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Außenbandriss! Dynamos Ex-Kapitän fällt wochenlang aus

Sebastian Mai schien vom Trainerwechsel zu profitieren. Doch nun zog er sich im Training einen Außenbandriss im linken Sprunggelenk zu. Was bedeutet das für seinen auslaufenden Vertrag?

Von Daniel Klein & Timotheus Eimert
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Sebastian Mai verzieht das Gesicht, während sein linker Knöchel bandagiert wird. Der Abwehrspieler musste das Training am Mittwoch abbrechen, nachdem er sich das Außenband im linken Sprunggelenk riss.
Sebastian Mai verzieht das Gesicht, während sein linker Knöchel bandagiert wird. Der Abwehrspieler musste das Training am Mittwoch abbrechen, nachdem er sich das Außenband im linken Sprunggelenk riss. © Lutz Hentschel

Dresden. Er ist die Überraschung beim Debüt von Guerino Capretti als Dynamo-Trainer. In der Startelf taucht gegen Werder Bremen einer auf, der bei der Verteilung des Titels „Verlierer der Saison“ keine Konkurrenz fürchten muss: Das letzte Mal hatte Sebastian Mai Mitte September beim Anpfiff auf dem Platz gestanden.

Und auch jetzt muss er wieder längere Zeit auf seinen nächsten Einsatz warten. Das Vormittagstraining am Mittwoch musste der Ex-Kapitän mit dickem Verband um den linken Fuß vorzeitig abbrechen. Am Abend bekommt er dann die bittere Diagnose: Außenbandriss im linken Sprunggelenk. „Eine Verletzung kommt immer unpassend, aber der diesmalige Zeitpunkt ist extrem bitter“, erklärt Mai in einer Mitteilung des Vereins. „Ich hatte in den vergangenen Wochen wieder ein richtig gutes Gefühl, stand mit Freude auf dem Platz und konnte auch beim Auswärtsspiel in Bremen viel von dem umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte.“

Für den gebürtigen Dresdner ist die bisherige Spielzeit damit weiter eine zum Vergessen. In sie startete er bereits mit einer Innenbandverletzung, es folgten ein Muskelfaserriss sowie hartnäckige fiebrige Infekte, durch die er fast drei Monate am Stück ausfiel. Nun muss er erneut mehrere Wochen pausieren. „Der Ausfall von Sebastian Mai ist sehr bitter. ‚Basti‘ hatte sich mit viel Fleiß wieder so richtig an die Startelf herangekämpft und hat in Bremen ein wirklich gutes Spiel absolviert“, erklärt Sportchef Ralf Becker und meint: „Natürlich wird er uns auch mit seiner Mentalität auf dem Platz fehlen.“

Mai überzeugt in Bremen im defensiven Mittelfeld

Dass Mai der Mannschaft in dieser Saison einmal fehlen würde, war vor wenigen Tagen noch undenkbar. Der vorige Woche entlassene Trainer Alexander Schmidt hatte bei ihm immer wieder Schnelligkeitsdefizite bemängelt, selbst als die personelle Lage in der Vierer-Abwehrkette prekär war, bekam er auf seiner angestammten Position keine Chance. Die erhielt er zuletzt lediglich als Not- oder Aushilfsstürmer. Bei Rück- oder Gleichstand sollte er helfen, dass die Dresdner in den letzten Minuten noch ein Tor erzielen.

Eine typische Szene bei seinem Startelf-Comeback: Gegen Werder Bremen kniete sich Sebastian Mai in den jeden Zweikampf rein. War es nun sein letztes Spiel im Dynamo-Trikot?
Eine typische Szene bei seinem Startelf-Comeback: Gegen Werder Bremen kniete sich Sebastian Mai in den jeden Zweikampf rein. War es nun sein letztes Spiel im Dynamo-Trikot? © dpa/Picture Alliance/Kröger/Kirchner-Media

Nach dem Trainerwechsel folgte nun das Comeback. Mai ersetzte in Bremen im defensiven Mittelfeld den gelbgesperrten Yannick Stark, seinen Nachfolger als Kapitän. Und das machte Mai durchaus überzeugend, wie Capretti fand. „Ich wollte im Zentrum seine Präsenz, seine Wucht, seine Kopfballstärke“, begründete der 40-Jährige seine Entscheidung. Der Plan ging auf, mit großem Einsatz und Willen haute sich Mai in die Zweikämpfe, setzte sporadisch auch offensiv Akzente.

