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"Die Region braucht den Bikepark"

Der Sebnitzer OB Mike Ruckh über Corona, die Zukunft der Klinik und warum er den noch ungewissen Bikepark gerade jetzt für die richtige Investition hält.

Von Dirk Schulze
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Mike Ruckh: Der Sebnitzer OB erhielt kürzlich die Verdienstmedaille „Sachsen – Land der Friedlichen Revolution“ von Ministerpräsident Michael Kretschmer (beide CDU).
Mike Ruckh: Der Sebnitzer OB erhielt kürzlich die Verdienstmedaille „Sachsen – Land der Friedlichen Revolution“ von Ministerpräsident Michael Kretschmer (beide CDU). © Steffen Unger

Herr Ruckh, wie ist Sebnitz bisher durch die Corona-Pandemie gekommen?

Zunächst zum gesundheitlichen Aspekt: Ich habe mit Menschen gesprochen, die mit Corona infiziert waren und einen schweren Verlauf hatten. Das kann man auf keinen Fall mit einer Grippe gleichsetzen. Mit dieser Verharmlosung, die teilweise stattfindet, kann ich nichts anfangen.

Wirtschaftlich sind die Betriebe in Sebnitz bislang größtenteils sehr gut durch die Pandemie gekommen. Die Arbeitslosenquote ist in Sebnitz auf sehr niedrigem Niveau geblieben. Die staatlichen Hilfen greifen, auch wenn es nicht so unbürokratisch zugeht, wie man es gern hätte.

Was die städtischen Finanzen angeht, so werden die schwereren Jahre erst noch kommen. Und: Die Corona-Pandemie wird sicherlich als Brandbeschleuniger in Sachen Einzelhandel wirken, nicht nur in Sebnitz.

Um den Einzelhandel zu erhalten, hat Sebnitz zuletzt einen Zuschuss von bis zu 10.000 Euro für Gründer und Geschäftsübernahmen gezahlt. Wird dieses Förderprogramm fortgeführt?

Das Programm wird fortgesetzt. Wie vor 30 Jahren die Industriebrachen, stehen heute die Innenstädte vor einer Transformation. Die Kommune kann da gegensteuern und versuchen, den Handel in der Innenstadt zu konzentrieren. Es wird aber nicht in jeden Laden, der frei wird, wieder ein Händler einziehen, sondern auch mal ein Dienstleister.

Andererseits muss man sagen: Der Verbraucher bestimmt, wie seine Innenstadt aussieht. Da kann jeder sein eigenes Einkaufsverhalten überprüfen. Und: Jeder, der meint, man müsste es anders machen, hat die Freiheit, seinen eigenen Laden zu eröffnen.

Der Einzelhandel hat noch immer große Chancen, wenn er sein Angebot mit Dienstleistungen verbindet, wie zum Beispiel Reparaturen und Maßanfertigungen, und er muss auch online sichtbar sein.

Im Frühjahr hat Sebnitz anteilig Kosten für Corona-Tests für Grenzpendler übernommen. Das Thema ist jetzt wieder aktuell. Wird diese Unterstützung fortgesetzt?

Ich glaube nicht, dass das jetzt notwendig ist. Die Hilfen wurden im Frühjahr auch fast gar nicht in Anspruch genommen.

Wie steht es um die städtischen Finanzen? Zu Beginn der Pandemie haben Sie wegen der Steuereinbrüche eine Haushaltssperre verhängt, später hat sich die Situation dank des Rettungsschirms von Bund und Land wieder entspannt.

Wir sind relativ gut über das Jahr 2020 gekommen, weil wir solide gewirtschaftet haben und die Hilfen auch weitgehend angekommen sind. Die spannenden Jahre werden 2021, 2022 und 2023. Da muss man sehen, wie man drauf reagiert.

Was ist ihr Vorschlag?

Antizyklisch investieren. In Zeiten der Rezession sollte die öffentliche Hand mehr tun und sich in Zeiten der Hochkonjunktur dann zurückhalten, um kein Preistreiber zu sein. Ich plädiere deshalb für deutlich mehr Investitionen in die Zukunft. Auch wegen der niedrigen Zinsen. Wir brauchen für die Zeit nach Corona gute Projekte für einen nachhaltigen Neustart.

Was wäre das konkret für Sebnitz?

Unser Breitbandprojekt mit 32 Millionen Euro ist eine solche Investition in die Zukunft. Und auch eine Reaktion auf die sich ändernde Arbeitswelt – Stichwort Homeoffice. Man spricht ja jetzt schon von einer Stadtmüdigkeit. Dafür müssen wir im ländlichen Raum die Infrastruktur bieten, die es ermöglicht, nicht mehr in Dresden zu wohnen und trotzdem im Homeoffice zu arbeiten. Da bieten sich ganz neue Chancen.

Der zweite Punkt sind Bauprojekte wie die Sanierung der Jahnturnhalle oder die Erneuerung des Freibadbereichs im Kräutervitalbad, die wir dem Stadtrat vorschlagen werden.

Außerdem denken wir über eine Erweiterung unseres Technologiezentrums nach oder über die Erschließung eines neuen Gewerbegebiets.

Wo ist in Sebnitz noch Platz für ein Gewerbegebiet?

Es geht um Altstandorte in der Stadt, kein Riesengebiet auf der grünen Wiese. Genaueres möchte ich noch nicht sagen, darüber wird der Stadtrat in seiner internen Klausur Ende Januar beraten. Und dann ist der Bikepark nach wie vor ein Thema.