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Warum die Fußball-Saison in Sachsen vorzeitig endet

Der sächsische Verband beschließt das vorzeitige Ende der Saison. In der Landesliga wird nach 19 Spieltagen abgerechnet, in der Landesklasse nach 22. Der Vorsitzende des Spielausschusses klärt auf.

Von Jürgen Schwarz
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Der Ball ist wieder im Spiel wie hier im Landesliga-Duell zwischen Einheit Kamenz und Stahl Riesa, doch es läuft jetzt anders als ursprünglich nach der Corona-Pause geplant.
Der Ball ist wieder im Spiel wie hier im Landesliga-Duell zwischen Einheit Kamenz und Stahl Riesa, doch es läuft jetzt anders als ursprünglich nach der Corona-Pause geplant. © Christian Kluge

Dresden/Leipzig. Der Vorstand des Sächsischen Fußball-Verbandes hat dem Antrag des Spielausschusses entsprochen und den Spielmodus in der Landesliga und der Landesklasse modifiziert. In der Landesliga wird eine einfache Runde zur Endabrechnung herangezogen. Das sind 19 Spieltage, der letzte ist nunmehr für den 11. Juni terminiert. In den vier Landesklasse-Staffeln sollen 22 der ursprünglich 30 angesetzten Spieltage bis zum 25. Juni über die Bühne gehen. Volkmar Beier, Vorsitzender des SFV-Spielausschusses, äußert sich zu den Änderungen.

Herr Beier, welche Rolle spielte die Beschwerde des Oberligisten 1. FC Lok Stendal, der gegen die Verkürzung der Fünftliga-Saison geklagt hatte, bei der Entscheidungsfindung des SFV-Präsidiums?

Eine wichtige Rolle, denn mit dem Urteil – die Beschwerde wurde abgewiesen – besteht auch in Sachsen Rechtssicherheit im Umgang mit der Regelung zur sportlichen Wertung der aktuellen Saison. Aus pandemischen Gründen ist es nicht möglich, die laufende Saison vollständig zu absolvieren. Zur Erinnerung: seit 19. November 2021 war Sport untersagt, seit dem 14. Januar unter 2G, seit 23. Februar unter 3G und erst seit 4. März ohne Einschränkungen möglich. Das war ein erheblicher Einschnitt für den Spielbetrieb.

Wie haben Sie den Re-Start auf Landesebene gesehen?

Erstmal ein Riesen-Respekt an die Vereine und ihr Umfeld. Nach der dritten Coronazwangspause ist nichts selbstverständlich. Die Vereine leisten Großartiges. Einzelne Corona bedingte Spielabsagen waren nicht zu verhindern, neue Termine aber schnell vereinbart. In der Landesliga hatten wir im Februar zunächst den Ansatz verfolgt, zumindest einen Teil der Meister- und Abstiegsrunde zu spielen. Angesichts weiterer Ausfälle muss man nunmehr feststellen, dass das nicht zu schaffen ist.

Spielausschuss-Chef Volkmar Beier erklärt im Interview, warum die Saison in der Landesliga und den Landesklassen verkürzt wird.
Spielausschuss-Chef Volkmar Beier erklärt im Interview, warum die Saison in der Landesliga und den Landesklassen verkürzt wird. © Verband

Können Sie noch einmal kurz schildern, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit beispielsweise in der Landesliga einem Antrag auf Absetzung eines Punktspiels entsprochen werden kann?

Wir hatten das bei den Vereinsgesprächen Anfang Februar erörtert. Eine Richtlinie zum Umgang mit Coronafällen war von Vereinsseite ausdrücklich gewünscht. Aus meiner Sicht zu Recht. Wir haben für den Spielbetrieb Herren in Sachsen richtlinienhaft festgelegt, dass Spiele abgesagt werden, wenn ein Verein fünf aktive Coronafälle nachweisen kann, die Stammspieler dieser Mannschaft sind. So erklärt sich auch, dass eine zweite Mannschaft des Vereins trotz Absage der „Ersten“ gespielt hat.

