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Kontrolle im Nationalpark: Polizei stellt Zündler

Bei einer nächtlichen Tour durch die Sächsische Schweiz werden Boofer ertappt, die trotz Verbot ein Lagerfeuer entfachen. Das kann teuer werden.

Von Katarina Gust & Daniel Förster
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Beim Zündeln erwischt: Naturschutzwart Frank Strohbach (re.) belehrt drei Männer, die am Kanstein ein verbotenes Lagerfeuer gemacht haben.
Beim Zündeln erwischt: Naturschutzwart Frank Strohbach (re.) belehrt drei Männer, die am Kanstein ein verbotenes Lagerfeuer gemacht haben. © Daniel Förster

Es passiert immer wieder, obwohl es streng verboten ist: Im Nationalpark Sächsische Schweiz werden regelmäßig Boofer erwischt, die illegal Feuer machen. Und das trotz extremer Trockenheit und einem besonders hohen Waldbrandrisiko. Der jüngste Waldbrand an der Bastei zeigt, wie schnell sich solch ein Feuer ausbreiten kann.

Nach allein 17 Wandbränden im Jahr 2018, sind Ranger der Nationalparkverwaltung und Beamte der Polizeidirektion Dresden verstärkt zu gemeinsamen Kontrollen unterwegs. Ihr Ziel: Illegale Feuer und Zündler ausfindig machen, um mögliche Waldbrände zu verhindern. So auch am vergangenen Wochenende.

Kontrolle vom Aussichtsfelsen: Polizeioberkommissar Raymond Sachs (li., 43) von der Polizeidirektion Dresden und Naturschutzwart Jens Posthoff (57) von der Nationalparkverwaltung halten nach illegalen Feuerstellen Ausschau.
Kontrolle vom Aussichtsfelsen: Polizeioberkommissar Raymond Sachs (li., 43) von der Polizeidirektion Dresden und Naturschutzwart Jens Posthoff (57) von der Nationalparkverwaltung halten nach illegalen Feuerstellen Ausschau. © Daniel Förster

Acht Polizeibeamte und 13 Nationalpark-Ranger, aufgeteilt in sechs gemischten Gruppen, durchstreiften die Wälder der Sächsischen Schweiz. Sie haben vor allem bekannte Biwak-Plätze im Fokus. Von einem bekannten Aussichtsfelsen in der Hinteren Sächsischen Schweiz halten sie mit einer Wärmebildkamera nach illegalen Lagerfeuern beim Boofen Ausschau - und werden tatsächlich fündig.

Polizei löst Nachtlager am Kanstein auf

"Wissen Sie, was Sie hier für einen Schaden anrichten?" Es ist 21.31 Uhr am Freitagabend, als Naturschutzwart Frank Strohbach drei jungen Männern diese Frage stellt. Das Trio hat am Kanstein im Zschandgebiet ihr Nachtlager aufgeschlagen, um dort im Freien zu übernachten. Die Männer campieren aber nicht nur, sie haben auf einem Felsplateau ein kleines Lagerfeuer entfacht.

Entdeckt: Am Kanstein oberhalb des Kirnitzschtals flackert ein Lagerfeuer.
Entdeckt: Am Kanstein oberhalb des Kirnitzschtals flackert ein Lagerfeuer. © Daniel Förster

Die Flammen mitten im Wald haben die Polizisten und Ranger bei ihrem Kontrollgang bereits aus der Ferne entdeckt. Nun eilen sie zum Kanstein oberhalb des Kirnitzschtals. Die Boofer, die sie hier antreffen, haben das Feuer entfacht, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Das Trio kommt aus Berlin, wollte wandern. Einer der Männer feiert zudem seinen Junggesellenabschied, heißt es.

"Jeder Gast ist im Nationalpark willkommen, aber zu den Regeln, die der Freistaat Sachsen aufgestellt hat", erklärt Naturschutzwart Frank Strohbach. Dazu gehört ein striktes, ganzjähriges Feuerverbot im Wald. Lediglich an ausgewiesenen Stellen sind Feuer erlaubt. Bei der aktuell geltenden Waldbrandgefahrenstufe 3 dürfen jedoch auch diese nicht genutzt werden.

