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Was die beste DSC-Spielerin zu ihrem Abschied zu sagen hat

Sie war die Beste bei Dresdens Volleyballerinnen: Maja Storck. Nun geht die Schweizerin. Hier spricht sie über die Gründe, über Komfortzonen, Ängste und Dresdner Essenz.

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Insgesamt 1.152 Punkte erzielte Maja Storck in zwei Jahren für die DSC-Volleyballerinnen, das sind 46 Volleyballsätze. Jetzt verlässt die Schweizerin den Verein.
Insgesamt 1.152 Punkte erzielte Maja Storck in zwei Jahren für die DSC-Volleyballerinnen, das sind 46 Volleyballsätze. Jetzt verlässt die Schweizerin den Verein. © kairospress

Frau Storck, Sie verlassen nach zwei erfolgreichen Jahren den DSC. Was sind Ihre Beweggründe?

Ich war zwei Jahre in Dresden, aber mit meiner Zeit in Aachen bereits vier Jahre in der Bundesliga. Ich kenne jetzt alle Hallen, alle Abläufe, es läuft alles sehr gut – aber trotzdem kennt man alles. Hier in Dresden hatten wir zwei erfolgreiche Jahre, klar hätten wir uns diese Spielzeit noch etwas anders gewünscht, dass sie etwas länger dauert. Für mich war bald klar, dass ich etwas Neues möchte, ein neues Umfeld, eine neue Herausforderung.

Warum?

Als ich aus der Schweiz nach Aachen kam, war für mich alles sehr neu, Das zweite Jahr war dann eine Bestätigung, um in der besseren Liga Fuß zu fassen. Danach war mir klar: Wenn ich weiterkommen will, muss ich in ein besseres Team gehen. Der DSC war für mich der nächste, ein wichtiger Schritt. Ich habe mich hier etablieren und noch ein zweites Jahr dranhängen können, in dem ich mich nur auf Volleyball fokussieren konnte. Ich mag es, wenn es Umbrüche, Neues zu entdecken gibt. Vielleicht ist das zu Anfang nicht so komfortabel – aber für mich unheimlich wichtig.

Kann eine behagliche Komfortzone auch persönlich ausbremsen?

Ich glaube schon. Es gibt da diesen Spruch: Great things never came from comfort zone (Große Dinge entstehen nicht in der Komfortzone/Anm. d. A.). Das ist so ein bisschen ein Motto für mich, wie ich meine Karriere gestalte. Es war für mich in Dresden eine unglaublich tolle Zeit und es wäre schön, noch ein Jahr zu bleiben. Aber es wäre auch sehr komfortabel gewesen.

Wann haben Sie sich entschieden?

Ich hatte mit Alex (Trainer Waibl/Anm. d. A.) abgesprochen, dass wir das Pokalfinale abwarten, dann kam unsere Coronawelle – da hatte ich viel Zeit zum Denken. Anfang März habe ich mich entschieden.

Also hat für Sie keine Rolle gespielt, dass sich der DSC nicht erneut für die Champions League qualifiziert hat?

Nein. Die Champions League war eine tolle Erfahrung. Ich hoffe, dass ich noch einmal da spielen werde. Aber die Vereine fangen sehr früh an, mit Spielerinnen zu sprechen und zu verhandeln. Da kann man nicht abwarten, wie die Saison am Ende verläuft.

In der Pressemitteilung des DSC steht, Sie ziehe es nach Südeuropa. Wohin?

Da muss ich um Geduld bitten. Darüber kann ich reden, wenn mein künftiger Klub die Verpflichtung öffentlich macht. Wann, liegt nicht in meiner Hand.

Was bleibt im Rückblick nach zwei Jahren DSC und Dresden?

Wie soll ich sagen? Es war für mich das erste Mal, dass ich mich in einem enorm professionellen Umfeld voll auf Volleyball fokussieren konnte. Es gibt so vieles, was ich mitnehme. Rein sportlich ist es die Meisterschaft 2021 – die erste für mich. Diesen Moment werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen. Wie wir als Team die Saison ohne Fans, ohne gemeinsame Unternehmungen gemeistert haben, das war einzigartig. Auch deshalb war es schön jetzt mitzuerleben, wie die Halle immer voller wird, wie volleyballbegeistert diese Stadt ist. Das letzte Spiel in der Margon-Arena war das erste für mich, das ich vor fast 3.000 Zuschauern erlebt habe. Es ist einerseits traurig, andererseits aber schön, dass es so endete. Alex ist der erfahrenste Trainer in der Bundesliga. Dass ich zwei Jahre mit ihm arbeiten durfte, auch seine Geschichten anhören konnte, ist sehr beeindruckend.

Sie wurden häufig als beste Spielerin ausgezeichnet, gelten als Frohnatur. Hatten Sie auch mal eine schwere Zeit beim DSC?

Der Anfang der ersten Saison war nicht leicht, ich habe mir sehr viel Druck gemacht. Ich würde nicht sagen, dass ich ängstlich war, aber ich war angespannt. Ich musste das Team kennenlernen, es gab da auch Momente, in denen ich mich einsam gefühlt habe. Aber spätestens im November 2020 habe ich gespürt: Ich bin beim DSC angekommen. Das war der Kick, da konnte ich freier aufspielen.

Haben Sie auch außerhalb des Feldes eine Entwicklung feststellen können?

Ich denke schon. Es sind Kleinigkeiten, die mich weiter haben wachsen lassen. In Aachen wohnte ich noch in einer WG, jetzt allein. Meine Eltern konnten mich wegen der Lockdowns nur ganz selten besuchen. Das hat mich außerhalb des Volleyballs selbstständiger werden lassen. Ich habe in meiner ersten Saison natürlich davon profitiert, dass ich mit Lena Stigrot und Lenka Dürr zusammengespielt habe, die schon länger enorme Verantwortung tragen. Jetzt traue ich mir auch selbst zu, selbstbewusst in diese Führungsrolle schlüpfen zu können. Und vielleicht ist das gar keine Rolle mehr, sondern das bin einfach ich.

Nehmen Sie ein Andenken mit?

Ja, vier Medaillen und meine Trophäe vom Golfturnier zur Saisoneröffnung. Dazu viele kleine Erinnerungen, Momente, die ich erlebt habe. Kleinigkeiten, die ich damit verbinde, ein Shirt zum Beispiel oder ein kleines Geschenk einer Mitspielerin. Und meine Familie daheim muss ich mit ganz viel Dresdner Essenz Badesalz eindecken. Aber das meiste nehme ich im Herzen mit, das ist nichts Materielles.

Das Gespräch führte Alexander Hiller.