Allerdings klappte nicht alles. „Mir war klar, dass er gegen Spieler wie Bittencourt, die extrem schnell und wendig sind, hier und da Probleme bekommt“, sagte Capretti. „Aber in den Trainingseinheiten hat er Gas gegeben, der Mannschaft richtig gutgetan. Da wusste ich, dass ich so etwas auch auf dem Platz haben möchte.“

Mai hat Kapitänsbinde nicht freiwillig hergegeben

Mai selbst erklärte nach seinem Startelf-Comeback, welches erst nach 80 Minuten beendet war, dass er nach der Verpflichtung von Capretti eine neue Motivation verspürt habe. „Bei einem Trainerwechsel bekommen die, die nicht viel gespielt haben, einen Push. Die sind im Training wieder da. Das ist meistens so“, sagte er nach dem Spiel beim Fernsehsender Sky.

Ausführliche Interviews gab Mai seit seiner Absetzung als Kapitän keine, Anfragen lehnte er mit dem Hinweis ab, dass er erst wieder durch Leistungen auf dem Platz überzeugen möchte. Deshalb konnte man den 28-Jährigen bisher auch nicht fragen, wie er seine Degradierung verarbeitet hat.

Dass es ihn geärgert und beschäftigt hat, dürfte feststehen. Kurz vor dem Verlust der Kapitänsbinde hatte er in einem Gespräch mit Sächsische.de kategorisch ausgeschlossen, vom Amt aufgrund seines Reservistendaseins unaufgefordert zurückzutreten. „Nie im Leben würde ich die Binde freiwillig abgeben. Ich denke, dass ich ein guter und fairer Kapitän bin“, sagte er Ende Oktober.

Doch wie plant der Verein nach der Verletzung weiter mit dem Dynamo-Eigengewächs, das nach Stationen in Chemnitz, Zwickau, Münster und Halle im Sommer 2020 zu seinem Ausbildungsverein zurückgekehrt und in der Aufstiegssaison ein absoluter Führungsspieler war? Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Ist das Spiel in Bremen sein womöglich letztes im Dynamo-Trikot gewesen?

War das Spiel gegen Bremen Mais letztes für Dynamo?

„Wir werden ihn bei seinem Heilungsprozess bestmöglich unterstützen und wünschen ihm eine gute Genesung“, wird Becker in der Vereinsmitteilung zitiert. Und was sagt Mai selbst: „Nun wird mein Ziel sein, so schnell wie möglich wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren zu können. Ich möchte unserer Mannschaft unbedingt noch im Saison-Endspurt helfen.“

Gibt es also doch noch ein Comeback? Als Innenverteidiger scheint das nahezu ausgeschlossen. Die beiden Positionen scheinen durch Michael Sollbauer und den gegen Bremer nach langer Kreuzbandriss-Pause erstmals wieder eingesetzten Tim Knipping bestens besetzt zu sein. Mit Kevin Ehlers musste der bisherige Knipping-Ersatz auf die Bank. Und gegen den FC St. Pauli dürfte Stark am Samstag wieder auf seiner gewohnten Position im Mittelfeld auf dem Platz stehen.

Wohin also mit Mai, wenn er wieder fit ist? Wo ist seine Perspektive? Capretti unterstrich vor dessen Verletzung, wie fleißig Mai sei: „Er versucht, meine Ideen umzusetzen, bringt sich in den Videoschulungen immer mit ein.“ Kein anderer Spieler aus dem Kader identifiziert sich so sehr mit dem Verein wie er. Aber reicht das? Und vor allem: Reicht ihm das?