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Die Sorgen des Ex-Weltmeisters aus Dresden

Der Speerwerfer Johannes Vetter sucht nach seiner alten Form – und denkt über Verbesserungen für seine Sportart nach

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Johannes Vetter kämpft nach seinem verunglückten Auftritt bei den Olympischen Spielen weiter mit technischen und körperlichen Problemen.
Johannes Vetter kämpft nach seinem verunglückten Auftritt bei den Olympischen Spielen weiter mit technischen und körperlichen Problemen. © dpa/Michael Kappeler

Offenburg. Im Jahr nach dem großen Olympia-Frust läuft es für Top-Speerwerfer Johannes Vetter auch in der WM- und EM-Saison nicht nach Plan. Der Weltmeister von 2017 hat seine Starts bei zwei internationalen Meetings gestrichen und arbeitet dreieinhalb Wochen vor den deutschen Meisterschaften in Berlin im Training an seiner Form.

„Es ist körperlich und mental anstrengend, denn in der Art und Weise hatten wir das noch nicht“, sagte der 29-jährige gebürtige Dresdner. „Ich hätte gedacht, dass ich es über die ersten Saison-Wettkämpfe besser hinbekomme.“

Mit seinen 85,64 Metern vom Auftakt in Offenburg vor zwei Wochen liegt Vetter hinter Andreas Hofmann (Mannheim/ 86,09) und Julian Weber (Mainz/85,64) nur auf Rang drei der deutschen Jahresbestenliste, die er für gewöhnlich mit Weiten von weit über 90 Metern anführt.

Als Weltjahresbester mit 96,29 Metern war er im August des Vorjahres auch Favorit auf die olympische Goldmedaille, doch mit seinem kraftvollen Wurfstil kam er auf dem zu weichen Boden der Anlaufbahn nicht zurecht. Neunter mit 82,52 Metern statt Olympiasieger lautete am Ende das enttäuschende Resultat.

Top-Weiten gerade nicht drin

„An das vergangene Jahr verschwende ich nicht so viele Gedanken, weil es mich nicht weiterbringt. Und zurzeit habe ich andere Probleme zu lösen“, sagte Vetter. „Ich habe ein paar technische Probleme, und daraus folgen körperliche. Durch kleinere Ausweichbewegungen werden Muskelgruppen, Bänder und Sehnen übermäßig strapaziert. Die Power geht gerade leider nicht in die richtige Richtung – und dann tut es mal hier und mal da weh.“

Top-Weiten sind so nicht drin für den deutschen Rekordhalter, der mit seinen 97,76 Metern aus dem Jahr 2020 nur 72 Zentimeter hinter dem Weltrekord des Tschechen Jan Zelezny blieb.

Ein wenig ratlos wirkte Vetter schon, als er sich in der Vorwoche nach dem Einwerfen in Dessau frustriert zu einem Startverzicht durchrang. Starts in Ostrava am Dienstag und Hengelo am Pfingstmontag hat er aus seinem Plan gestrichen.

„Ich schaue von Tag zu Tag“, sagte der Sportler von der LG Offenburg. Er berichtete von körperlichen Werten, die für eine gute Verfassung sprechen. „Aber Speerwerfen ist eben auch eine sehr filigrane Disziplin, da muss alles passen“, sagte Vetter. „Wir analysieren, probieren und schauen, woran es liegt. Im Speerwurf sind es manchmal nur Kleinigkeiten, die dann eine Kettenreaktion zur Folge haben.“

Gute Lösung für die EM - was ist mit der WM?

Der Bodenbelag in Tokio, auf den Vetter schmerzhaft stürzte, war dagegen keine Kleinigkeit. Auch deshalb macht er sich für einheitliche Anlaufbedingungen stark. „Seit den 1990er-Jahren hat sich keiner mehr richtig Gedanken darum gemacht. Das Material hat sich geändert, die Statuten nicht“, sagte der Athlet von Trainer Boris Obergföll. „Meiner Meinung nach gibt es nur eine Art, mit der man richtig weit werfen kann – und dazu braucht man ein sehr starkes Stemmbein. Wenn da der Untergrund nicht mitspielt, fliegt der Speer nicht groß über 90 Meter, und schon gar nicht über 95 Meter.“

Der Deutsche Leichtathletik-Verband unterstützt ihn. „Wenn man sich an die Bilder der Olympischen Spiele erinnert, ist doch ganz klar, dass wir alle mit Johannes gelitten haben“, sagte DLV-Vorstandschef Idriss Gonschinska. „Es hat natürlich eine unheimliche Wirkung, wenn so ein Weltklasseathlet sich ganz persönlich einsetzt.“

Vetter spricht von einer „guten Lösung“ für die EM vom 15. bis 21. August in München. Für die WM in den USA vom 15. bis 24. Juli hapere es aber noch. „Von vielen amerikanischen Speerwerfern hören wir, dass der Belag zu weich ist“, sagte er. „Aber gerade habe ich wenig Zeit, mir darum Gedanken zu machen.“ (dpa)