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Rostock, Rom, München: Diese Überraschungs-Landesmeister sind in ganz Europa zu Gast

Die D-Junioren des TSV Reichenberg/Boxdorf vertraten Sachsen als Landesmeister erfolgreich beim Hallenfußball-Turnier in Rostock. Nicht die erste Reise, auf die die Jungs gemeinsam gingen.

Von Lucy Krille
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Beim Jubel des TSV Reichenberg-Boxdorf über den dritten Platz beim Futsal-Pokal in Rostock durfte auch die italienische Flagge nicht fehlen. Denn der Landesmeister hat Verbindungen nach Rom.
Beim Jubel des TSV Reichenberg-Boxdorf über den dritten Platz beim Futsal-Pokal in Rostock durfte auch die italienische Flagge nicht fehlen. Denn der Landesmeister hat Verbindungen nach Rom. © John Schmidt

Reichenberg/Boxdorf. Der Stolz in John Schmidts Worten ist nicht zu überhören. "Das gab es noch nie, dass so ein kleiner Verein Futsal-Landesmeister geworden ist", sagt der Trainer jener Fußballmannschaft, die vor einem Monat in Mittweida einen echten Coup gelandet hat. Schließlich waren die Gegner im Hallenfußballturnier der D-Junioren durchaus namhaft. Neben dem TSV setzten sich auch der SC Hartenfels Torgau, der VFC Plauen und der 1. FC Lokomotive Leipzig in ihren Vorrunden-Turnieren durch.

Beim ersten Spiel gegen Plauen mussten sich die Mannschaften noch die Punkte teilen. In der nächsten Begegnung konnten sich die D-Junioren von Reichenberg-Boxdorf klar gegen chancenlose Torgauer durchsetzen. Im entscheidenden Spiel gegen Lok Leipzig machten die Reichenberger die Überraschung dann perfekt. Die Spieler wuchsen über sich hinaus und konnten das Spiel sogar sehr deutlich mit 4:1 für sich entscheiden.

TSV Reichenberg ist regelmäßig bei internationalen Fußballturnieren

Damit sorgten sie für riesige Freude in den Moritzburger Ortsteilen. "Das ist ein absolutes Highlight in der Vereinsgeschichte", sagt Trainer Schmidt, der den Titel fast noch höher einstufen mag als das, was danach passierte. Denn für die Jungs ging es noch weiter: Am letzten Februarwochenende reisten die Reichenberger und Boxdorfer nach Grimmen in die Nähe von Rostock. Dort vertraten sie Sachsen beim Futsal-Pokal des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV).

Die Vorbereitung darauf lief für die D-Junioren alles andere als optimal. Durch die sächsischen Winterferien waren viele Kinder im Urlaub. Aus Österreich, Ungarn oder Schweden kamen sie kurz vorher angereist, erzählt Schmidt. "Wir hatten 14 Tage kein Training". Dennoch konnte der TSV eine weitere Medaille holen - diesmal die bronzene. Im Halbfinale hatten die Jungs gegen die U 13 vom FC Hansa Rostock zwar nicht den Hauch einer Chance (0:6), gegen die SG Bornim setzten sie sich mit 2:0 aber im Kampf um den 3. Platz durch.

Beim Besuch in Italien durfte ein gemeinsames Mannschaftsfoto mit den Junioren des AS Rom nicht fehlen.
Beim Besuch in Italien durfte ein gemeinsames Mannschaftsfoto mit den Junioren des AS Rom nicht fehlen. © John Schmidt

Die D-Junioren sind schon vor dem Turnier bei Rostock viel herumgekommen. "Wir sind eine sehr reisefreudige Mannschaft", erzählt Schmidt. Vergangenes Jahr waren sie beispielsweise bei einem internationalen Fußballturnier in Italien und haben sich mit den Junioren des AS Rom gemessen. Auch Spiele in Breslau und bei tschechischen Vereinen gab es schon, dieses Jahr steht München auf dem Plan. Die Reiselust rührt neben dem Spaß an gemeinsamen Erlebnissen auch von dem Erfolg der Mannschaft.

Meistertitel ist auch auf dem Rasen das Ziel

"Wir haben einen so starken Jahrgang, dass wir in Dresden kaum mehr Gegner finden", sagt Schmidt. Auf dem Rasen messen sich die Jungs aus Reichenberg in der Landesklasse mit dem VfL Pirna-Copitz, dem Bischofswerdaer FV oder der zweiten Mannschaft der SG Dresden Striesen. "Ziel ist Platz eins", sagt Schmidt, der seiner Mannschaft für dieses Vorhaben gute Chancen ausrechnet. Derzeit steht die Mannschaft mit vier Punkten Rückstand und einem Spiel weniger auf Platz zwei hinter den D-Junioren aus Pirna.

Die Reichenberger Jungs auf Stadiontour in Breslau.
Die Reichenberger Jungs auf Stadiontour in Breslau. © John Schmidt

Für Schmidt wäre der Titel in der Landesklasse Ost der Abschluss einer perfekten Saison, die gleichzeitig wohl seine letzte sein wird. Denn der Trainer will die Jungs nach acht Jahren in neue Hände geben. "Das war meine schwerste, aber trotzdem die richtige Entscheidung", sagt Schmidt. Die Mannschaft brauche trotz ihres Erfolgs eine neue Spielphilosophie. "Sonst wird man betriebsblind", findet Schmidt.

Erfolgstrainer gibt die Mannschaft schweren Herzens ab

Derzeit ist der TSV auf der Suche nach einem Trainer, der mindestens eine C-Lizenz vorweisen kann. Ein Mensch mit Empathie, Humor, Fachwissen und Sozialkompetenz - das wünscht sich Schmidt für seine Jungs. Er ist seit Sommer Trainer der Männermannschaft und will dieser Aufgabe nun seine ganze Aufmerksamkeit widmen.

"Die Mannschaft spricht für sich", rührt er die Werbetrommel. Die Jungs, die auch in der neuen Saison in der Konstellation zusammenbleiben, sind zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen. Auch die Eltern und Fans seien toll, schwärmt Schmidt, der seiner Mannschaft auch immer wieder einen gewissen Abstand zum Fußball einräumt. "Sie sollen ja auch noch Kinder bleiben", meint der Landesmeister-Trainer.