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Erneut wird ein großer Mittelständler in Sachsen an einen Konzern verkauft

Der Lamellenproduzent Erfal im Vogtland geht in niederländische Hand. Es ist bereits der sechste Verkauf eines größeren sächsischen Mittelständlers in diesem Jahr.

Von Ulrich Wolf
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Das Archivbild zeigt eine Erfal-Mitarbeiterin im September 2007 auf der Messe Comfortex in Leipzig.
Das Archivbild zeigt eine Erfal-Mitarbeiterin im September 2007 auf der Messe Comfortex in Leipzig. © Archiv: dpa

Falkenstein/Bonn. In Sachsen steht der nächste große Mittelständler vor dem Verkauf. Der Markisen-, Lamellen- und Insektenschutzgitter-Produzent Erfal mit rund 450 Beschäftigten im vogtländischen Falkenstein soll niederländische Eigentümer erhalten. Das geht aus der jüngsten Fusionsliste des Bundeskartellamtes in Bonn hervor.

Demnach strebt der Hunter-Douglas-Konzern mit Sitz in Rotterdam die Übernahme des sächsischen Unternehmens an. Hunter-Douglas stellt ebenfalls Jalousien her sowie Verkleidungen für Fassaden. Die Niederländer bezeichnen sich "als Marktführer auf dem Gebiet der Tageslichtregulation". 2021 kam man auf einen Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro in mehr als 100 Ländern.

Von der Drechslerei zum großen Mittelständler

Die Firma Erfal war 1984 vom Drechslermeister Jörg Erler gegründet worden. Der Firmennamen setzte sich zusammen aus "Er" für Erler und "Fal" für Falkenstein. Der heute 62-Jährige machte aus der einstigen Drechslerei ein großes mittelständisches Unternehmen. 2021 kam Erfal auf einen Umsatz von gut 55 Millionen Euro, davon blieb ein Überschuss von 5,3 Millionen Euro. In Deutschland betreibt Erfal nach eigenen Angaben fünf Niederlassungen in Ostdeutschland, darunter auch in Radeburg.

Der frühere Vorstandsvorsitzende von Hunter Douglas, Ralph Sonnenberg, ist bereits 88 Jahre alt. Er ist mehrfacher Milliardär und zählt zu den reichsten Niederländern. 2022 verkaufte er 75 Prozent des Konzerns an die Investmentgesellschaft 3G Capital mit Sitz in Rio de Janeiro. Die Familie habe das Angebot der Brasilianer angenommen, "weil sie realisieren musste, dass die vierte Generation die Führung des Unternehmens nicht übernehmen würde", begründete Sonnenberg seinerzeit den Verkauf.

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Erfal ist in diesem Jahr bereits der sechste große Mittelständler, der an einen Konzern verkauft wird:

  • Der Fördertechnikhersteller Liftket in Wurzen mit 280 Beschäftigten geht nach Frankreich.
  • Die vogtländische GK-Software SE mit 1.200 Mitarbeitern wird vom japanischen Fujitsu-Konzern übernommen.
  • Sachsens größter Medizinlabor-Betreiber Diagnosticum mit 660 Leuten wird australisch.
  • Der Oetker-Konzern hat den Zwickauer Getränkehändler Huster mit 330 Jobs geschluckt.
  • Die mittelsächsische Porst Landtechnik GmbH wird südafrikanisch.