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Dynamo-Trainer: "Keinen Vorwurf an die Spieler"

Dynamo Dresden hat seit 13 Spielen nicht gewonnen. Cheftrainer Guerino Capretti sagt, warum die Sieglosserie bald endet und was er von den Pfiffen der Fans hält.

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Enttäuscht und ernüchtert: Trainer Guerino Capretti und seine Spieler bedanken sich nach dem 0:0 gegen Kiel mit leerem Blick bei den Fans für die Unterstützung.
Enttäuscht und ernüchtert: Trainer Guerino Capretti und seine Spieler bedanken sich nach dem 0:0 gegen Kiel mit leerem Blick bei den Fans für die Unterstützung. © Jan Huebner

Herr Capretti, Dynamo hat im Abstiegskampf weiter sechs Punkte Rückstand auf den rettenden 15. Platz, vier Spiele stehen noch aus. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Unsere Situation hat sich nicht verändert, nur ist es jetzt ein Spiel weniger. Für uns geht es allein darum, wieder das Gefühl zu haben, ein Spiel zu gewinnen. Das hat jetzt oberste Priorität. Ich glaube, dass der eine oder andere gegen Kiel gemerkt hat, dass wir auch kämpfen können. Jetzt müssen wir vor dem gegnerischen Tor die spielerische Komponente dazupacken und damit die Wahrscheinlichkeiten erhöhen, endlich mal ein Tor mehr schießen als der Gegner. Nur darauf kommt es jetzt in dieser Woche an – ohne auf die Tabelle zu gucken.

Die Reaktionen der Fans nach dem 0:0 waren deutlich. Es gab Pfiffe und auch Beleidigungen gegen Kapitän Tim Knipping, der vorm K-Block mit Fans diskutiert hat. Was sagen Sie dazu?

Zunächst muss ich sagen, dass nicht alle Fans gepfiffen haben. Ganz viele haben auch geklatscht und die Jungs unterstützt haben, aber natürlich hört man eher die Pfiffe. Dass Fans enttäuscht waren, ist total nachvollziehbar. Ich kann den Unmut verstehen – und wünsche mir gleichzeitig, dass wir in den nächsten Spielen die gleiche hervorragende Unterstützung bekommen wie während des Spiels gegen Kiel.

Wie fällt Ihr sportliches Fazit nach der eher ernüchternden Nullnummer aus?

Um das Positive vorwegzunehmen: Wir haben hinten zu null gespielt, das ist uns auch schon lange nicht mehr gelungen. Das zweite Gute: Wir hatten eine Mannschaft auf dem Platz, die mit Herz und Leidenschaft aufgetreten ist und ein ganz anderes Gesicht gezeigt hat als eine Woche zuvor gegen Sandhausen. Das war mir ganz wichtig. Ich kann keinem Spieler einen Vorwurf machen. Es war ein umkämpftes Spiel, in dem es darum ging, schnell das Mittelfeld zu überbrücken. Da hätte ich mir gewünscht, dass wir mehr Fifty-fifty-Bälle gewinnen und die Angriffe sauberer, effizienter ausspielen. Letztlich können wir auf diese leidenschaftliche Leistung aufbauen.

Das klingt reichlich positiv, doch Dynamo wartet jetzt 13 Spiele auf einen Sieg.

Natürlich werden wir die Dinge inhaltlich klar ansprechen. Weil es vom Engagement aber ein ganz anderes Auftreten war als in Sandhausen, bin ich optimistisch, dass wir es im nächsten Anlauf schaffen können und vielleicht auch schaffen werden.

Wie schwer ist der psychologische Ballast angesichts der Sieglosserie und was können Sie in dieser Situation tun?

Man hat unseren offensiven Aktionen angemerkt, dass wir nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzen. Die Jungs wollen alles richtig machen und verkrampfen dabei. Was ich tun kann: Ihnen ihre Stärken bewusst machen. Alle Spieler haben Qualitäten, doch es fällt ihnen gerade schwer, diese auf den Punkt genau abzurufen. Vieles spielt sich im Kopf ab, und meine Aufgabe ist es unter anderem, den Kopf wieder frei zu machen und mit positiven Gedanken füllen. Dass wir es schaffen können, auch mal ein Spiel zu gewinnen.

Sie haben die Anfangself nach der Niederlage in Sandhausen auf vier Positionen verändert – und Innenverteidiger Sebastian Mai als offensive, zentrale Anspielstation aufgestellt. Warum?

Ich habe entschieden, dass wir auf dieser Position einfach mehr Präsenz und Wucht brauchen. Er kann seinen Körper reinstellen, die Bälle festmachen und auch verlängern. Das hat er gut gemacht, natürlich war nicht alles top. Doch Basti Mai ist einer, der immer sein Herz auf dem Platz lässt und mit viel Leidenschaft spielt. Man hat ihm dann angemerkt, dass er an die körperlichen Grenzen kam.

Notiert bei der Pressekonferenz von Tino Meyer.