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"Seiner Exzellenz": Briefe von Ministerpräsident Kretschmer an Wladimir Putin aufgetaucht

Sachsens Ministerpräsident soll 2019 und 2021 zwei Briefe an Wladimir Putin geschickt haben. Kritik entzündet sich am unkritischen Umgangston der Schreiben. Wie Kretschmer darauf reagiert.

Von Moritz Schloms
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Der russische Präsident Wladimir Putin spricht mit Michael Kretschmer (CDU) im Rahmen des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg im Juni 2019.
Der russische Präsident Wladimir Putin spricht mit Michael Kretschmer (CDU) im Rahmen des Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg im Juni 2019. © Alexei Nikolsky/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Seit Jahren steht Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wegen seiner unkritischen Russland- und Putin-Nähe immer wieder in der Kritik. Nun geben aufgetauchte Briefe Kretschmers an Putin diesen Vorwürfen neuen Auftrieb.

2021 reiste Kretschmer mit einer Delegation nach Russland. Im Nachgang dieser Reise schrieb er offenbar einen Brief an Staatschef Wladimir Putin. Das berichtet das Portal t-online. Einen weiteren Brief hatte Kretschmer demnach schon 2019 an den russischen Machthaber geschrieben. Das Medienportal zitiert aus diesen Briefen:

Im Jahr 2019 schrieb der Ministerpräsident offenbar:

  • "Sachsen und Russland sind seit jeher in besonderer Weise miteinander verbunden."
  • "Auch jetzt ist der Freistaat Sachsen an einem offenen, konstruktiven Dialog und einer engen Zusammenarbeit mit der Russischen Föderation interessiert."

  • Zu einem damals neuen Gasliefervertrags der Verbundnetz Gas AG aus Leipzig und dem russischen Konzern Gazprom schrieb Kretschmer: "Ich hoffe sehr, dass in naher Zukunft die politischen Voraussetzungen geschaffen werden, um weitere Verträge zwischen sächsischen und russischen Unternehmen folgen zu lassen."

  • Außerdem lud er den russischen Machthaber nach Sachsen ein: "Es wäre mir eine große Freude, Sie bei einem Ihrer zukünftigen Besuche in Deutschland auch im Freistaat Sachsen begrüßen zu können."

Nach seiner Reise im Jahr 2021 schrieb er einen weiteren Brief an Putin. Erneut schlug er dabei offenbar einen unkritischen Umgangston an. T-online zitiert aus dem zweiten Schreiben:

  • "Die vielen Gespräche in Moskau haben mir erneut gezeigt, wie stark die sächsisch-russische Freundschaft ist."
  • "Es wäre mir eine große Ehre, Sie, Exzellenz, aus diesem Anlass in Sachsen begrüßen zu dürfen."

  • "Mit dem Ausdruck der vorzüglichen Hochachtung – Michael Kretschmer."

Sachsens Ministerpräsident verteidigt Briefe

Nach Bekanntwerden der Recherche sagte Kretschmer gegenüber Sachsen Fernsehen, dass die Briefe als Antwort auf die Einladung gedacht waren. "Vor wenigen Tagen ist Alexander Nawalny gestorben - damals ging es um ihn, um seine medizinische Versorgung", so Kretschmer. Der russische Präsident habe danach auch erklärt, dass diese medizinische Versorgung gewährt wird.

"Das war damals ein ganz wichtiger Teil dieses Gespräches, und selbstverständlich werden diese Dokumente offengelegt - das ist überhaupt keine Sache. Die damalige Zeit unterscheidet sich von der Heutigen. Wir sind alle miteinander empört, verärgert, wütend über diesen unrechtmäßigen Krieg - über diesen Angriff auf die Ukraine. Wir sind ja auch alle miteinander solidarisch", heißt es in dem Statement.

Die Russland-Reise des Ministerpräsidenten war schon damals umstritten gewesen. Kretschmer hatte jedoch stets beteuert, auch kritische Punkte im Gespräch thematisiert zu haben. So schrieb er 2021 auf Instagram: "Es ist selbstverständlich, dass auch kritische Punkte wie die Ukraine-Krise und die Situation um Nawalny in so einem Gespräch deutlich angesprochen werden." In den jetzt aufgetauchten Briefen kommen diese Punkte laut t-online jedoch nicht vor.