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Rücktritt nach Skandal-Trauer beim CFC

Beim Samstagsspiel des Regionalligisten gedachten Fans des verstorbenen Gründers der Organisation Hooligans-Nazis-Rassisten. Der Verein reagiert umgehend.

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Tommy H. soll Anfang der 1990er-Jahre die Organisation "HooNaRa" (Hooligans-Nazis-Rassisten) mitgegründet haben.
Tommy H. soll Anfang der 1990er-Jahre die Organisation "HooNaRa" (Hooligans-Nazis-Rassisten) mitgegründet haben. © imago/Härtelpress

Eine umstrittene Beileidsbekundung für einen gestorbenen Fan, der als Mitbegründer einer rechtsextremen ehemaligen Organisation galt, hat nicht nur beim Chemnitzer FC für Aufregung gesorgt. Der Verein zog am Sonntag erste personelle Konsequenzen. Mit weiteren Folgen von Verbandsseite ist zu rechnen.

In einer Reihe von Pressemitteilungen am Sonntag versuchte der Drittliga-Absteiger, die Ereignisse vom Samstag aufzuarbeiten und weiteren Schaden vom Verein abzuwenden. Doch die Diskussionen um das, was am Samstag vor dem Regionalliga-Spiel des souveränen Tabellenführers daheim gegen die VSG Altglienicke (4:4) im Stadion passierte, dürften vorerst nicht abebben - im Gegenteil.

Thomas Uhlig trat am Sonntag zurück.
Thomas Uhlig trat am Sonntag zurück. © imago

Am Sonntag legte der Kaufmännische Geschäftsführer Thomas Uhlig alle Ämter nieder, "um weiteren Schaden vom Chemnitzer FC fernzuhalten". In seiner Funktion trage er die Verantwortung für die Spieltage des CFC und dessen Begleiterscheinungen, erklärte der 46-Jährige.

Auch für Spieler Daniel Frahn, der vom CFC wegen seines Torjubels, bei dem er ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift "Support your local Hools" (Unterstütze deine lokalen Hools) hochhielt, mit einer Geldstrafe bedacht wurde. Wie hoch diese ist, gab der Club nicht bekannt, stellte aber fest: "Darüber hinaus droht Frahn eine Bestrafung von Seiten des Verbandes."

Daniel Frahn mit dem T-Shirt.
Daniel Frahn mit dem T-Shirt. © imago/Härtelpress

In mehreren Pressemitteilungen bemühte sich der Drittliga-Absteiger um eine Aufarbeitung und betonte, dass es sich um "keine offizielle Trauerbekundung" gehandelt habe. Der CFC habe "nach dem Tod von Thomas H. im Rahmen des Ablaufs des Stadionprogramms den CFC-Fans und Hinterbliebenen die Möglichkeit der gemeinsamen Trauer" eingeräumt. H. soll Anfang der 1990er-Jahre die Organisation "HooNaRa" (Hooligans-Nazis-Rassisten) mitgegründet haben, die sich 2007 auflöste. Er leitete bis 2006 den Ordnungsdienst beim Chemnitzer FC. Einem Bericht des MDR zufolge wurde am Samstag auf der Video-Leinwand vor dem Spiel ein Porträt von H. eingeblendet.

Auf der Video-Leinwand wurde ein Porträt von H. eingeblendet. 
Auf der Video-Leinwand wurde ein Porträt von H. eingeblendet.  © imago/Härtelpress

Es habe eine Schweigeminute gegeben, ein schwarzes Kreuz und ein Transparent seien ausgerollt worden. Die schwarz gekleideten Fans in der Südkurve hätten zudem eine Pyro-Show in Rot und Weiß gezündet. In einer Rede seien die Verdienste von H. für den Verein gewürdigt worden, schrieb der MDR.

Der Chemnitzer FC erklärte dazu, gemeinsame Trauer zu ermöglichen, stelle keine Würdigung des Lebensinhalts dar. "Es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit, den Fans des CFC und Hinterbliebenen, die darum baten, die gemeinsame Trauer zu ermöglichen. Dies geschah in Übereinstimmung mit Abwägungen, die von den Sicherheitsbehörden getroffen worden waren", hieß es in der Stellungnahme.

Ihm persönlich gegenüber sei H. nie politisch geworden, sagte Frahn in einer der Erklärungen. "Ich bin weit davon entfernt, sein Gedankengut zu teilen", bekräftigte Frahn. Das T-Shirt sei verkauft worden, "als Thomas H. erkrankt ist, um die medizinische Betreuung zu gewährleisten. Daher hatte das Shirt für mich eine andere Bedeutung. Dass dieses T-Shirt so tief in der Nazi-Szene verbreitet ist, war mir dabei nicht bewusst", erklärte Frahn. Nach Vereinsangaben entschuldigte er sich bei den CFC-Verantwortlichen und der Mannschaft für seine Jubelaktion.

"Dass ein Spieler während eines Spiels Botschaften, egal welcher Art, verbreitet und diese nicht vorher mit den Verantwortlichen des CFC bespricht, ist für uns nicht hinnehmbar", sagte CFC-Sportvorstand Thomas Sobotzik. (dpa)