Wieder 1:1 gegen den HSV – Dynamo kopiert die Hinrunde

Dresden. Die 1.000 Zuschauer verloren sich zwar im weiten Rund des Harbig-Stadions, Stimmung machten sie trotzdem ordentlich. Sie hatten auch allen Grund dazu: Der Jahresauftakt war für Dynamo ein gelungener. Gegen den Hamburger SV holten die Dresdner beim 1:1 einen Punkt – und das gegen einen der Aufstiegsmitfavoriten. Zudem sorgten sie für ein Novum: Es war erst das zweite Unentschieden in dieser Saison, auch das erste Remis gelang in der Hinrunde beim Elbduell gegen den HSV.
„Wir mussten schwierige Phasen überstehen, hatten aber auch unsere Möglichkeiten. Am Ende war es ein leistungsgerechtes Unentschieden“, erklärte Cheftrainer Alexander Schmidt. Weiter mutig und selbstbewusst aufzutreten, war eine Forderung, die Sportchef Ralf Becker fürs neue Jahr formuliert hatte. Das setzte die Mannschaft gegen den HSV komplett um.
Sie legte mit enormen Tempo los, war frech, schnürte den Gegner in den ersten sechs Minuten nahezu komplett in dessen Hälfte ein. Yannick Stark kam auch einmal zum Abschluss, sein zu mittig platzierter Schuss faustete HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes problemlos weg. „Es war eine brutale Willensleistung“, befand Christoph Daferner. „Wir mussten viel laufen, viel Aufwand betreiben und wollten unser Pressing durchziehen. Das hat sehr gut funktioniert.“
Das Auftreten auf dem neu verlegten Rasen aus den Niederlanden war ein völlig anderes als noch im alten Jahr in Ingolstadt. Julius Kade versuchte, Heuer Fernandes mit einem Schuss ins kurze Eck zu überraschen, doch der Keeper war zur Stelle (30.). „Wir konnten viele Ballgewinne erzwingen, das muss man gegen solch einen Gegner erst einmal schaffen“, analysierte Schmidt. „Ich kann mich nur erinnern, dass das mal dem FC St. Pauli gelungen war.“ Und der ist Zweitliga-Spitzenreiter.
Vermeidbarer, ärgerlicher Gegentreffer
Das extrem hohe und intensive Anlaufen der Hamburger Defensive blieb das taktische Mittel, doch die Gäste stellten sich zunehmend besser darauf ein und fanden Lücken für ihre Konter. Nach einem Freistoß weit in der HSV-Hälfte für Dynamo brauchte der Tabellendritte nur wenige Sekunden, bis Robert Glatzel Dresdens Schlussmann Kevin Broll mit einem Lupfer zur 1:0-Führung überwand. Ein Gegentor nach eigenem Standard – ein vermeidbarer wie ärgerlicher Treffer. „Da müssen wir schneller umschalten, schneller nachrücken“, meinte Schmidt. Das 1:0 war ebenfalls eine Duplizität der Ereignisse, auch im Hinspiel ging der HSV in Führung.
Es hätte vor der Pause noch schlimmer kommen können. Nach einem Katastrophen-Querpass von Chris Löwe scheiterte Sonny Kittel an Broll, der allerdings nur vor die Füße von Faride Alidou klären konnte. Doch der jagte den Ball aus elf Metern auf die leere Tribüne.
Es war ein Bild, das schon oft zu sehen war in der Hinrunde: Der Aufsteiger spielte nicht nur gut mit, sondern war phasenweise sogar die bessere Mannschaft. Die wenigen Fans waren trotz des nasskalten Fröstel-Wetters begeistert. Doch für den enormen Aufwand belohnte sich das Team lange nicht, die Offensive blieb über weite Strecken erneut zu harmlos. Abschlüsse gab es nur wenige und die waren eine sichere Beute von Heuer Fernandes – so wie der Schuss von Kade kurz nach der Pause.
„Was unsere Stürmer da vorne laufen, da fehlt mitunter vielleicht die Konzentration“, sagte Schmidt. Allerdings hat der Gegner in 19 Zweitliga-Partien lediglich 19 Gegentreffer kassiert und stellt damit die beste Defensive der Liga. Die überwand dann nach gut einer Stunde Daferner – wer sonst? Dynamos Torschütze vom Dienst erzielte sein neuntes Saisontor. Eine Flanke von Kade köpfte er zum verdienten 1:1 ein. Schon wieder eine Fast-Kopie vom Hinspiel. Da hatte Tim Knipping den Ausgleich erzielt – per Kopfball.
Neuzugang Drchal startet stark
Daferner agierte größtenteils hinter einer Doppelspitze, die Brandon Borrello und Winterneuzugang Vaclav Drchal bildeten. Der Tscheche begann stark, gehörte zu den eifrigsten Störern, doch mit zunehmender Spieldauer schwanden beim 22-Jährigen, der von Sparta Prag ausgeliehen ist, die Kräfte. Nach 70 Minuten war sein Arbeitstag beendet. „Er hat viel gearbeitet, aber an das frühe Anlaufen muss er sich erst einmal gewöhnen. Man hat gemerkt, dass ihm noch die Spritzigkeit fehlt“, urteilte der Trainer. Für ihn kam der zweite Transfer, Oliver Batista Meier vom FC Bayern. Der feierte seinen Einstand mit einem gelungenen Pass auf Ransford-Yeboah Königsdörffer, blieb danach aber unauffällig.
Königsdörffer scheiterte in dieser Szene am glänzend parierenden HSV-Keeper – wie kurz vorher auch schon. Damit bleibt es dabei: Das Toreschießen muss Daferner übernehmen, sonst kann Dynamo nicht punkten. Diese Aufgabe auf mehr Schultern zu verteilen, war ein weiteres Ziel für die Restrückrunde. Das klappte noch nicht.
Bis auf die beiden Versuche von Königsdörffer dominierte nach dem Ausgleich das Team aus Dresdens Partnerstadt, das Dynamo am Strafraum einschnürte, richtig gefährlich wurde es auch noch. Broll musste einen strammen Schuss von Kittel entschärfen, ein Kopfball des eingewechselten Bakery Jatta landete auf dem Netz – und nicht darin.
„Gut, dass wir mal ein Unentschieden über die Zeit retten konnten, und dass wir nicht, wie so oft in der Hinrunde, kurz vor Schluss noch ein Gegentor kassiert haben“, meinte Daferner. Und Schmidt bilanzierte: „Wir können mit dem Punkt zufrieden sein.“ Auch das galt schon beim Hinspiel.