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Dresdner Politologe: Zustimmungswerte für AfD sind kein Selbstläufer

Die sächsische AfD hat momentan in Wahlumfragen die Nase vorn. Experten wie der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer sprechen von einer Momentaufnahme und halten den Ausgang der Landtagswahl für offen.

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Die sächsische AfD hat momentan in Wahlumfragen die Nase vorn.
Die sächsische AfD hat momentan in Wahlumfragen die Nase vorn. © Symbolfoto: dpa/Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Dresden. Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer sieht in aktuell hohen Zustimmungswerten für die AfD bei Wahlumfragen weder einen Selbstläufer noch eine Vorentscheidung.

"Stimmungen sind nicht Stimmen. Es gibt im Augenblick ein Kopf-an-Kopf-Rennen in den Stimmungsumfragen zwischen CDU und AfD. Bis 1. September kann sich noch viel tun", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Es gebe in dem Spiel noch viele Unbekannte - vor allem mit Blick auf das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).

"Keiner kann derzeit genau sagen, wie viele Stimmen von welchen Parteien an das BSW fallen", erklärte der Professor. Bislang habe man nicht den Eindruck, das Bündnis könne großen Raubbau am Potenzial der AfD betreiben.

Hans Vorländer ist Politikwissenschaftler und Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung an der TU Dresden.
Hans Vorländer ist Politikwissenschaftler und Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung an der TU Dresden. © Matthias Rietschel

"Über die Programmlage des BSW ist noch wenig bekannt. Die Partei ist gesellschaftspolitisch eher konservativ, wirtschaftspolitisch dagegen links. Es gibt sehr unterschiedliche Programmvorstellungen. Für die CDU mag es in der einen oder anderen Hinsicht Anknüpfungspunkte geben. Aber insgesamt ist das mit dem BSW ein unsicheres Spiel."

Bei der jüngsten Wahlumfrage landete die AfD in Sachsen mit 34 Prozent auf Platz 1 vor der CDU mit 30 Prozent. Mit großem Abstand folgte in der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag der "Bild" das Bündnis Sahra Wagenknecht (11 Prozent). Dahinter rangierten die SPD (6 Prozent) sowie Grüne und Linke (je 5 Prozent). Die FDP (2 Prozent) würden den Sprung in das Parlament erneut verfehlen.

Nach Ansicht von Vorländer müssen vor allem Linke und SPD ein Scheitern fürchten. Die Grünen hätten eine treue Stammwählerschaft vor allem in den großen Städten. Die Regierungsbildung werde allemal problematisch.

"Die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Regierung im Bund ist sehr stark. Daher gibt es ein Potenzial von Protestwählern, die nach wie vor in der AfD ein Ventil sehen", sagte Vorländer. Man müsse abwarten, inwieweit auch das BSW vom Potenzial der Unzufriedenen profitiere.

Vorländer zufolge schreckt die Einstufung der AfD als rechtsextremistische Bestrebung in Sachsen die Wählerinnen und Wähler dieser Partei nicht wirklich ab. "Die AfD inszeniert sich als Anti-Partei zu den anderen. Die Einstufung kann allenfalls Wähler abhalten, die sich sonst eher anderen Parteien zugehörig führen, aber aus Frustration über die Performance der Ampel erwogen haben, nun AfD zu wählen."

Der Politikwissenschaftler rechnet damit, dass sich die Lage in einem sich zuspitzenden Wahlkampf noch ändern kann. In allen Umfragen erhalte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bislang hohe Zustimmungswerte, die deutlich über denen der CDU liegen. Auch das könne am Ende eine Rolle spielen. (dpa)