Sport
Merken

Die besonderen Sorgen der Dresdner Handballer

Der TV Hüttenberg spielt in Dresden mit einem Profi, der nicht auf dem Protokoll erscheint. Das Spiel endet Remis. Gibt es ein Nachspiel? Das sagt der HC Elbflorenz.

Von Alexander Hiller
 0 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der letzte Wurf des Abends von Ian Weber (r.) landet über dem Dresdner Tor.
Der letzte Wurf des Abends von Ian Weber (r.) landet über dem Dresdner Tor. © Matthias Rietschel

Dresden. Zugegeben, das reine Ergebnis klingt ziemlich dramatisch: Der HC Elbflorenz trennte sich am Sonntagabend von den Gästen des TV Hüttenberg in der 2. Handball-Bundesliga 27:27 (13:13). 782 Zuschauer wollten die Partie erleben, die allerdings kein Spektakel, sondern eher ein zähes, umkämpftes Spiel war.

Dafür, dass dieses Duell möglicherweise unvergesslich wird, sorgte ein kaum beachtetes Detail. Die Gäste vom Tabellensechsten ließen einen Spieler auflaufen, der nicht auf dem Spielberichtsbogen stand: Tobias Hahn mit der Rückennummer 26. Der fiel allerdings in seiner sehr übersichtlichen Einsatzzeit nicht weiter auf.

Allerdings kassierte der TV Hüttenberg für das Versehen eine zusätzliche Zwei-Minuten-Strafe, Hahn wurde per Roter Karte direkt mit dem Seitenwechsel vorzeitig unter die Dusche geschickt. Den Fehler hatten offenbar die Zeitnehmer festgestellt.

„Das ist meinem Betreuer passiert, das ist ein Fehler seinerseits, er hat sich dafür 1.000-mal entschuldigt. Der Mann ist ein Urgestein, schon immer dabei. Er macht nie Fehler, seit ich hier bin“, erklärt Gäste-Trainer Johannes Wohlrab und hält eigentlich eine Lobrede auf alle Ehrenamtler. „Er macht einen überragenden Job, kümmert sich um alles, macht das ehrenamtlich. Jeder Mensch macht irgendwann mal Fehler. Das spricht auch für die Moral der Mannschaft, dass sie für unseren Mannschaftsleiter einen Punkt geholt hat.“

"Wir wollen es gern sportlich lösen"

Wohlrabs Dresdner Pendant, Rico Göde, geht nicht davon aus, dass sein Verein wegen dieses Formfehlers einen Einspruch erwägt. „Ich werde heute Abend mal das Regelbuch lesen. Als ich selbst noch Co-Trainer war, gab es noch andere Regelungen für solche Fälle. Ich glaube, es gab mal einen Vorfall, wegen dem Punkte auf dem Grünen Tisch verhandelt wurden. Aber wir wollen es gern sportlich lösen“, unterstreicht der 39-jährige Dresdner und betont: „Ich weiß es nicht genau, aber mit der Roten Karte für den Spieler und der Gelben Karte für die Bank ist das Thema auch gegessen.“ Punkt. Göde hat ohnehin genug Baustellen in seiner Mannschaft.

Denn dort greift derzeit nicht ein Rädchen ins andere. Auf dem Weg wähnten sich die Dresdner Ende des vergangenen Kalenderjahres. Davon ist derzeit wenig zu sehen. Der 2:7-Rückstand (11.) gegen Hüttenberg belegt das eindrucksvoll. Leistungsträger wie Nils Kretschmer oder Sebastian Greß laufen derzeit ihrer Form aus dem Dezember hinterher, mit dem wieder leicht angeschlagenen Lukas Wucherpfennig schonte Göde zudem einen wichtigen Eckpfeiler seines HC-Gerüsts.

„Kein Trainer will die schlechten Phasen so lange erleben. Da gibt es zu viele Sachen, die nicht akzeptabel sind“, sagt Göde und verweist auf den selbstbewussten Gegner, der mit einer Rumpfmannschaft in Dresden und mit zwei Aktiven aus der eigenen Landesliga-Mannschaft angetreten war. „Die eine Mannschaft strotzt vor Selbstvertrauen, uns fällt es gerade etwas schwerer“, erklärt Göde. Es sei aber deshalb nicht alles schlecht gewesen. „Bei dem Spielverlauf nehme ich den einen Punkt gern mit“, sagt der HC-Trainer.

Routinier Henning Quade gelang zwar der Ausgleich, den letzten Angriff aber spielten die Gäste aus. Ohne Erfolg. Spielmacher Ian Weber scheiterte mit seinem direkten Freiwurf an der gut postierten HC-Abwehr. Webers Wurf ging deutlich über den Kasten – und irgendwie war das für beide Seiten sogar erleichternd.