SZ + Sport
Merken

Deshalb rüsten die Dresdner Footballer noch mal mächtig auf

Die Monarchs stellen vor Ende der Transferperiode noch sieben neue Spieler vor. Das klingt nach viel Investition, tatsächlich geht es aber um kleine Summen.

Von Alexander Hiller
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Monarchs um Austin Mitchell (oben) wollen ihren Höhenflug auch im Spitzenspiel gegen Braunschweig am Samstag fortsetzen.
Die Monarchs um Austin Mitchell (oben) wollen ihren Höhenflug auch im Spitzenspiel gegen Braunschweig am Samstag fortsetzen. © ronaldbonss.com

Dresden. Wer die jüngsten Schlagzeilen um die Footballer der Dresden Monarchs verfolgt hat, wird sich verwundert die Augen reiben und sich vermutlich auch fragen, ob der deutsche Meister von 2021 plötzlich finanziell auf Rosen gebettet ist.

Kurz vor Schluss der letzten Transferperiode für diese Saison – die Frist endete am 31. Juli – verpflichteten die Sachsen gleich sieben Spieler nach. Dabei profitieren die Elbestädter auch von den finanziellen Unwägbarkeiten in der Konkurrenzliga European League of Football (ELF). In der semiprofessionellen Liga, die auf einem Franchise-System basiert, kämpfen offenbar mehrere Klubs um das finanzielle Überleben. Die Leipzig Kings haben sich bereits aus dem Spielbetrieb zurückgezogen, die Prague Lions stehen offenbar kurz vor dieser Entscheidung. Gewissermaßen aus der Konkursmasse beider Mannschaften stoßen fünf Spieler zu den Monarchs: Die tschechischen Brüder Miroslav und Zbynek Kysilka, die schon zwischen 2019 und 2022 in Dresden spielten, sowie deren Landsmann Martin Havelka aus Prag, Roman Damasch und Christian Römer aus Leipzig. Zudem hat sich der Franzose Angelo Druck vom französischen Meister La Courneuve Flash aus Paris den Dresdnern angeschlossen. Zuletzt wurde am Montag die Verpflichtung des Spaniers Mario Flores bekannt gegeben, der als frischgebackener österreichischer Meister von den Danube Dragons aus Wien an die Elbe wechselt.

Der Kader umfasst nun 63 Spieler - nur 50 können spielen

„Von vornherein war uns klar, dass wir zwar eine gute Besetzung haben, aber uns die Tiefe im Kader fehlt“, sagte Monarchs-Präsident Sören Glöckner. Im Football besteht sowohl die Offense als auch die Defense aus elf Spielern, die sogenannten Starter – optimalerweise aus 22 unterschiedlichen Footballern. Und diese Positionen sollten mindestens doppelt abgesichert sein – also 44 Spieler. Hinzu kommt als dritte Gruppe das Special Team um den Kicker für Fieldgoal- oder PAT-Versuche, den Zusatzpunkt nach dem Touchdown.

„Natürlich kommt uns zugute, dass die beiden ELF-Teams Probleme hatten“, sagt Glöckner. Allerdings haben die Monarchs auch zwei Verträge aufgelöst. Die beiden Briten Samuel Mindham und Max Charnley-Collins erfüllten nicht die sportlichen Erwartungen. Der Kader der Dresdner umfasst nun 63 Spieler. „Das ist immer noch ein relativ kleines Team, unsere Trainer würden sich 75 Spieler wünschen“, sagt Geschäftsführer Jörg Dreßler. Auf das Spielprotokoll dürfen nur 50 Spieler eingetragen werden. Nur beim Finale um den GFL-Bowl sind mehr Spieler einsatzberechtigt.

Diese beiden Männer haben gemeinsam Großes vor: Cheftrainer Paul Alexander und Monarchs-Präsident Sören Glöckner (r.)
Diese beiden Männer haben gemeinsam Großes vor: Cheftrainer Paul Alexander und Monarchs-Präsident Sören Glöckner (r.) © ronaldbonss.com

Der Klubchef bezeichnet die zusätzliche Investition als übersichtlich, den drei tschechischen Neuzugängen werden beispielsweise nur die Fahrtkosten für die Pendelei zwischen Prag und Dresden erstattet. Kein Wunder, dass der Saisonetat der Dresdner in dieser semiprofessionellen Sportart trotz des vergleichsweise großen Kaders lediglich zwischen geschätzten 650.000 und 700.000 Euro liegt. „Unser finanzielles Raster bleibt konstant, das überschreiten wir nicht“, stellt Sören Glöckner klar. „Wir haben jetzt schon noch mal etwas Geld in die Hand genommen“, bestätigt Geschäftsführer Jörg Dreßler. Wie viel genau, will er nicht verraten. Allerdings werden mit internationalen Spielern grundsätzlich Verträge abgeschlossen. „Das hat schon arbeitsrechtliche und Versicherungsgründe“, sagt der 48-Jährige.

Die internationalen Neuzugänge Mario Flores und Angelo Druck ziehen für den Rest der Saison nach Dresden. Alle Neuzugänge sind bereits am kommenden Samstag beim Spitzenspiel der German Football League (GFL) spielberechtigt. Ab 15 Uhr empfangen die Dresdner im Trainingszentrum an der Bärnsdorfer Straße als Tabellendritter (10:2 Punkte) der sportlich stärkeren Nordstaffel den Staffelzweiten Braunschweig (12:2).

Nach Transferschluss könnten noch Neuzugänge kommen

Die personelle Nachbesserung in dieser Größenordnung sollten die Konkurrenten in der GFL durchaus auch als Signal verstehen, dass es die Dresdner mit ihrer Ansage, wieder um den Titel mitzuspielen, tatsächlich ernst meinen. „Unser Team hatte auch ohne die jetzt getätigten Verstärkungen den Anspruch, um den Titel mitzuspielen“, konstatiert das Vereinsoberhaupt. Glöckner stuft das Duell gegen den zwölffachen deutschen Meister auch deshalb als echte Standortbestimmung ein. Zumal auch Braunschweig den Kader in den letzten Tagen noch um mindestens drei offiziell verkündete Neuzugänge aufgebessert hat. Weitere Neuzugänge kann es in der GFL auch nach der Schließung des Transferfensters noch geben – beispielsweise für die Play-offs, die K.-o.-Runde um die Meisterschaft. Die Verträge für sogenannte Backups auf verschiedenen Positionen sind bereits unterzeichnet und der Liga gemeldet. Aber die Klubs sind nicht verpflichtet, diese Optionen bereits jetzt zu veröffentlichen.