Schnell löschen die Boofer ihr Feuer. Erst mit Wasser aus Trinkflaschen, dann mit Sand. Bei der Gruppe sitzt der Schreck offenbar tief. Kleinlaut reicht einer der Zündler Frank Strohbach die Hand und entschuldigt sich. Dann packt das Trio die Rucksäcke zusammen. Das Nachtlager wird aufgelöst. Begleitet von der Polizei verlassen die drei den Wald nahe dem Zeughaus.

Es drohen empfindliche Geldstrafen

Ihnen drohen jetzt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und eine empfindliche Geldbuße. Vermutlich in deutlich dreistelliger Höhe, wie Nationalparksprecher Hanspeter Mayr sagt. "Nicht nur, dass sie die Wege verlassen haben und an einer nicht zugelassenen Stelle übernachten wollten. Sie haben bei Waldbrandgefahrenstufe 3 auch noch ein Feuer entfacht", erklärt er.

Naturschutzwart Frank Strohbach und seine Kollegen werden am nächsten Morgen erneut zum Kanstein kommen, um zu kontrollieren, ob das Feuer auch wirklich aus ist. Es könne ja sein, dass in der Nacht noch Wind aufkommt und sich erneut Flammen bilden.

Brände können Millionenschaden verursachen

Nicht ausreichend gelöschte Wildfeuer können eine Ursache für Waldbrände sein. Jedes Jahr werden durch die Nationalparkverwaltung bis zu 300 illegale, wilde Feuerstellen entdeckt. Sachschäden in Millionenhöhe gab es zum Glück noch nicht, sagt Sprecher Hanspeter Mayr. Für die betroffenen Kommunen sei die finanzielle Belastung dennoch groß, da sie die Feuerwehreinsätze bezahlen müssen. Kosten im sechsstelligen Bereich gab es laut Mayr bereits.

Feuer im Nationalpark und im Landschaftsschutzgebiet seien kompliziert, richten enorme Schäden an der Natur an und gefährden die Leute, die die Brände löschen müssen. Für Feuerwehrleute sei es in dem unwegsamen und schwierigen Gelände eine extreme Belastung, zu löschen. Auch wenn Technik dabei helfen könne, sei sie jedoch nicht ausreichend, um jedes Glutnest im Boden zu finden und zu ersticken. "Für die zumeist ehrenamtlichen Kräfte ist es mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden", gibt Mayr zu bedenken.

"Wir wollen das Thema gerade jetzt zu Beginn der Ferien wieder ins Bewusstsein bringen und die Nationalpark-Besucher sensibilisieren, achtsam zu sein und Rücksicht zu nehmen", erklärt Mayr. Auch gegenüber Tieren. Diese hätten von Natur her panische Angst vor Feuer und würden sogar ihren Nachwuchs zurücklassen.

Die Zusammenarbeit zwischen der Nationalparkbehörde und der Dresdner Polizeidirektion ist inzwischen routiniert, sagt Polizeisprecher Marko Laske. Es gehe vorrangig um Prävention. Das zeigt auch die aktuelle Bilanz vom Wochenende. Denn Polizei und Ranger ertappten nicht nur das zündelnde Trio am Kanstein.

Auch verboten: Polizei und Ranger haben auf einem Weg im Kirnitzschtal einen Camper entdeckt, in dem eine Familie aus Thüringen übernachten wollte. Für sie war die Nacht an dieser Stelle vorbei.
Auch verboten: Polizei und Ranger haben auf einem Weg im Kirnitzschtal einen Camper entdeckt, in dem eine Familie aus Thüringen übernachten wollte. Für sie war die Nacht an dieser Stelle vorbei. © Daniel Förster

Die Ordnungshüter entdeckten zudem eine sechsköpfige Gruppe, die im Begriff war, eine Feuerstelle zu errichten. Außerdem verwiesen sie Touristen, die an der Carola-Aussicht übernachten wollten, an eine zulässige Stelle. Mit einem Ordnungsgeld muss zudem eine Familie aus Thüringen rechnen. Das Ehepaar mit Kindern aus der Region Gera war im Kirnitzschtal mit einem Caravan in den Wald gefahren, um dort zu übernachten. Auch das ist verboten.