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Ulf Kirsten, werden Sie der neue Sportchef von Dynamo Dresden?

Dynamo-Legende Ulf Kirsten ist Berater des Vorstandes und bastelt nach dem Rauswurf von Sportchef Becker mit am Kader für die neue Saison. Übernimmt er bei Dynamo Dresden nun bald mehr Verantwortung?

Von Daniel Klein
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Ulf Kirsten ist Berater bei Dynamo – und bald mehr?
Ulf Kirsten ist Berater bei Dynamo – und bald mehr? © Matthias Rietschel

Dresden. Die große Aufregung hat sich erst einmal gelegt. Der Heimsieg gegen 1860 München war nicht nur sportlich ein Ruhetropfen nach den zuletzt dürftigen Ergebnissen und zum Teil auch dürftigen Leistungen. Der Erfolg hat zudem die Diskussionen um die Entlassung von Dynamos Sportchef Ralf Becker in den Hintergrund gedrängt.

Die Frage aber, wie es nun weitergeht, die bleibt. Der Rauswurf fällt in eine Zeit, in der am Kader für die neue Saison gebastelt wird. Das ist Aufgabe des Sportchefs, der dabei in der Regel vom Leiter der Scoutingabteilung unterstützt wird. Auch diese Stelle ist bei Dynamo vakant – bereits länger. Kristian Walter war im Juni vergangenen Jahres zum Zweitligisten Hansa Rostock gewechselt. Wer also kümmert sich jetzt bei den Schwarz-Gelben um die Spieler, deren Verträge am Saisonende auslaufen? Und wer hält Ausschau nach Verstärkungen? Die Planungen, und das macht die Sache deutlich aufwendiger, müssen zweigleisig laufen, weil der Aufstieg keine Selbstverständlichkeit mehr ist wie es noch am Ende des vergangenen Jahres schien.

Der Verein hatte bei der Beurlaubung von Becker kommuniziert, dass dessen Aufgaben bis auf Weiteres Kommunikations-Geschäftsführer David Fischer übernimmt – mit Unterstützung des Trainerteams, von Finanzchef Stefan Zimmermann und Berater Ulf Kirsten. „Wir müssen diese Lücke jetzt gemeinsam füllen und sind ein bisschen näher zusammengerückt“, erklärt Kirsten am Rande eines Pressetermins am Mittwoch, bei dem das Tonicwasser „Schwatte“ mit seinem Konterfei auf dem Etikett präsentiert wird, der passend zum gleichnamigen Gin in den nächsten Tagen auf den Markt kommt.

Das mit dem Zusammenrücken sei aber nicht so schwierig, findet der 58-Jährige, „weil wir uns ja kennen und jeder weiß, um was es jetzt geht: die mögliche Zusammenstellung der Mannschaft für die neue Saison. Wir haben schon zusammengesessen und offen die möglichen Konstellationen diskutiert. Das wird jetzt alles Schritt für Schritt abgearbeitet“, so Kirsten. „Das ist der ganz normale Ablauf wie bei jedem Verein. Sicherlich fehlt mit Ralf ein gewisses Maß an Fachwissen, aber das werden wir nun auffangen.“

Diese Arbeitsgruppe ist nur eine Übergangslösung. Die Suche nach einem Nachfolger für Becker, davon ist auszugehen, läuft bereits. Nur in welcher Funktion tritt der Neue sein Amt an? Wird er, wie sein Vorgänger, als Sportgeschäftsführer geholt, muss die Stelle gemäß Satzung ausgeschrieben und eine Frist eingehalten werden. Das dauert. Bis jetzt gibt es auch keine Stellenanzeige. Eine zweite Möglichkeit wäre, einen Sportchef zu verpflichten, der kein Geschäftsführer ist. Der Titel könnte dann sein: Sportdirektor oder Manager. Dafür wäre keine zeitraubende Ausschreibung nötig.

Bei beiden Optionen stellt sich die gleiche Frage: Wer käme dafür infrage? Die naheliegendste Lösung saß am Mittwochmittag in einem Pub in der Dresdner Innenstadt, um gemeinsam mit seinem Sohn Benjamin, der seit 2021 im Torwart-Trainerteam bei Dynamo arbeitet, eine neue Tonic-Sorte vorzustellen. Der Ex-Nationalspieler, der von 1979 bis 1990 für die Dresdner stürmte und dann für die damalige Rekordablösesumme von umgerechnet 1,8 Millionen Euro zu Bayer Leverkusen wechselte, müsste dafür lediglich seinen wöchentlichen Stundenumfang erhöhen. Seit einem Jahr arbeitet Kirsten als Berater für den Dynamo-Vorstand und war – bis zu dessen Entlassung – die rechte Hand von Becker.

Würde er also diese Funktion nun übernehmen? „Momentan bin ich als sportlicher Berater eingestellt und das bleibt erst mal dabei“, antwortet er auf die Frage von Sächsische.de, was eher nach Absage klingt.

Dem Verein ist er ohnehin verbunden, über seine Beratertätigkeit hinaus. Mit den Einnahmen seines Abschiedsspiels 2003 im Rudolf-Harbig-Stadion gründete er eine nach ihm benannte Stiftung, mit der er auch den Dynamo-Nachwuchs unterstützt – bisher mit einer Summe von 300.000 Euro. Als die Spenden und Zuwendungen während der Pandemie zurückgingen, kam ihm die Idee, einen Gin unter seinem Spitznamen auf den Markt zu bringen. Mit den Einnahmen finanziert die Stiftung Bolzplätze.

Pfingsten möchte er auf jeden Fall wieder in Dresden sein, um dann Dynamos Aufstieg in die zweite Liga zu feiern – und womöglich mit seinem Gin anstoßen. Im Januar hatte er sich festgelegt, dass die Schwarz-Gelben zu 100 Prozent am Ende auf einem der ersten beiden Plätze stehen. Daran hat sich wenig geändert. „Ich bin nach wie vor überzeugt vom Aufstieg. Das war eine Phase, die fast jede Mannschaft im Laufe einer Saison mal durchmacht. Aber man hat gesehen, dass ein Zusammenhalt da ist, das Stadion voll ist und man im Verein zusammensteht“, erklärt er.

„Wir haben einfach eine gute Mannschaft mit hervorragenden Einzelspielern, die sich selbst nach den Niederlagen zuletzt nicht auseinanderdividiert hat. Wenn ich mich mit dem Trainer oder einzelnen Spielern unterhalte, merke ich, dass die Stimmung einfach gut ist.“ Und sich auch die Aufregung gelegt hat.