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Sächsische Schweiz: Antonov fast komplett

In Altendorf bei Sebnitz entsteht eine der ausgefallensten Ferienwohnungen in einer AN2. Nicht nur der Ausblick ist genial.

Von Anja Weber
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Erik Herbert im Cockpit seiner Antonov, dahinter der Blick auf die Schrammsteinkulisse.
Erik Herbert im Cockpit seiner Antonov, dahinter der Blick auf die Schrammsteinkulisse. © Steffen Unger

Der Eröffnungstermin steht: 17. Juli 2021, 30 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion, wird das legendäre russische Flugzeug Antonov wieder in Betrieb gehen. Nicht als Flieger, sondern als außergewöhnliche Ferienwohnung.

Es soll die weltweit erste dieser Art sein, wie Eigentümer und Bauherr Erik Herbert versichert. Er legt jetzt zum Endspurt los. Den Termin will er auf jeden Fall halten. Denn alles muss irgendwie zusammenpassen. Ein Motto, das er verfolgt, seit seine Antonov im Februar dieses Jahres im Garten gelandet ist, per Kran. Der Ausbau erwies sich alles andere als leicht.

Inzwischen ist ein weiteres Detail dazu gekommen. Die beiden doppelten Tragflächen. Und schon fast klischeehaft lugen über dem rechten Flügel die Schrammsteine hervor. Sicherlich hat das Erik Herbert auch ganz genauso berechnet. Denn er ist Perfektionist und kann auch genauso gut improvisieren, wenn es drauf ankommt. Und seine Antonov AN2 soll möglichst detailgetreu wieder so entstehen, also zumindest außen, innen entsteht ein raffiniert ausgestattetes Cockpit.

Die Montage der doppelten Tragflächen erwies sich alles andere als einfach. Erik Herbert hatte es schon geahnt. "Die Teile waren verzogen. Die Schrauben wurden nicht mit geliefert und mussten neu bestellt werden. Also, es war schon aufregend. Wie der ganze Aufbau überhaupt", sagt der Altendorfer, der als selbstständiger Webdesigner tätig ist.

Die aufwendige Montage der Tragflächen

Stück für Stück arbeitet er sich vor. Auf die Hilfe anderer kann er sich dabei verlassen. Und die ist auch dringend notwendig. Denn allein hätte er die großen Tragflächen nie anbauen können. Sie sind zwar aus Aluminium und deshalb ziemlich leicht, sodass sie sogar zu zweit getragen werden konnten. Aber ein Flügel ist neun Meter lang und zwei Meter breit und deshalb eher unhandlich.

Bei solchen Ausmaßen geht es nicht ohne Technik. Also musste erst mal ein Bagger ran, der die Teile in einer Höhe von etwa fünf Metern fixiert hat. Am ersten Flügel wurde einen ganzen Tag lang gearbeitet. Und auch beim zweiten dauerte es ziemlich lange.

Gleich mehrere Helfer waren angerückt, als die Tragflächen an die Antonov AN2 montiert wurden.
Gleich mehrere Helfer waren angerückt, als die Tragflächen an die Antonov AN2 montiert wurden. © privat

Das Cockpit ist noch voll funktionsfähig und als Flugsimulator umgerüstet. Der Gast wird hier verschiedene Szenarien vorfinden, die er ausprobieren kann. Und die Motorgeräusche dürfen nicht fehlen. Die stammen aus einem E-Motor.

Ganz besonders stolz ist Erik Herbert darauf, dass er das Cockpit zum Leuchten gebracht hat. Die Originalteile hat er ausgebaut, restauriert und wieder eingesetzt. Alles Handarbeit auf kleinstem Raum mit Unmengen von Kleinteilen, wie Drähten, Schrauben, Lämpchen. Und da die Ersatzteile begehrt, also auch ziemlich teuer sind, lässt er sich so das eine oder andere einfallen. Er kann mit Fug und Recht sagen, dass er seine Antonov bis ins kleinste Detail kennt.

Ursprünglich wollte Erik Herbert (rechts mit Basecap) das Haus im Hintergrund zu Ferienwohnungen umbauen. Dann kam ihm aber die Idee mit dem Flugzeug.
Ursprünglich wollte Erik Herbert (rechts mit Basecap) das Haus im Hintergrund zu Ferienwohnungen umbauen. Dann kam ihm aber die Idee mit dem Flugzeug. © privat

Noch gibt es aber einiges zu tun, wenn er seinen Eröffnungstermin halten will. Der Innenraum ist so gut wie fertig. Hier finden ein Essbereich, eine kleine Küche und Sanitäranlagen Platz. Immerhin sollen vier Personen in zwei separaten Schlafnischen die Nächte verbringen können. Eine Außen-Dusche gibt es auch. Unter den Tragflächen ist noch eine Sauna geplant. Nach dem Saunabesuch heißt es dann ab unter die Dusche.

Das Cockpit wurde wieder aufgebaut. Hier können die Gäste zwei Flugszenarien am Simulator testen.
Das Cockpit wurde wieder aufgebaut. Hier können die Gäste zwei Flugszenarien am Simulator testen. © Steffen Unger

Eine Terrasse mit Schrammsteinblick ergänzt das Ensemble. Und wer von den Gästen mit einem E-Auto anreist, braucht nicht lange nach einer Ladesäule zu suchen. Die steht dann direkt neben der Antonov.

Das Flugzeug selbst ist zwölf Meter lang, der Rumpf 1,80 Meter breit und die Tragflächen links und rechts messen neun Meter. Mit der Antonov hat Erik Herbert auch ein Stück DDR-Nostalgie in die Sächsische Schweiz geholt. Solche Flugzeuge wurden und werden noch immer zum Beispiel als Agrarflieger eingesetzt - oder eben zu einer Ferienwohnung umgebaut.