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Der Derby-Spezialist aus Weißwasser hofft auf Wende

Steve Hanusch ist Verteidiger bei den zuletzt erfolglosen Lausitzer Füchsen. Gegen seinen Ex-Verein aus Dresden hofft der Eishockey-Profi auf Punkte.

Von Frank Thümmler
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Endlich mal wieder einen Sieg bejubeln möchte Füchse-Verteidiger Steve Hanusch. Dass es dabei gegen seinen Ex-Verein geht, ist ihm egal.
Endlich mal wieder einen Sieg bejubeln möchte Füchse-Verteidiger Steve Hanusch. Dass es dabei gegen seinen Ex-Verein geht, ist ihm egal. © Thomas Heide

Weißwasser/Dresden. Der Unterschied könnte für Eishockeyprofi Steve Hanusch nicht größer sein. Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage konnte er mit seiner Frau und den zwei kleinen Kindern in Dresden genießen – ganz unfreiwillig, während seine Lausitzer Füchse vergeblich versuchten, in Kassel oder Bad Nauheim das dürftige Punktekonto aufzubessern. Am Montag fuhr er endlich wieder in die Eisarena nach Weißwasser, in der Hoffnung, dass es für einen Einsatz am Dienstagabend reicht. Es wäre eine Rückkehr ausgerechnet im Sachsenderby gegen die Dresdner Eislöwen. Normalerweise vor ausverkaufter Halle, wegen Corona aber diesmal vor leeren Rängen.

Der 31-jährige Eishockey-Profi hat sich diese Auszeit mitten in der Saison nicht freiwillig genommen. „Ich habe mich schlapp und ausgebrannt gefühlt. Eine Untersuchung hat ergeben, dass die Entzündungswerte zu hoch waren, wahrscheinlich eine verschleppte Erkältung. Der Arzt hat eine Pause angeordnet. Natürlich habe ich mich über Weihnachten mit der Familie gefreut. Normalerweise ist man in unserem Sport am 24. und 25. Dezember mal kurz da, aber dann schon wieder unterwegs. Andererseits habe ich nur am Handy gehangen, wenn mein Team gespielt hat“, beschreibt es Hanusch.

Der Verteidiger aus einer bekannten Weißwasseraner Eishockey-Familie hatte als Jugendlicher den Sprung in den Nachwuchs der Berliner Eisbären geschafft, spielte dann in der DEL für den Klub und später für Krefeld, bevor er vor gut vier Jahren zu den Eislöwen wechselte. Als vor dieser Saison in Dresden ein großer personeller Umbruch anstand, fand Hanusch den Weg zurück in seine Heimat. „Wir sind uns mit Geschäftsführer Dirk Rohrbach schnell einig geworden, zumal mir die Perspektive der Mannschaft wichtiger war als allein das Geld. Weißwasser ist ganz einfach meine Heimat, auch wenn ich viele Jahre in Dresden gespielt habe, hier nach wie vor mit meiner Familie wohne und die Stadt wirklich schön ist“, erklärt Hanusch.

Ein Umzug in die Lausitz stand aber nicht zur Debatte, der Frau zuliebe. „Sie hat so viel mit mir mitgemacht, ist immer mit mir zu meinen Stationen gezogen. Sie ist Dresdnerin und fühlt sich hier wohl“, erklärt er.

Dass nun, wenn der Körper wieder mitspielt, ausgerechnet das Derby gegen Dresden ansteht, nimmt der erfahrene Profi (mehr als 400 Spiele in der ersten und zweiten Liga) einerseits gelassen – es gibt ja schließlich nur drei Punkte wie in jedem anderen Duell – andererseits auch mit einer extra Motivation: „So ein Derbysieg könnte für uns ein Turnaround-Punkt sein, der also den ganzen Saisonverlauf für uns in die richtige Richtung dreht. Und er würde auch für etwas mehr Ruhe im Verein sorgen.“

Die Füchse sind nach zuletzt mageren Ergebnissen auf Tabellenplatz zwölf abgerutscht – mit 28 Punkten aus 25 Spielen und schon sechs Punkten Rückstand auf den elften. Die Eislöwen (52 Punkte aus 27 Spielen) grüßen dagegen von Tabellenplatz vier.

Für das Derby hat das aus Sicht von Hanusch – auch aus eigener Erfahrung – aber wenig zu sagen: „Da ist immer eine ganz besondere Motivation drin, da kann der Letzte den Ersten schlagen.“ Und überhaupt seien die Füchse besser, als es der Punktestand aussagt. Man habe sich nur immer wieder zu viele einfache Fehler geleistet, manchmal habe auch das notwendige Quäntchen Glück gefehlt. Das Saisonauftaktspiel hatten die Füchse gegen die Eislöwen mit 3:2 nach Verlängerung gewonnen, die Dresdner revanchierten sich im November mit einem 4:1-Heimsieg.

Forsche Sprüche vor dem Derby in Richtung des Gegners will Hanusch nicht raushauen. „Als ich das Dresdner Trikot anhatte, habe ich auch in den Derbys gegen meine Heimatstadt Weißwasser alles für die Eislöwen gegeben. Jetzt werde ich das für die Füchse genauso tun, wenn es gegen das Team aus meinem Wohnort geht. Man kennt und respektiert sich gegenseitig, provozierende Sprüche sind da nicht angebracht. Die Punkte wollen wir trotzdem.“

Taktisch helfen könne er wegen seiner Dresden-Vergangenheit dem Trainer kaum, dazu ist Eishockey zu schnelllebig. „Und wenn man sieht, wie die Tore fallen: Wir dürfen einfach nicht so viele Fehler machen“, sagt er.