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Sächsische Schweiz: Naturpark-Initiative entsetzt nach Brandflächen-Rundgang

Nach einer vierstündigen Tour im Schmilkaer Revier erneuert die Initiative Naturpark Sächsische Schweiz ihre Kritik. Es sei falsch, Natur Natur sein zu lassen.

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Die Aufarbeitung der Folgen des Waldbrandes vom Sommer 2022 ist noch lange nicht abgeschlossen.
Die Aufarbeitung der Folgen des Waldbrandes vom Sommer 2022 ist noch lange nicht abgeschlossen. © Thomas Möckel

Vertreter der Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz und Mitglieder des Stadtrates von Hohnstein sowie die Nationalparkverwaltung haben vor Kurzem die Waldbrandflächen vom Sommer 2022 besichtigt. Eine vierstündige Tour führte durch das Schmilkaer Revier. Die Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz kritisiert auch nach der Rundfahrt grundlegend den Versuch, "die sensible Kulturlandschaft der Sächsischen Schweiz unter das Schutzkonzept eines Nationalparks zu stellen", wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Die flächendeckende Anwendung des Prinzips "Natur Natur sein lassen" sei eine Praxis der Verluste. Und man müsse sich mit der Frage auseinandersetzen, ob das Nationalparkkonzept angemessene Reaktionen auf derartige Herausforderungen in der Kulturlandschaft leisten kann oder ob nicht der Naturpark das ehrlichere Schutzkonzept für die Sächsische Schweiz darstelle.

"Die verheerenden Folgen des Nationalparkkonzepts zeigen sich nicht nur an den vier Standorten, die bei der Führung mit der Nationalparkverwaltung aufgesucht wurden", sagt Hanka Owsian, von der Bürgerinitiative. So habe die Nationalparkverwaltung am ersten Standort das Waldbild am Hang des Wurzelweges kurz nach dem Ortsausgang von Schmilka in Richtung Großer Winterberg als Idealbild einer urwüchsigen, wilden Elbsandsteinnatur präsentiert. Das stimme so nicht, sagen Mitglieder der Initiative.

"Die Wahrheit ist, das sich hier bemerkenswerterweise ein Kulturwald zeigt, der bereits vor Widmung des Gebietes als Nationalpark in dieser Form bestand und nicht Ergebnis des Prinzips Natur Natur sein lassen ist. In unmittelbarer Nähe zum Ort findet sich der Einfluss von Kulturleistungen und keine von Menschen unberührte Natur", heißt es in der Pressemitteilung der Bürgerinitiative.

Besucht wurden auch die Kehren an der Winterbergstraße, wo der Brand von tschechischer auf die deutsche Seite übergegriffen hat. Die Vertreter der Nationalparkverwaltung haben da unter anderem auch auf die günstige Fügung der Wetterverhältnisse und die geringe flächenmäßige Ausbreitung des Waldbrandes zugunsten der sächsischen Seite hingewiesen. Für die BI nicht akzeptabel. "Hierbei entstand der Eindruck, dass die Gefahrensituation unterschätzt wird. Spiegeln wir die abgebrannten Flächen der tschechischen Seite, hätten wir einen kompletten Verlust des Gebietes Großer Zschand zu verzeichnen", sagt Hanka Owsian.

Totholz begünstigte Flugfeuer

Ein weiterer Ort bei der Begehung war der Grenzweg. An diesem Punkt zeigte sich die Bürgerinitiative enttäuscht darüber, dass dessen strategische Bedeutung als entscheidender Rettungsweg während des Waldbrandes von der Nationalparkverwaltung nicht wahrgenommen werde, heißt es in der Pressemitteilung. Die Relevanz eines ungehinderten, grenzüberschreitenden Aktionsradius für Feuerwehren und Rettungskräfte bliebe damit unbeachtet. Das Argument einer natürlichen Erholung der Brandflächen sei unbestritten, aber allein die noch unbekannten Auswirkungen beispielsweise auf Felsstrukturen und Kleinstlebewesen seien inakzeptable Kollateralschäden, die aus Sicht der Bürgerinitiative vermieden werden müssten.

Zusammenfassend habe die Begehung einmal mehr gezeigt, wie verlustreich die Praxis Natur Natur sein lassen für die Kulturlandschaft der Sächsischen Schweiz sei und in der Zukunft noch sein werde. Die Bürgerinitiative erhebt schwere Vorwürfe gegen die Nationalparkverwaltung. Dort erfasse man den problematischen Kern der Konzeption nicht und versuche trotz massiver Verluste im Naturraum ein positives Image des Nationalparks zu verbreiten. Damit werde unterschlagen, dass die Totholzbestandteile zu einer erheblichen Intensität des Brandes geführt haben und im Zusammenhang mit den Flugfeuern stehen, so die Meinung der Initiative. (SZ)