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Wieso die Eislöwen nach dem Play-off-Aus ein positives Fazit ziehen

Matthias Roos, Sportdirektor des Eishockey-Zweitligisten spricht über die nun beendete Saison, die offene Trainerfrage und über schmerzhafte Abgänge.

Von Alexander Hiller
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Die Eislöwen sind zwar wie im Vorjahr erneut im Play-off-Viertelfinale gescheitert, haben sich aber spürbar weiterentwickelt.
Die Eislöwen sind zwar wie im Vorjahr erneut im Play-off-Viertelfinale gescheitert, haben sich aber spürbar weiterentwickelt. © www.loesel-photographie.de

Dresden. Unter dem Strich steht dasselbe Ergebnis wie in der Vorsaison. Die Dresdner Eislöwen scheiterten auch diesmal bereits im Play-off-Viertelfinale der DEL2 und sind damit nur Zuschauer, wenn das Quartett aus Kassel, Krefeld, Ravensburg und Bad Nauheim um den Titel und den sportlichen Aufstieg in die DEL spielt.

Allerdings sieht das Fazit aus Sicht der Verantwortlichen im Verein wesentlich positiver aus. Denn nach dem deutlichen 0:3-Rückstand in der „Best of 7“-Serie gegen Krefeld schafften die Dresdner gegen den DEL-Absteiger noch den Ausgleich, erzwangen ein siebentes Entscheidungsspiel. In dem war das abgezocktere Team das glücklichere, beim 4:2 um ein paar, aber entscheidende Nuancen besser. „Wir waren nicht die schlechtere Mannschaft, wir haben die Dinger vorn nicht reingekriegt“, sagt Sportdirektor Matthias Roos und spielt damit auf die Chancenverwertung an.

In der Tat ist die auffällig. In der Hauptrunde erzielten die Dresdner von den Top-Acht-Teams der DEL2 die wenigsten Tore (156). So etwas wie der rote Faden durch die Saison. In der Vorsaison trafen die Eislöwen als sensationeller Hauptrunden-Zweiter noch 195 Mal in die gegnerischen Maschen. Dennoch sagt Roos: „Wir haben eine junge Mannschaft, haben vor zwei Jahren mit dem Aufbau begonnen, wir werden besser, wir lernen. Wir sind heute mit Sicherheit eine bessere Mannschaft als vor einem Jahr. Jetzt gilt es, den nächsten Schritt zu machen.“

Zudem haben es die Eislöwen geschafft, „dass wir uns in den Plätzen vier bis acht etablieren. Deshalb ist die Saison für mich ein Erfolg.“ Dazu sollte man auch berücksichtigen, dass Krefeld über einen erheblich höheren Etat als die Sachsen verfügen konnte. Das war in der Vorsaison noch anders – damals scheiterten die Eislöwen an Heilbronn, die jetzt gegen den Abstieg aus der DEL2 kämpfen.

Der Finne Petteri Kilpivaara führte eine Saison aus Hochs und Tiefs zu einem befriedigenden Endergebnis, auch wenn sein Traum vom Erreichen des Halbfinals zerplatzte.
Der Finne Petteri Kilpivaara führte eine Saison aus Hochs und Tiefs zu einem befriedigenden Endergebnis, auch wenn sein Traum vom Erreichen des Halbfinals zerplatzte. © kairospress

Ob mit oder ohne Petteri Kilpivaara auf der Cheftrainer-Position der nächste Schritt erfolgt, ist nach wie vor offen. Der 37-jährige Finne war Anfang Februar vom Co- zum Cheftrainer befördert worden, weil der Sportdirektor unter Andreas Brockmann keine Entwicklung mehr im Team ausmachen konnte, obwohl sie sportlich auf Platz sechs noch im Plan lagen. „Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen in der sportlichen Ausrichtung des Teams, ist eine weitere Zusammenarbeit nicht zielführend. Insbesondere was die Flexibilität des Spielsystems, die Kommunikation und die Entwicklung junger Spieler an sich betrifft, liegen die Vorstellungen insgesamt zu weit auseinander“, hatte Roos damals betont.

Die Entwicklung der Mannschaft danach gibt dem 42-Jährigen recht. Die Eislöwen feierten unter Kilpivaara in der Endphase der Hauptrunde acht Siege in Folge. Dennoch betont Roos, dass auch Andreas Brockmann seinen Anteil am Erfolg dieser Saison hat. „Natürlich ist das so. Das will und muss ich auch gar nicht in Abrede stellen. Er hat hier gute Arbeit gemacht.“ Und zumindest den Grundstein für die sportliche Entwicklung der Eislöwen gelegt. Die soll – und das ist kein Geheimnis mehr – in absehbarer Zeit in einen Aufstieg in die DEL münden.

Ob Kilpivaara der Nachfolger von Brockmann als Eislöwen-Cheftrainer bleibt oder eine andere Personalie vorgestellt wird, will Roos am Freitag auf einer Pressekonferenz erklären. „Die Aufgabe als Cheftrainer finde ich interessant, ich denke aber auch an das Drumherum. Für mich ist viel wichtiger, wie meine familiäre Situation ist. Meine Frau hat hier einen guten, sicheren Job, der Kleine geht in den Kindergarten, die Großeltern wohnen in der Nähe von Dresden. Da liegt ganz viel auf der Waage“, hatte Kilpivaara selbst in einem Interview mit der SZ erklärt. Das klingt eher nach einem neuen Cheftrainer.

Eislöwen-Sportdirektor Matthias Roos berichtet über schmerzhafte Abgänge, nennt dabei aber noch keine Namen.
Eislöwen-Sportdirektor Matthias Roos berichtet über schmerzhafte Abgänge, nennt dabei aber noch keine Namen. © www.loesel-photographie.de

Wer auch immer den verantwortungsvollen Posten besetzt: Eine rasante und aufwändige Spielerrotation wird es wohl nicht geben. „Es wird uns sicher eine Handvoll Spieler verlassen, wir werden das Team grundsätzlich so zusammenhalten und hoffen auch, dass die Jungs sich weiter steigern, mehr Konstanz reinbringen“, verdeutlicht Roos. Mit einigen Leistungsträgern wie Torhüter Janick Schwendener oder Jussi Petersen (bd. bis 2025) hat der Klub bereits verlängert. „Aber es werden uns auch Spieler verlassen, die wir gern gehalten hätten, weil sie woanders deutlich mehr Geld verdienen können. Das muss man auch respektieren. Das waren offene, ehrliche Gespräche“, erklärt der Sportdirektor. Ob zu diesem Personenkreis auch Kapitän Jordan Knackstedt gehört, lässt Roos noch offen.

Der Vertrag des Deutsch-Kanadiers läuft nun zum Saisonende aus. „Wir sind in unseren personellen Planungen schon weiter als das, was öffentlich bekannt ist.“ Möglich, dass der Eislöwen-Sportdirektor am Freitag dazu auch genauer Stellung bezieht. In der Vergangenheit war es so, dass die Eislöwen ihre personellen Veränderungen häppchenweise an die Öffentlichkeit verteilt hat. Auch, um über die Sommerpause hinweg einige Schlagzeilen zu setzen. Es wird also auch Neuzugänge geben. „In der Gesamtanalyse müssen wir überlegen, wo wir uns verbessern müssen“, sagt Roos.