Befürchten Sie Beschwerden oder Klagen von Vereinen aus der Landesliga und/oder Landesklasse nach dem Beschluss des SFV-Vorstands?

Damit ist immer zu rechnen, das gehört einfach zu einem demokratischen Prozess. Für uns als Verband war es ein langer Weg bis zur Entscheidung. Wir hatten beispielsweise bereits Mitte Dezember ein Lagebild zum Spielbetrieb skizziert und auf die Vereinsgespräche Anfang Februar hingearbeitet. Das fand seine Fortsetzung in einer Vereinsbefragung. Der erste Beschluss zum Re-Start Ende März wurde den Vereinen vier Wochen zuvor schon vorgestellt und entsprach inhaltlich dem vorausgegangenen Austausch. Nunmehr gibt es die Basis für Teil zwei des Beschlusses – nämlich zur Wertung der Saison. Der ist etwas einschneidender für die Landesliga, daher hatten wir in der Vorwoche eine Videokonferenz angeboten, an der 18 von 20 Vereine teilnahmen.

In der Landesklasse Ost haben in der Winterpause zwei Vereine ihre Mannschaft aus dem Spielbetrieb genommen. Wäre es nicht Zeit, die Reduzierung von vier auf drei Staffeln in der 7. Liga schon dieses Jahr zu realisieren?

Die Strukturreform ist nicht vom Tisch. Allerdings müssen wir auf Sachsen insgesamt blicken und nicht nur auf eine einzelne Region. Was wir als erstes dafür brauchen, ist Stabilität. Eine Rumpfsaison ist nicht die Basis für einen so weitreichenden Einschnitt. Zudem müssen die Kreise die Chance haben, ihre höchste Spielklasse wieder auf eine normale Mannschaftsstärke zu bringen. Frühestens 2023/24 könnte eine Qualifikations-Saison sein.

Bis wann müssen die Vereine beim SFV eine Verzichtserklärung abgeben?

Bis zum 30. April müssen Vereine mit Mannschaften, die im Falle einer sportlichen Qualifikation ihr Aufstiegsrecht nicht wahrnehmen oder auf die Spielklasse 2022/23 verzichten, eine unwiderrufliche Erklärung beim SFV abgeben.

Die Landesliga wird von 20 auf 18 Teams reduziert. Der SFV hält am Abstiegsmodus fest. Angenommen, es steigen drei sächsische Oberliga-Teams ab, dann müssten acht Vereine die Sachsenliga verlassen. Gibt es dafür eine Härtefall-Regel?

Es ist ein normaler Prozess, dass sich alle Beteiligten auf eine vor Saisonbeginn aufgestellte Regelung verlassen können. Und es ist auch ganz normal, dass man daran nicht nach Belieben mittendrin etwas ändert. Drei Oberligaabsteiger könnten durchaus einen Härtefall bedeuten. Doch auch das darf man nicht losgelöst betrachten. Schließlich geht es auch darum, ob Mannschaften gegebenenfalls freiwillig die Spielklasse verlassen oder weniger Teams nach oben wollen.

Steht schon fest, wann die neue Saison beginnen wird?

Der Entwurf, der den Vereinen und Kreisverbänden vorliegt, sieht einen Start wie in der aktuellen Saison vor. Also erste Pokalrunde am ersten August-Wochenende und eine Woche später der erste Spieltag. Unser Plan ist eingebettet in den Rhythmus der oberen Ligen.

Etliche Vereine kritisieren, vor allem mit Blick auf die Benzinkosten, einige Schiedsrichter-Ansetzungen. Was sagen Sie dazu?

Bei den Spritkosten ist vor allem die Politik gefragt. Bei einem Verein mit Mannschaften in den oberen Spielklassen summieren sich die Kosten sehr schnell. Das hat unser Präsident Hermann Winkler frühzeitig angemahnt. Aber ja, im Hinblick auf Schiedsrichterkosten ist Sensibilität gefragt. Es wird sich aber nicht ganz vermeiden lassen, dass höhere Kosten entstehen - zur Regel soll es nicht werden.