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Ex-Dresdner Basketballer Noah Berge gestorben

Der frühere Spieler der Titans und nach einem Unfall querschnittsgelähmte junge Mann hat offenbar den Freitod gewählt. Sein früherer Verein will seiner gedenken.

Von Alexander Hiller
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Die Dresden Titans wollen am 20. Februar still von ihrem Ex-Spieler Noah Berge Abschied nehmen.
Die Dresden Titans wollen am 20. Februar still von ihrem Ex-Spieler Noah Berge Abschied nehmen. © Philipp Cherubim

Dresden. Der frühere Titans-Basketballer Noah Berge ist gestorben. In einer hochemotionalen und bewegenden Nachricht auf Instagram hat sich seine frühere Freundin von dem 23-Jährigen verabschiedet.

"Ich lasse einen Menschen ziehen, der mich zu der gemacht hat, die ich heute bin", schrieb die ehemalige Volleyballerin. "Doch du, Noah, bist nie nur ein einfacher Mensch in meinem Leben. Du warst und bist mein Ein&Alles, meine große Liebe, mein einziger Ort, an dem ich uneingeschränkt Ich sein konnte."

Erst vor zwei Tagen hatte offenbar Noah Berge selbst noch auf Instagram einen emotionalen Eintrag verfasst. "Danke, für jede einzelne Sekunde, Minute, Stunde, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr, jedes Jahrzehnt oder auch das ganze Leben", schrieb er.

Dresden Titans plant Gedenkminute

Noah Berge, der in der Saison 2017/18 für die Elbestädter auflief, war am 4. Oktober 2018 in Jena verunglückt. Seit dem Unfall mit einer Straßenbahn war der Sportler vom Hals abwärts gelähmt. Eine beispiellose Spendenaktion für Noah Berge hatte deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Knapp 114.000 Euro sind damals für die Einrichtung einer behindertengerechten Wohnung gespendet worden.

"Beim Duschen oder Waschen brauche ich Unterstützung. Dann werde ich aller vier Stunden kathetert, um die Blase zu entleeren, weil ich noch nicht bereit bin, dauerhaft einen Schlauch aus mir raushängen zu haben", hatte Berge Anfang 2020 über seine Lebensumstände auf Sächsische.de erzählt. Es war eines seiner letzten öffentlichen Interviews.

Noah Berge benötigte nach seinem Unfall eine Rundum-Betreuung. Hier ist er mit seinen beiden Therapeutinnen Charlotte und Luise zu sehen.
Noah Berge benötigte nach seinem Unfall eine Rundum-Betreuung. Hier ist er mit seinen beiden Therapeutinnen Charlotte und Luise zu sehen. © privat

Eigentlich, so schien es, hatte sich der junge Mann mit seinem elektrischen Rollstuhl, den er mit dem Kinn steuern konnte, zurück in ein neues Leben gekämpft. Auf einem seiner letzten persönlichen Instagram-Beiträge ist Noah Berge im vergangenen Sommer mit seinen Freunden bei einem Konzert von Rapper Sido auf der Leipziger Festwiese zu sehen.

Berge singt aus vollem Halse mit. In einem Podcast 2021 hat der lebenslustige junge Mann sein Motto geschildert: "Lieber lachend und zu Fuß, als weinend und im Benz. Ich würde behaupten, ich bin einer der größten Optimisten, die ich kenne."

Mittlerweile haben auch die Dresden Titans einen Nachruf auf ihren Ex-Spieler veröffentlicht. Der Klub plant beim Heimspiel am 20. Februar gegen die Arvato College Wizards aus Karlsruhe eine Gedenkminute. "Als wir Noah 2017 nach Dresden geholt hatten, war er schnell fester Bestandteil unserer Bundesliga- und Regionalligamannschaft. Von Beginn an hatte er sich mit seiner Art und Mentalität bei uns eingefügt.

Noah war stets eine Bereicherung für seine Mannschaft, seine Mitspieler und für die Titans. Wir sind in Gedanken bei Noahs Familie und Freunden und wünschen viel Kraft und Stärke in diesen schweren Stunden", sagte Titans-Geschäftsführer Rico Gottwald. Wie der Verein in seinem Nachruf mitteilte, hat sich Noah Berge dafür entschieden, freiwillig aus dem Leben zu scheiden.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über das Thema Suizid, außer es erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800 1110111 und 0800 1110222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.