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Zahl gefälschter Corona-Impfpässe in Sachsen steigt

Gefälschte Impfpässe beschäftigen Sachsens Polizei und Justiz. In anderen Bundesländern ist die Zahl der Fälschungen aber weitaus höher.

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In Sachsen werden viele gefälschte Impfpässe in den Apotheken erkannt. Die Nutzer der Fälschungen versuchen dort einen digitalen Impfnachweis aufs Handy zu bekommen.
In Sachsen werden viele gefälschte Impfpässe in den Apotheken erkannt. Die Nutzer der Fälschungen versuchen dort einen digitalen Impfnachweis aufs Handy zu bekommen. © Dietmar Thomas

Dresden/Berlin. In Sachsen wächst die Zahl der Impfpass-Fälschungen. Allein im Dezember hat die Polizei 173 Fälle erfasst. Das ist ein deutlicher Anstieg, denn allein von Mai bis November hatten die Beamten insgesamt lediglich 126 gefälschte Impf-Pässe festgestellt. Es sei davon auszugehen, dass durch verstärkte Kontrollen und die erhöhte Aufmerksamkeit auch mehr Fälschungen auffielen, begründete eine Sprecherin des Landespolizeipräsidiums den Anstieg.

In einer Vielzahl der Fälle sei die Fälschung in Apotheken bemerkt und angezeigt worden. Dabei hätten Einzelpersonen versucht, mithilfe der gefälschten Dokumente einen digitalen Impfnachweis aufs Handy zu bekommen. Zudem gäben auch Arbeitgeber, Ärzte oder Bürger Hinweise auf mögliche Fälschungen. Auch bei Polizei-Kontrollen seien manche Impfpässe als Fälschung aufgeflogen.

Die Justiz ist bereits mit den ersten Fällen beschäftigt. Derzeit liefen 103 Ermittlungsverfahren bei den sächsischen Staatsanwaltschaften, teilte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft mit.

Die Polizei geht solchen Verdachtsfällen bundesweit inzwischen mit weit mehr als 12.000 Verfahren nach. Die Zahl sei vor allem im vergangenen Dezember in die Höhe geschnellt, berichteten Polizeibehörden der Bundesländer. Spitzenreiter ist einer Umfrage zufolge Bayern mit mehr als 4.000 Ermittlungsverfahren und 5.500 sichergestellten Impfpässen und -zertifikaten, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit mehr als 3.500 Verfahren. Die Behörden gehen aber von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus.

Ende November hatte der Gesetzgeber die Strafbarkeit noch einmal klargestellt. Abschreckende Wirkung hatte dies anscheinend nicht: Die 3G-Pflicht in vielen Bereichen hat das Geschäft der Fälscher offenbar erst richtig angekurbelt.

Nutzern falscher Impfausweise droht im Extremfall nicht nur Jobverlust und eine Geld- oder Bewährungsstrafe. Nach einem Corona-Ausbruch mit drei Todesfällen in einem Pflegeheim im niedersächsischen Hildesheim ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine Mitarbeiterin der Einrichtung sogar wegen Totschlags. Die Frau soll mit einem gefälschten Impfpass im Heim gearbeitet haben. Bei ihr zu Hause waren jedoch Familienmitglieder an Covid-19 erkrankt. Es wurden auch Fälle von Ärzten bekannt, die ihren Patienten auf Wunsch nur den Aufkleber der Impfdosen in den Impfpass klebten, ohne den Impfstoff zu spritzen. Ihnen drohen inzwischen bis zu fünf Jahren Haft.(SZ/nh/mit dpa)