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Sachsens Polizeigewerkschaft beharrt auf Rücktritt von Wöller

Wegen umstrittener Personalentscheidungen hat Sachsens Innenminister bei Polizei derzeit einen schweren Stand. Auch ein Krisengespräch ändert daran nichts. Der Koalitionspartner SPD fordert mehr Transparenz.

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Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) steht wegen seiner Personalentscheidungen weiterhin in der Kritik.
Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) steht wegen seiner Personalentscheidungen weiterhin in der Kritik. © Archiv/Robert Michael/dpa

Dresden. Sachsens Gewerkschaft der Polizei (GdP) drängt auch nach einem Krisengespräch mit Innenminister Roland Wöller (CDU) auf dessen Rücktritt. "Wir halten unsere Forderung aufrecht", sagte GdP-Chef Hagen Husgen am Dienstag nach einem etwa 90-minütigen Treffen mit Wöller.

So habe der Minister den Vorwurf nicht entkräften können, dass er mit seinen Personalentscheidungen politische Weggefährten und Bekannte seiner Familie bevorzugt. "Der Vertrauensverlust ist weiterhin da, zumal es in den vergangenen Jahren etliche kritikwürdige Vorgänge in seinem Bereich gegeben hat", sagte Husgen.

Wöller steht seit Tagen wegen umstrittener Personalentscheidungen in der Kritik. Zuletzt betraf das Posten an der sächsischen Polizeihochschule in Rothenburg im Landkreis Görlitz. Dort soll etwa Manja Hussner neue Kanzlerin werden - eine frühere Kommilitonin von Wöllers Frau. Ihm wurde daraufhin Vetternwirtschaft vorgeworfen. Er wies das zurück. Stellen würden allein auf Basis von Auswahlverfahren nach Eignung, Leistung und Befähigung besetzt, hatte Wöller gesagt.

Auch Deutsche Polizeigewerkschaft bleibt bei Rücktritts-Förderung

Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) blieb nach dem Gespräch bei ihrer Rücktrittsforderung. "Wir kennen ja die Sicht unserer Mitglieder", sagte die sächsische Landesvorsitzende Cathleen Martin. Es gebe kein Verständnis für Wöllers Vorgehen.

Demgegenüber äußerte der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt die Hoffnung, dass das Gespräch zwischen dem Minister und Gewerkschaftsvertretern "zu einer Beruhigung der Lage und Klärung offener Fragen führt", wie er mitteilte. Es bleibe zweifellos notwendig, nach bekannt gewordenen Missständen in der Polizei Sachsen gute Führungskräfte einzusetzen, "damit die Polizei aus den negativen Schlagzeilen kommt". Wendt ergänzte: "Für mich gibt es keinen Zweifel daran, dass Roland Wöller das auf den richtigen Weg bringt. Wöller sei als Politiker bekannt, der Probleme beherzt und zupackend angehe.

SPD verlangt Transparenz bei Personalentscheidungen

Bei den beiden Koalitionspartnern der CDU-geführten Landesregierung drängt man weiter auf Aufklärung. SPD-Innenpolitiker Albrecht Pallas verlangte am Dienstag "volle Transparenz" zu Personalentscheidungen in der Polizei. Diese brauche eine "aufgeklärte Führung statt Beschwichtigungen". Die Auswahl der Hochschulleitung müsse und dürfe allein anhand persönlicher wie fachlicher Kompetenz erfolgen. "Manche Entscheidungen zu überdenken wäre seitens des Innenministeriums dringend angezeigt."

"Es ist eine Binsenweisheit, dass ein Stellenbesetzungsverfahren, bei dem selbst entfernte Bekannte in die Auswahl kommen könnten, bis ins letzte Komma über jedweden Zweifel erhaben sein muss. Mich verwundert, mit welcher Blauäugigkeit das Innenministerium in einem solch sensiblen Bereich operiert", sagte Valentin Lippmann (Grüne) und verlangte "maximale Transparenz und das vollständige Offenlegen aller Umstände und Hintergründe der Stellenbesetzung". Das sei Wöller "der Öffentlichkeit als auch dem Parlament gegenüber schuldig".

Die Linken im Landtag bekräftigten ihre Forderung nach Ablösung des Ministers, sie sehen Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) in der Pflicht. "Die Personalverantwortung für den Kabinettstisch trägt der Ministerpräsident. Wir sind schon lange der Auffassung, dass er seinen Freund Wöller vom Ministerstuhl entfernen muss", erklärte Fraktionschef Rico Gebhardt. (SZ/mit dpa)