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Anlagebetrug im Internet - mehr als doppelt so viele Fälle wie 2020

900 Fälle von Betrug bei Online-Geldanlagen gab es 2023. Die Geschädigten werden ihr Geld wahrscheinlich nicht zurückbekommen.

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Bitcoins (M) und Ethereum-Münzen sind auf einem Tisch angeordnet.
Bitcoins (M) und Ethereum-Münzen sind auf einem Tisch angeordnet. © Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Dresden. Die Zahl der Betrugsfälle bei Geldanlagen im Internet haben sich seit 2019 mehr als verdoppelt. Im letzten Jahr kamen im Phänomenbereich Cybertrading 900 neue Fälle mit einer Gesamtschadenssumme von knapp 29 Millionen Euro hinzu, wie das Landeskriminalamt (LKA) in Dresden auf Anfrage mitteilte. 2020 waren es demnach 438 Fälle und 14,9 Millionen Euro Schaden. Der Begriff Cybertrading beschreibt eine Betrugsmasche, bei der im Internet vermeintliche Geldanlageprodukte wie Aktien oder Kryptowährungen angeboten werden, die aber keinen realen Hintergrund haben. Die Geschädigten investieren laut LKA meist Summen von rund 250 Euro bis hin zu sechsstelligen Beträgen.

Sowohl mittels Werbeanzeigen auf Social-Media-Plattformen als auch unaufgefordert per E-Mail erreichen demnach die Angebote private Anleger. Die international agierenden Täter würden es geschickt verstehen, die Erwartungen und die teilweise mangelnde Erfahrung der Anleger auszunutzen. Sie gehen laut LKA äußerst professionell vor. Der Anlagebetrug auf Online-Plattformen sei international organisiert, die Ermittlungen seien daher überaus umfangreich, zeitintensiv und schwierig. Bisher konnten betrügerisch betriebene Call-Center unter anderem in Zypern, Bulgarien, Spanien und Georgien lokalisiert werden.

Die Probleme gehen los, wenn die Leute wieder an ihr Geld wollen

Auch auf die Verbraucherzentrale Sachsen kommen immer wieder Menschen zu, die Opfer von Anlagebetrügern wurden. Die dort gemeldeten Fälle folgen einer ähnlichen Betrugsmasche: Die Verbraucher melden sich telefonisch auf Werbung im Internet oder in der Zeitung, sagt Madlen Müller, Leiterin des Teams Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale. Im Gespräch bauen die Betrüger schnell und geübt ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis auf. Der angebliche Anlageberater meldet sich anschließend permanent mit Angeboten für Investitionen, etwa in Kryptowährungen.

Um das Vertrauen aufrechtzuerhalten, nachdem das Geld überwiesen ist, wird immer wieder die angebliche Entwicklung des Investments vorgezeigt. "Die Probleme gehen los, wenn die Leute an ihr Geld wollen", so Müller. "Dann ist plötzlich niemand erreichbar."

Geschädigte werden häufig ein weiteres Mal zu Betrugsopfern

Laut LKA werden Geschädigte nach dem Abbruch des Kontakts häufig ein weiteres Mal zu Betrugsopfern. Telefonisch bieten dann etwa angebliche Anwaltskanzleien vermeintliche Unterstützung bei der Rückgewinnung des Geldes - vorbehaltlich weiterer Zahlungen. Das Geld im Nachhinein zurückzuholen ist besonders bei Überweisungen ins Ausland fast unmöglich, wie Müller erklärt. Betrugsopfer sollten Anzeige bei der Polizei erstatten.

Die Verbraucherzentrale setzt zur Prävention auf Aufklärung. "Im besten Falle kommen Verbraucher im Voraus in die Anlageberatung", rät Müller. Besonders bei Kryptowährungen müsse man genau wissen, was und wie man es tut. Zu klären sind unter anderem folgende Fragen: Wie funktioniert das für die Kryptowährung benötigte Wallet (eine Art digitale Geldbörse)? Wie komme ich wieder an mein Geld? Die Empfehlung lautet, nur Summen zu investieren, die bei Verlust nicht wehtun. Neben der Beratung bei der Verbraucherzentrale empfiehlt das LKA auch den Abgleich mit der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin)geprüften Unternehmerdatenbank, die auf deren Webseite zugänglich ist. (dpa)