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Nach Attacke in Sebnitz: Flüchtlingsrat warnt vor gefährlicher Entwicklung

Maskierte Rechtsextreme hatten in Sebnitz ein Wohnhaus mit Geflüchteten angegriffen. Laut Flüchtlingsrat wird rassistische Hetze immer normaler.

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Mit Sturmhauben maskierte Männer waren am vergangenen Wochenende in dieses Haus in Sebnitz eingedrungen und hatten zwei junge Bewohner attackiert.
Mit Sturmhauben maskierte Männer waren am vergangenen Wochenende in dieses Haus in Sebnitz eingedrungen und hatten zwei junge Bewohner attackiert. © Karl-Ludwig Oberthür

Nach dem Angriff auf zwei afghanische Hausbewohner in Sebnitz hat der Sächsische Flüchtlingsrat appelliert, den Vorfall ernst zu nehmen. "Er ist kein Einzelfall, weil er im Einklang mit rassistischen Vorfällen und gesellschaftlichen Tendenzen steht, die wir insbesondere in einigen Stadtteilen von Großstädten und in ländlichen Regionen Sachsens seit einiger Zeit beobachten," teilte Osman Oğuz vom Sächsischen Flüchtlingsrat am Mittwoch mit.

"Viele Geflüchtete berichten, dass sie sich allein nicht mehr trauen, auf die Straße zu gehen", erklärte Oğuz. Das habe er in Gesprächen mit Geflüchteten erfahren, die in Städten wie Zwickau oder Bautzen leben. Zum Selbstschutz bewegten diese sich lieber in Gruppen. Auch herrsche das Gefühl, bei rassistischen Angriffen zunehmend allein gelassen zu werden.

Es fehle an entschiedenem Gegenwind vor Ort. "Die Grenzen des öffentlich Sagbaren haben sich längst bis zur Entmenschlichung verschoben, und die Hetze gegenüber Geflüchteten gehört auf immer mehr Straßen zur Normalität."

Flüchtlingsrat: "Äußerungen von CDU-Politikern tragen zur Normalisierung bei"

Der Flüchtlingsrat sieht einen Zusammenhang mit den Äußerungen von CDU-Politikern, die zu dieser Normalisierung beitragen würden. "Der Versuch, rechter zu werden, vermeintlich um dem Rechtsruck vorzubeugen, bewirkt genau das Gegenteil." Rechtspopulistischen Kräfte würden dadurch an Legitimität gewinnen.

Bei dem Angriff am späten Samstagabend in Sebnitz waren zwei mit Sturmhauben maskierte und augenscheinliche Rechtsextreme in ein von Geflüchteten bewohntes Mehrfamilienhaus eingedrungen. Einer der Männer trug ein T-Shirt mit schwarz-weiß-roter Flagge und dem Bild eines Wehrmachtssoldaten. Er war mit einer Stange bewaffnet.

Die Polizei konnte den Mann anhand eines Videos noch am Sonntag identifizieren. Es handelt sich um einen 20-Jährigen aus Sebnitz. Gegen ihn wird jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung und Hausfriedensbruch ermittelt. Nach seinem Komplizen wird noch gefahndet. Zwei weitere Männer befanden sich vor dem Haus. Ein 18-jähriger afghanischer Hausbewohner musste danach ambulant versorgt werden, ein 16-Jähriger blieb unverletzt. (SZ)