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Kriminelle Fan-Gruppierung aus Aue: "Starke Jugend" im Visier

Eine Fan-Gruppierung aus Aue soll gezielt Fußball-Anhänger gegnerischer Mannschaften angegriffen haben. Es ging ihr um die Vorherrschaft. Fünf Männer wurden nun in Dresden angeklagt.

Von Alexander Schneider
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Ein Fan-Gruppierung des FC Erzgebirge Aue soll 2022 gezielt gegnerische Fans angegriffen haben. Fünf Männer wurden nun vor der Staatsschutzklammer des Landgerichts Dresden angeklagt - unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.
Ein Fan-Gruppierung des FC Erzgebirge Aue soll 2022 gezielt gegnerische Fans angegriffen haben. Fünf Männer wurden nun vor der Staatsschutzklammer des Landgerichts Dresden angeklagt - unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. ©  dpa/Robert Michael

Raub, räuberische Erpressung, Körperverletzung, Nötigung. Monatelang hat die Staatsanwaltschaft gegen eine Fußballfan-Gruppierung aus dem Erzgebirge ermittelt. Nun gibt es eine Anklage, bestätigt ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Sachsen. Die Vorwürfe werden von einer Staatsschutzkammer des Landgerichts Dresden geprüft, weil es auch um die Bildung einer kriminellen Vereinigung geht.

Die Angeschuldigten sind nach SZ-Informationen Anhänger des Drittligisten FC Erzgebirge Aue. Die fünf Männer im Alter von 17 bis 24 Jahren sollen zwischen Mai und Dezember 2022 als Rädelsführer beziehungsweise Mitglieder einer kriminellen Vereinigung, der "Starken Jugend", gezielt Fans gegnerischer Teams überfallen haben.

Sie hatten es auf deren Fan-Utensilien wie Trikots, Schals und anderen Devotionalien abgesehen – auch um ihre Beute im Stadion zu verbrennen. Geschädigte seien etwa auch mit Gewalt gezwungen worden, sich auszuweisen. Ziel der "Starken Jugend" sei gewesen, gegnerische Fans einzuschüchtern und sie von der Vorherrschaft der Erzgebirgler zu überzeugen. Mehrere Geschädigte seien teils erheblich, aber nicht lebensbedrohlich verletzt worden.

Keine politische Motivation

Die Ermittlungen wurden bei der Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen (INES) geführt, da man zunächst auch ein rechtsextremistisches Motiv der Gruppe nicht ausschließen konnte. Diese hätten sich jedoch nicht bestätigt, wenngleich einige der insgesamt 40 Beschuldigten wegen Volksverhetzung, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und ähnlicher einschlägiger Delikte vorbestraft seien. Die INES-Ermittler haben das Verfahren aufgrund dieses Verdachts vor einem Jahr von Kollegen der Staatsanwaltschaft Chemnitz übernommen, so ein Sprecher.

Von den 40 Beschuldigten werde noch gegen 32 ermittelt, die Verfahren gegen drei Männer seien mangels Tatverdachts eingestellt worden. Die "Starke Jugend" entstand laut Generalstaatsanwaltschaft bereits 2020, sei von Anhängern des Aue-Fanclubs "Brigade Jugend" und anderen aufgebaut worden. Für die Ermittler war die Gruppierung ab Februar 2022 eine kriminelle Vereinigung, das habe sich etwa aus sichergestellten Chats ergeben.

Nicht immer hätten die Überfälle auf gegnerische Fans an Heim- oder Auswärts-Spieltagen der Veilchen stattgefunden. Es habe auch spontane Aktionen gegeben, wenn "Starke Jugend"-Leute zufällig auf gegnerische Anhänger gestoßen seien. Tatorte seien daher neben Städten im Erzgebirge auch Zwickau und Würzburg. Drittort-Auseinandersetzungen, also verabredete Schlägereien mit anderen Hooligans, die strafbewehrt sind, hat es nicht gegeben.

Ende Mai 2023 wurden zahlreiche Wohnungen durchsucht, Beweise sichergestellt und drei Verdächtige festgenommen. Zwei 23 und 24 Jahre alte Angeschuldigte sitzen noch immer in Untersuchungshaft. Weil die Männer als kriminelle Vereinigung gehandelt haben sollen, ist die Staatsschutzkammer des Landgerichts Dresden, die einzige in Sachsen, zuständig. Sollte sie das Hauptverfahren eröffnen, ist ab dem Frühjahr mit einem Prozess zu rechnen.