Cent locker machen. Damit es sich lohnt, wurden letztlich auch Kletter- und Radtouren mitgezählt. Hinzu kamen Teile der Einnahmen aus einem Kinoabend bei den Filmnächten am Elbufer in Dresden sowie Spenden von einer Herbstwanderung in Radeberg. Am Ende waren 67.197 Euro beisammen, die das Unternehmen auf glatte 70.000 Euro aufrundete.

Die Summe konnte jetzt an die Empfänger übergeben werden. Das Geld kommt der Bergwacht in der Sächsischen Schweiz zugute, genauer gesagt der Bergwacht-Hütte an der Ottomühle im Bielatal. Dort tun die Bergretter an den Wochenenden von Ostern bis Ende Oktober ihren Dienst - komplett ehrenamtlich.

Bergwacht-Hütte muss modernisiert werden

Die Bedingungen in der Hütte sind längst nicht mehr zeitgemäß. Es steht nur eine einzige Toilette zur Verfügung und ein gemeinsamer Schlafboden. "Wenn dort zehn Leute schlafen auf Betten, die quietschen und auf durchgelegenen Matratzen, dann ist das anstrengend", sagt Bergwacht-Koordinator Christoph Weber. Die 1962 erbauten Hütte war ursprünglich für eine vierköpfige Besetzung gedacht, die letzte Teilsanierung fand 2006/07 statt.

Die Bergwacht-Hütte nahe der Ottomühle im Bielatal in der Sächsischen Schweiz.
Die Bergwacht-Hütte nahe der Ottomühle im Bielatal in der Sächsischen Schweiz. © Christoph Weber
Quietschende Betten, durchgelegene Matratzen. Die Bedingungen für die Retter sollen besser werden.
Quietschende Betten, durchgelegene Matratzen. Die Bedingungen für die Retter sollen besser werden. © Christoph Weber
Getrennte Sanitärräume und ein großer Aufenthaltsraum sind geplant.
Getrennte Sanitärräume und ein großer Aufenthaltsraum sind geplant. © Christoph Weber

Jetzt soll alles besser werden. Noch Ende Oktober wird die Hütte ausgeräumt, über den Winter läuft der Umbau. Geschlechtergetrennte Sanitärräume sollen her, damit die Bergretter morgens nicht mehr anstehen müssen. Zudem soll die Hütte eine ordentliche Küche mit modernen Geräten bekommen und einen größeren Aufenthaltsraum, sodass endlich alle zusammen am Tisch sitzen können. "Das ist vor allem wichtig für die Gemeinschaft", sagt Christoph Weber.

Die Mitglieder der Bergwacht opfern ihre Freizeit, um anderen Menschen zu helfen. Ein Engagement, das man gar nicht hoch genug einschätzen könne, wie Rita Seidel, Vorstand vom DRK Kreisverband Sebnitz erklärt, wo die Bergwacht angesiedelt ist. Neben den Diensten am Wochenende gibt es Bereitschaften unter der Woche. Auf der Hütte im Bielatal findet auch ein Großteil der zweijährigen Ausbildung statt. Mehrere Lehrgänge und gutes Kletterkönnen sind erforderlich, um Bergretter zu werden.

Immer mehr Einsätze für die Bergwacht

Die Fähigkeiten der Bergwacht werden gebraucht. Je mehr Touristen in der Felslandschaft des Elbsandsteingebirges unterwegs sind, desto mehr passiert. Noch vor acht Jahren waren es knapp 50 Einsätze pro Jahr, erklärt DRK-Chefin Rita Seidel. Allein in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 musste die Bergwacht in der Sächsischen Schweiz schon 133-mal ausrücken (Stand 26. Oktober). Bis zum Jahresende dürften es mehr als 150 Einsätze werden.

Längst sind es nicht mehr nur verunglückte Kletterer, die Hilfe brauchen, sondern vielfach Wanderer, die das Gelände unter- und sich selbst überschätzen. Die häufigsten Unfälle sind Sprunggelenksfrakturen, weil eine Person weggerutscht oder umgeknickt ist. Die Bergwacht wird immer dorthin gerufen, wo es für den regulären Rettungsdienst zu unwegsam ist.

Im kommenden Jahr wird weiter gesammelt

Zusätzlich zu den aktuell gespendeten 70.000 Euro stehen noch 41.000 Euro aus den Vorjahresaktionen von Radeberger zur Verfügung, weitere 10.000 Euro legt der Förderverein der Freunde des Nationalparks obendrauf. Insgesamt stehen somit 121.000 Euro für die Modernisierung der Bergwacht-Hütte zur Verfügung. Reicht das angesichts der aktuellen Baupreise aus? DRK-Chefin Rita Seidel hofft darauf, dass im Zweifelsfall auch die Handwerker für den guten Zweck mit sich reden lassen.

Landrat Michael Geisler (CDU), über dessen Landratsamt die Sanierung läuft, gibt sich zuversichtlich: "Die Hütte wird zu Ostern fertig sein", sagt Geisler. Im Zweifelsfall werde man Wege finden. Die Bergwacht sei ein wichtiger Bestandteil des Rettungsdienstes im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Insgesamt hat die Radeberger Exportbierbrauerei mit verschiedenen Aktionen in den vergangenen drei Jahren 352.000 Euro für die Sächsische Schweiz gespendet. Damit habe man Infrastrukturprojekte realisieren können, für die sonst kein Geld da gewesen sei, erklärt Marcus Ziegler, stellvertretender Vorsitzender des Vereins der Nationalparkfreunde. Unter anderem wurden eine Steiganlage auf den Pfaffenstein saniert und zuletzt eine Wanderwegbrücke im Polenztal. Im kommenden Jahr soll es weitergehen, kündigte die Brauerei jetzt an.