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Klimaaktivist aus Sachsen aus britischem Gefängnis entlassen

16 Monate saß Marcus Decker in Großbritannien im Gefängnis, weil er eine Brücke blockiert hatte. Nun ist er wieder frei. Warum dem Sachsen weitere Konsequenzen drohen.

Von Angelina Sortino
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Vor seiner Verhaftung war Marcus Decker als Klimaaktivist und beteiligte sich an Protesten von "Extinction Rebellion" und "Just Stop Oil".
Vor seiner Verhaftung war Marcus Decker als Klimaaktivist und beteiligte sich an Protesten von "Extinction Rebellion" und "Just Stop Oil". © Extinction Rebellion

Der sächsische Klimaaktivst Marcus Decker wurde aus dem britischen Gefängnis entlassen. Im April vergangenen Jahres war der 35-Jährige zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden, weil er nahe London auf eine Autobahnbrücke geklettert war. Die Protestaktion hatte eine 41-stündige Sperrung der Straße zur Folge. Decker musste allerdings nicht die ganze Strafe absitzen, sondern konnte Ende Februar das Gefängnis nach 16 Monaten auf Bewährung verlassen.

"Wieder zu meiner Familie zurückzukehren, war unglaublich schön", sagt Decker, dessen Partnerin und Stiefkinder in London leben. "Es war ja das, was ich mir all die Zeit über herbeigesehnt habe." Ob er dauerhaft bei seiner Familie bleiben kann, steht allerdings noch nicht fest. Denn dem 35-Jährigen, der aus dem Erzgebirge stammt, droht wegen seiner Verurteilung die Abschiebung nach Deutschland.

Decker versucht, rechtlich gegen die Abschiebung vorzugehen. Die Entscheidung darüber steht aber noch aus. Seine Anwälte argumentieren, dass eine Abschiebung die Menschenrechte von Decker und seiner Familie verletzen würde. Ob das wirklich der Fall ist, muss der Secretary of State - der Staatssekretär für Justiz - entscheiden. "Wir bereiten uns derzeit auf diese Entscheidung und alle weiteren Maßnahmen vor, die als Reaktion darauf erforderlich sind", so Decker.

Bis die Entscheidung getroffen ist, wolle er vor allem Zeit mit seiner Familie verbringen. Außerdem könne er sich vorstellen, seine Tätigkeit als Musiklehrer wieder aufzunehmen. Anders sieht es mit dem Aktivismus aus. "Es ist unwahrscheinlich, dass ich mich damit in nächster Zeit beschäftige", sagt er. Als Grund nennt er seine Bewährungsauflagen.

Der Gesetzgeber scheint sein Ziel der Abschreckung also erreicht zu haben - zumindest bei Marcus Decker. Der 35-Jährige gehörte zu den ersten Klimaaktivisten, die verurteilt wurden, nachdem die britische Regierung das Polizeigesetz 2022 deutlich verschärft hat. Seitdem drohen Demonstranten, die die öffentliche Ordnung stören, Haftstrafen bis zu zehn Jahren.

Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Zusammenhang mit dem Klimawandel, Ian Fry, hatte die britische Regierung für Deckers lange Haftstrafe kritisiert. In einem Schreiben an die Regierung erklärte Fry, er mache sich Sorgen um "die Ausübung ihrer Rechte auf freie Meinungsäußerung und die Freiheit, sich friedlich zu versammeln und zu vereinigen".