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Wie einst die Ritter: Historisches Fechten mit dem Langschwert

In der Sektion "Historisches Fechten" des Dresdner Fechtclubs wird mit Waffen gekämpft, die in Europa vom 13. bis zum 20. Jahrhundert verbreitet waren. Allen voran mit dem Langschwert.

Von Simon Lehnerer
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Fechttrainer Michael Sprenger vor seinen Lehrlingen. Sie trainieren mit dem beidhändig geführten Langschwert.
Fechttrainer Michael Sprenger vor seinen Lehrlingen. Sie trainieren mit dem beidhändig geführten Langschwert. © Matthias Schumann

Dresden. Metallisches Klirren schallt lautstark durch die Halle, als die Schwerter aufeinander knallen. "Partnerwechsel", ruft Fechttrainer Michael Sprenger. Die dick gepolsterten schwarzen Gestalten mit den Masken, durch die keine Gesichtszüge zu erahnen sind, rotieren in ihren Positionen. Einer von ihnen läuft zügig in Richtung einer Wasserflasche, legt das lange Schwert und die helmartige Maske ab und trinkt gierig in großen Schlucken, während ihm die Schweißperlen auf der Stirn stehen.

Hier, in der Turnhalle der Grundschule Naußlitz, findet gerade das Training des "Fencing Club Dresden" statt. Dieser gehört zum "Dresdner Fecht-Club 1998" und fungiert als Abteilung für historische Kampfkünste. Historische Kampfkünste, auch HEMA genannt (aus dem Englischen "Historical European Martial Arts"), bezeichnen Kampftechniken, die in Europa vom 13. bis zum 20. Jahrhundert verbreitet waren. "Uns ist wichtig, mit den Kampftechniken möglichst nah am historischen Original zu sein", so Trainer Sprenger. Der 38-Jährige fechtet schon seit 15 Jahren.

Historische Quellen als Ausgangspunkt für das Training

Bereits im 14. Jahrhundert habe es Schreiberlinge gegeben, die das Fechten der damaligen Zeit in Fechtbüchern festgehalten haben. Diese Quellen würden sie als Ausgangspunkt nehmen, um ein modernes Kampfsporttraining daraus abzuleiten. Natürlich wird sich auch nur mit historischen Waffen wie Kurz- und Langschwertern oder Säbeln duelliert, die deutlich schwerer sind, als die Degen beim olympischen Fechten. Trotz der abgerundeten Spitzen und der stumpfen Kanten der Schwerter wird beim Kämpfen damit eine starke Schutzausrüstung benötigt.

Gut gepanzert: Die Schutzausrüstung der beiden Kämpfenden des Dresdner Fencing Clubs ist auch beim Training elementar.
Gut gepanzert: Die Schutzausrüstung der beiden Kämpfenden des Dresdner Fencing Clubs ist auch beim Training elementar. © Matthias Schumann

Der "Fencing Club Dresden" zählt derzeit 25 Mitglieder zwischen 17 und 45 Jahren. Nach Altersklassen wird nicht getrennt, dafür gibt es zu wenige, die den Sport betreiben. Männer und Frauen trainieren zusammen, treten im Bereich Langschwert aber bei den offiziellen Wettkämpfen nicht gegeneinander an. Bei anderen, weniger beliebten historischen Waffen allerdings schon. Das Historische Fechten zieht einerseits Mittelalter- und Schwertfans an, "und Leute, die Herr der Ringe mögen", sagt Sprenger, andererseits auch Menschen aus dem Bereich des Nahkampfsports.

"Große Schwerter sind voll mein Ding"

Matthias Klauck ist mit 45 Jahren der älteste Fechtlehrling im Fencing Club. Er ist eher zufällig dazu gekommen. "Wir hatten vor einigen Jahren einen neuen Sport für meine Tochter gesucht und sie hat sich für das Degenfechten entschieden. Als ich dann von der neuen Sektion Langschwert gehört habe, dachte ich mir: Cool, große Schwerter sind voll mein Ding!", erzählt der Dresdner.

Zu dieser Zeit habe er überhaupt keinen Sport gemacht. "Bei meinem ersten Training in voller Montur war ich nach 10 Minuten am Ende". Mittlerweile sei es jedoch zu seiner Leidenschaft geworden. Außerdem steht bald sein erster großer Wettkampf an: "Das wird eine richtige Herausforderung, mich mit den 20-Jährigen zu messen."

Bereits zwei Wettkämpfe absolviert hat der Dresdner Sebastian Böhme. Er hatte einen Aushang des Fechtclubs in der Technischen Universität gesehen und dachte sich: "Sowas würde ich sonst ja nie ausprobieren". So schnupperte er beim Training die Schwertkampf-Luft und blieb bis heute. "Der Sport ist toll, weil er viel fordert. Vor allem Schnelligkeit und Konzentration", sagt Böhme.

Wer Interesse am Historischen Fechten hat, kann sich einfach über die Website des "Fencing Club Dresden" bei Trainer Michael Sprenger melden oder beim nächsten Turnier vorbeischauen. Der 3. Dresdner HEMA-Cup findet am 22. und 23. Juni in der Turnhalle des Tschirnhaus-Gymnasiums in der Bernhardstraße 18 statt.