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Warum die Lausitzer Füchse weiter zweitklassig bleiben

Die Art und Weise des überraschend überzeugenden Weißwasseraner Erfolgs in der Play-down-Serie über Bad Tölz hat gezeigt, dass in der Saison mehr drin war.

Von Frank Thümmler
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Nach dem Klassenerhalt der Weißwasseraner dürfte es auch in der kommenden Saison wieder Duelle zwischen den Lausitzer Füchsen und den Dresdner Eislöwen geben.
Nach dem Klassenerhalt der Weißwasseraner dürfte es auch in der kommenden Saison wieder Duelle zwischen den Lausitzer Füchsen und den Dresdner Eislöwen geben. © Archiv: Matthias Rietschel

Weißwasser. Die Erleichterung in Weißwasser, mit einem 10:1-Kantersieg am Freitagabend den vierten und damit entscheidenden Sieg in der Play-down-Serie gegen die Tölzer Löwen eingefahren und den Klassenverbleib in der DEL 2 damit sportlich gesichert zu haben, ist riesengroß. Am Sonntag feierte die Mannschaft gemeinsam mit den Fans in und an der Eisarena.

Der Sieg in der Best-of-Seven-Serie über Bad Tölz in fünf Spielen war alles andere als glücklich, auch wenn Trainer Petteri Väkiuparta nach dem 10:1-Auswärtssieg im letzten Spiel betonte, dass diese Partie kein Spiegelbild für die Serie gewesen sei. Denn in den ersten vier Partien war es wesentlich enger zugegangen. Trotzdem: In der Analyse hatten die Füchse in nahezu allen Belangen Vorteile gegenüber dem Kontrahenten.

Füchse-Torwart klar besser

Torwart Leon Hungerecker war eine Bank und brachte die Tölzer mit seinen Paraden und einer Fangquote von 93 Prozent teilweise zur Verzweiflung. „Gegen ihn gibt es keine einfachen Tore, jeder Treffer muss hart erarbeitet werden“, sagte auch der Tölzer Trainer Kevin Gaudet, dessen Alternativen Hölzl, Hertel und Baron allesamt nicht an Hungereckers Niveau heranreichten. Das Pech kam bei den Tölzern hinzu: Hölzl verletzte sich im Training, Hertel bei einer Parade im vierten Spiel ohne gegnerische Einwirkung. Der 18-jährige dritte Torwart Baron machte seine Sache in Spiel vier gut, war beim 1:10 am Freitag aber oft alleingelassen und überfordert – insgesamt ein klarer Vorteil für die Füchse.

Zweite und dritte Reihe deutlich stärker

Eine Frage, die alle Experten vor dieser Serie beschäftigt hatte, war, ob das Duell der Top-Reihen entscheiden würde – oder die Scoring-Fähigkeiten der zweiten und dritten Reihen. Am Ende hatten auf beiden Seiten die jeweiligen Top-Reihen sehr viel Eiszeit, und sie wirkten auch ähnlich stark, vielleicht mit leichten Vorteilen für die Füchse. Die zweite und dritte Reihe der Lausitzer Füchse aber machten über die Serie hinweg den entscheidenden Unterschied.

Der 18-jährige Bennet Roßmy war mit elf Scorerpunkten, gemeinsam mit Routinier Richard Mueller und Eric Valentin, ein entscheidender Faktor für den Seriensieg. Und auch die dritte Reihe strahlte Gefahr aus. Hier wirkte sich die Rückkehr von Kapitän Clarke Breitkreuz äußerst positiv aus. Auch der besonders defensiv starke Toni Ritter hatte in den Play-downs seine wohl beste Saisonphase.

Die Reihen zwei und drei bewirkten also am Ende den wohl entscheidenden Unterschied, wobei die Tölzer auch hier mit ihrem Verletzungspech haderten. Die wichtigen Kontingentspieler McNeely (zweieinhalb Spiele) und Spiro (ein Spiel) fehlten neben andern Akteuren zuletzt, während die Füchse bis auf die Verteidiger Baxmann, Kuschel und Geibel auf den kompletten Kader zurückgreifen konnten.

Abwehr mit weniger Fehlern

Trotz der personellen Engpässe in der Abwehr hatten auch hier die Lausitzer Füchse Vorteile. Der augenscheinlichste Unterschied: Die Füchse ließen sich viel seltener auskontern als die Tölzer Löwen, die deshalb ihre beiden ersten Heimspiele jeweils mit 3:6 verloren und ob der taktischen Fehler ein ratloses Kopfschütteln ihres erfahrenen Trainers ernteten. Dieses „Defensive mitdenken“ haben die Füchse über die Serie hinweg als Mannschaft (also auch die Stürmer) deutlich besser umgesetzt, letztlich viel weniger Konter zugelassen und ausnahmslos auch „zurückgearbeitet“.

Der zweite Vorteil: Die Füchse konnten mit dem starken Torwart im Rücken Schüsse aufs Tor aus eher weniger gefährlichen Positionen zulassen und sich darauf konzentrieren, den Raum vor dem Tor eng zu halten, bei eventuellen Abprallern zu klären und Angreifer auszublocken. Das funktionierte gut. Dass Steve Hanusch mit plus 10 die beste Plus-Minus-Statistik aller Spieler aufwies, war ebenfalls ein Zeichen.

Das Schlachtenglück in Spiel vier

Die Tölzer Löwen zeigten (wie auch die Füchse) ihre besten Leistungen auswärts, gewannen das zweite Spiel der Serie und waren in Spiel vier absolut ebenbürtig. Auf die Siegerstraße gerieten die Füchse da durch ein absolut kurioses Tor: Ein Schuss von Ritter wurde von Torwart Hertel so unglücklich mit dem Schoner an die Bande abgewehrt, dass der Puck in hohem Bogen und außerhalb der Sicht des Torwarts abprallte und gegen den Hinterkopf von Hertel prallte – und von dort ins Tor. Mehr Glück/Pech geht nicht.

Das Fazit

Die Füchse haben diese Serie völlig verdient gewonnen – auch wenn die Tölzer zurecht auch Pech beklagen. Folgt man allen Pluspunkten der Füchse in diesen Duellen, kommt man aber ebenfalls zu dem Schluss, dass eigentlich in dieser Saison viel mehr drin gewesen war. Torwart und Top-Sturmreihe waren immer stark. Die Reihen dahinter haben ihr Potenzial erst jetzt wirklich zeigen können, die Defensivarbeit hat nicht immer so funktioniert, und die Auswärtsstärke war in der Hauptrunde nicht vorhanden – sicherlich alles auch wegen des zeitweisen Fehlens vieler Spieler.