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Tödliche Poolparty bei Leipzig: Angeklagte bedauern Folgen von Trockeneiseinsatz

Zwei Männer sterben vor vier Jahren in einem Pool in Gerichshain, nachdem Trockeneis in das Becken geworfen worden war. Der Ausrichter der Party und ein Helfer stehen vor Gericht und zeigen sich tief erschüttert.

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Polizisten untersuchen im Dezember 2019 den Schauplatz der tödlichen Ereignisse in Gerichshain.
Polizisten untersuchen im Dezember 2019 den Schauplatz der tödlichen Ereignisse in Gerichshain. © Archiv/News5/Grube

Grimma. Es sollte eine ausgelassene Weihnachtsparty im Landkreis Leipzig werden mit Spezialeffekten wie Trockeneis in einem Außenpool - wenig später ertrinken zwei Männer, und ein dritter wird lebensgefährlich verletzt. Gut vier Jahre später müssen sich zwei Männer in einem Berufungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung seit Dienstag vor dem Landgericht Leipzig verantworten.

Sie seien zutiefst erschüttert, über das, was nach der Zugabe von Trockeneis in den Pool passiert sei, und "es tut uns unendlich leid", ließen die Angeklagten über ihre Verteidiger erklären. Sie seien sich nicht über die Gefahren des Trockeneises bewusst gewesen.

Die 45 und 47 Jahre alten Männer hatten am 21. Dezember 2019 einen Block Trockeneis in den selbstgebauten Außenpool in Gerichshain gekippt. Dadurch hatte sich Kohlenstoffdioxid über der Wasseroberfläche gesammelt - die 20 und 39 Jahre alten Männer wurden bewusstlos und ertranken. Ein dritter Mann konnte gerettet werden.

Vor gut einem Jahr hatte das Amtsgericht Grimma die Angeklagten freigesprochen. Demnach seien die Gefahren beim Einsatz von Trockeneis nicht allgemein bekannt, hieß es in der Begründung. Zudem habe es weder auf den Lagerboxen Warnhinweise gegeben, noch habe der Verkäufer des Eises Tipps zum Umgang gemacht.

Gegen das Urteil hatten die Staatsanwaltschaft und die Nebenkläger Berufung eingelegt. Es gehe darum festzustellen, ob die Folgen vorhersehbar und vermeidbar gewesen seien, betonte Oberstaatsanwalt Ulrich Jakob. Eine Einstellung des Verfahren komme für ihn nicht in Betracht, da die Folgen mit zwei Toten erheblich gewesen seien.

Trockeneis schon einmal in den Pool getan

Der angeklagte Ausrichter der Feier gab am Dienstag über seinen Verteidiger an, dass er das Eis für zuvor geschlachtete Enten besorgt, wegen der kalten Temperaturen dann aber nicht mehr gebraucht habe. In der ausgelassenen Stimmung während der Feier sei dann aus Spaß und wegen der spektakulären Effekte entschieden worden, das Trockeneis in den Pool zu schütten. Dies habe er bereits bei einer Feier im Sommer gemacht. Damals ohne Folgen.

Nach kurzer Zeit habe jemand bemerkt, dass etwas nicht stimme, und er sei dann sofort in den Pool gesprungen und habe zwei bewusstlose Personen herausgezogen und mit der Wiederbelebung begonnen. Er habe nicht mitbekommen, dass noch ein Dritter im Pool gewesen sei, sonst wäre er noch einmal reingesprungen.

Die Ereignisse belasteten ihn noch immer, auch weil eines der Opfer ein guter Freund gewesen sei. Der Familie des zweiten Toten habe er auch einen Brief geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Beim Verlesen der Erklärungen durch ihre Anwälte mussten beide Angeklagten weinen.

Am 19. Januar soll das Urteil verkündet werden. Zunächst hat die zuständige Strafkammer des Landgerichts Leipzig nach dessen Angaben noch weitere Termine in dem Berufungsprozess angesetzt. (dpa9