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Eishockey: Wieso Weißwasser plötzlich Dresden die Daumen drückt

Für die Lausitzer Füchse ist das Play-off-Duell in der DEL2 gegen Kassel das Sahnehäubchen der Eishockey-Saison. Zeitgleich bangen sie auch mit den Dresdner Eislöwen im Abstiegskampf.

Von Frank Thümmler & Alexander Hiller
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Sonst erbitterte Rivalen: Die Eislöwen mit Tomas Andres (l.) und Weißwassers Samuel Dove-McFalls. Im Abstiegskampf drücken die Lausitzer Füchse aber ausdrücklich den Dresdnern die Daumen.
Sonst erbitterte Rivalen: Die Eislöwen mit Tomas Andres (l.) und Weißwassers Samuel Dove-McFalls. Im Abstiegskampf drücken die Lausitzer Füchse aber ausdrücklich den Dresdnern die Daumen. © kairospress

Dresden. Die Lausitzer Füchse haben die sächsische Eishockey-Welt mal wieder auf den Kopf gestellt. Nicht die Weißwasseraner sind es, die gegen den Abstieg aus der DEL2 kämpfen, sondern die ambitionierteren Dresdner Eislöwen.

Während die Männer aus der Lausitz ab Mittwoch im Play-off-Viertelfinale nun Hauptrundensieger Kassel herausfordern, kämpfen die Eislöwen in der ersten von zwei möglichen Abstiegsrunden gegen den Absturz in die drittklassige Oberliga – und damit in die sportliche Bedeutungslosigkeit.

In der sächsischen Landeshauptstadt nimmt noch niemand das Szenario vom Worst Case in den Mund. Doch in sechs intensiven Gesprächsrunden mit Spielern, Trainer, mit Sportdirektor Matthias Roos und Sponsoren hat die Geschäftsführung den Zusammenhalt aller Beteiligten beschworen.

„Das ist eine ganz spezielle Situation für uns, die wir voll fokussiert angehen wollen“, verdeutlicht Maik Walsdorf, kaufmännischer Geschäftsführer. „Wenn einer ausschert – aus der Mannschaft oder von außen – wird es für uns ganz schwer. Wir brauchen alle im selben Boot“, sagt er.

Ein Abstieg würde Dresden um Jahre zurückwerfen

Immerhin besteht gegen Selb, Tabellenzwölfter der Hauptrunde, die realistische Chance, das Horror-Szenario bereits in der ersten Playdown-Runde abzuwenden. Zwei Siege und zwei Niederlagen stehen für beide Vereine in den direkten Hauptrundenduellen zu Buche, das letzte Aufeinandertreffen gewannen die Dresdner 8:1.

Dabei hat der Gegner den Vorteil, dass er nach der neuen Abstiegsregelung als besser platzierter Verein der Hauptrunde in maximal sechs Partien ein Spiel weniger gewinnen muss – exakt drei, die Eislöwen jedoch vier.

Gleichwohl müssen sich die Dresdner zumindest hinter den Kulissen mit einem Abstieg beschäftigen, Risiken abwägen, Finanzen bündeln. Dabei waren die Eislöwen vor der Saison einer von nur vier Vereinen der DEL2, die die nötige Bürgschaft in Höhe von 816.000 Euro für einen möglichen Aufstieg in die DEL hinterlegt hatten.

Welche Einschnitte ein Abstieg in die Oberliga zur Folge hätte, kann seriös noch niemand beurteilen. Den Eishockey-Standort Dresden, den viele für erstligatauglich halten, würde das in der Entwicklung um Jahre zurückwerfen. „Ich glaube, dass wir in einer Situation sind, den Worst Case finanziell abzufedern, es ginge geordnet weiter“, betont der Geschäftsführer. Noch spricht er darüber durchaus optimistisch im Konjunktiv.

Eislöwen-Coach Niklas Sundblad ist bereits der dritte Dresdner Cheftrainer in dieser Saison. Kann der Schwede den Supergau abwenden?
Eislöwen-Coach Niklas Sundblad ist bereits der dritte Dresdner Cheftrainer in dieser Saison. Kann der Schwede den Supergau abwenden? © kairospress

Sein Weißwasseraner Pendant Dirk Rohrbach hat dem Eislöwen-Geschäftsführer Signale gesendet, dass man in der Lausitz die Daumen drückt. „Es ist für uns alle wichtig, dass wir drei sächsischen Vereine in der DEL2 bleiben und auch in der kommenden Saison die Sachsenderbys spielen können“, sagt Rohrbach, der einen Abstieg in die Oberliga als Supergau ansieht, weil ein direkter Wiederaufstieg angesichts der starken Konkurrenz in der Oberliga alles andere als eine Selbstverständlichkeit wäre.

Die Lausitzer Füchse sind extrem erleichtert, vorzeitig den Klassenerhalt gesichert zu haben. „Aus meiner Sicht entscheidend war, dass wir nicht in Hektik verfallen sind, auch als es im Januar mal eine Niederlagenserie gab“, glaubt der Füchse-Geschäftsführer.

Rohrbach: "Wir können gern die Finals bestreiten"

Das Viertelfinale gegen den Meisterschaftsfavoriten Kassel sei so etwas wie eine Saison-Zugabe. Allerdings hat die Mannschaft Ambitionen. Zwar verloren die Lausitzer Füchse alle Hauptrundenspiele gegen Kassel, aber dreimal mit nur einem Tor. Und aller Druck liegt bei den aufstiegswilligen Kasselern.

„Warum soll für uns da nichts gehen“, fragt Rohrbach. Vor einem Jahr setzten sich die Kasseler ebenfalls im Viertelfinale in vier Spielen gegen die Lausitzer Füchse durch, nachdem Weißwasser zuvor alle vier Hauptrundenspiele gegen Kassel gewonnen hatte.

Vielleicht kommt es diesmal ja andersherum. Lange spielen könnten die Füchse problemlos. „Wir haben Eis bis zum 6. Mai, wenn Deutschland zur WM-Generalprobe bei uns in Weißwasser auf Frankreich trifft. Von mir aus könnten wir gern die Finals bis Ende April bestreiten“, sagt Rohrbach lachend.