Fast hört man den Tukan schreien, riecht den Duft exotischer Blüten, staunt über bunt schillerndes Gefieder – so naturnah kommen moderne Tapeten daher. Oft handelt es sich dabei um komplette Wandbilder statt nur ein sich wiederholendes Muster auf den Rollen. Sie lassen den Betrachter eintauchen in die Dschungelillusion und wenigstens mental auf Reisen gehen. Im realen Leben ist das durch die Pandemie ja kaum noch möglich.Die Trendanalysten des Deutschen Tapeten-Instituts erwarten daher, dass diese Stilrichtung vor allem jetzt anspricht: Wer im Vor-Corona-Leben viel unterwegs war und nun vermehrt zu Hause bleiben muss, der holt sich das besondere Kunsterlebnis über solche Tapeten eben ins Haus.

Trend 1: Bunte Exoten

Trends brauchen immer ein paar Jahre. Daher sind die künstlerischen Tapeten auch nicht ganz neu. „Der Megatrend Urban Jungle geht aber weiter“, sagt Franziska Felber.

Die Textildesignerin berät Kunden der Einrichtungsfirma Reichelt in Klingenberg und Dresden. „Es gibt weiterhin die Farn- und Blattmotive, die Dschungelszenen mit Tieren oder großformatige Blüten“, erklärt sie. Auch andere Naturoptiken wie Wälder, verschwommene Landschaften, Wiesen- und Feldränder werden angeboten.

„Der Unterschied zum vergangenen Jahr ist doch ziemlich drastisch, weil viele Motive so farbig, expressiv und knallig geworden sind“, sagt Karsten Brandt, Geschäftsführer des Deutschen Tapeten-Instituts. „Damit beklebt man wohl nur eine Wand, sonst wird man optisch erschlagen.“ Die anderen Wände werden einfarbig in Tönen oder Strukturen gestaltet, die sich in der Motivtapete wiederfinden.

„So eine Tapete hängt nicht an der kleinen Wand im Flur. Da muss schon die schönste und sichtbarste Wand im Wohnzimmer her, damit man sich das aus drei Metern Entfernung angucken kann“, sagt Brandt.

Franziska Felber dagegen würde große Motive in kleinen Räumen nicht ausschließen. „Das ist immer abhängig davon, was man erreichen möchte. Soll der Raum überraschen, kann man ohne Bedenken schon mal ein komplettes WC mit einer Dschungeltapete tapezieren“, sagt sie. Am besten kommen die Tapeten aber zur Geltung, wenn nur einzelne Möbelstücke davor arrangiert werden.

Trend 2: Zarte heimische Pflanzen

Der Gegentrend sind dezentere Pflanzenmotive, oft in zarten Farben. 2022 schaffen es oft heimische Pflanzen an die Wand. Auch das lässt sich mit der Pandemie erklären: Während exotische Pflanzen einen Sehnsuchtscharakter haben, steht die heimische Pflanzenwelt für das zu Hause bleiben. Und den Ansporn, es sich dort gemütlich zu machen.

Die Pflanzenmotive setzen sich farblich von knalligeren Trends ab. „Wer sich mit heimischen Motiven einrichtet, dem geht es nicht darum, andere zu beeindrucken“, sagt Brandt.

„Dazu passt eigentlich jeder Einrichtungsstil und jede Kombination.“ Zarte florale Muster vertragen sich auch mit größeren Möbeln und können auf drei oder vier Wänden im Raum tapeziert werden.

Trend 3: Natürlicher Luxus

Eine auf den ersten Blick unauffällige, aber elegante Wandmode überschreibt das Tapeten-Institut mit „Natürlicher Luxus“. Das sind Tapeten, die wie Handarbeiten wirken, so, als wären sie gestrickt, gewebt, getupft. Teils sind sie das sogar. Auch hier will die Zielgruppe es sich zu Hause gemütlich und schön machen.

Dazu gehöre eine Einrichtung mit „viel Holz und schlichten Formen, alles eher dezent“, sagt Brandt.Für Designerin Franziska Felber stehen solche authentischen Materialien und Tapeten in Holz-, Bast- oder Betonoptik im Vordergrund.

„In ihren natürlichen Farben sorgen sie für Ruhe und Ausgewogenheit, bringen Harmonie und Wohlgefühl zu uns nach Hause“, beschreibt sie deren Wirkung.

Klassisch sächsische Vorlieben gebe es bei der Wandgestaltung aber nicht. „Jeder Mensch ist ja individuell und hat seinen eigenen Geschmack“, so Felber. (mit dpa)