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Darum ist die DEL2-Saison für Dresden schon vorbei

Nach der besten Hauptrunde der Vereinsgeschichte scheitern die Eislöwen in den Play-offs schon im Viertelfinale. Hatte das auch mit fehlender Motivation zu tun?

Von Alexander Hiller
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Spricht Klartext – und auch über eigene Fehler: Eislöwen-Torwart Janick Schwendener.
Spricht Klartext – und auch über eigene Fehler: Eislöwen-Torwart Janick Schwendener. © Matthias Rietschel

Dresden. Der ganz große Wunsch bleibt unerfüllt. Die Dresdner Eislöwen sind nach der erfolgreichsten Hauptrunde ihrer DEL2-Historie bereits im Play-off-Viertelfinale ausgeschieden. Der Tabellenzweite unterlag den Heilbronner Falken (7.) am Sonntag erneut mit 2:3 – und damit in der Serie mit 2:4-Siegen.Sportlich ist das fraglos eine Enttäuschung. Doch am Ende bleibt die Entwicklung nachvollziehbar.

Vor der Saison musste Trainer Andreas Brockmann 18 Neuzugänge in den Kader integrieren. Dieser Prozess lief erstaunlich rund. Mit dem Vereinsrekord von 110 Punkten aus 32 Siegen kamen die Elbestädter nach den 52 Partien der Hauptrunde knapp als Zweiter ins Ziel. Nur die Frankfurter Löwen waren einen Tick, zwei Punkte und in der am Ende coronabedingt zurate gezogenen Quotientenregelung (2,15 zu 2,12 Punkten pro Spiel) besser. In der K.-o.-Runde knüpften die Dresdner zu selten an diese Leistungen an. Was auch an der fehlenden gemeinsamen Play-off-Erfahrung gelegen haben mag.

Andreas Brockmann hatte vor der Serie aber mit den üblichen Statements gewarnt: „Die Play-offs haben ihre eigenen Gesetze“, betonte der 54-Jährige immer wieder. Und sollte damit recht behalten. Denn vom ersten Spiel an beeindruckten die Heilbronner die favorisierten Sachsen mit ihrem robusten, körperlichen Spiel, ihrer höheren Effizienz, ihrer Cleverness.

"Man muss den Hut vor Heilbronn ziehen"

Kurz: Heilbronn präsentierte sich im Play-off-Modus. Nur in einem der letztlich sechs Viertelfinalduelle gab Dresden weniger Schüsse ab als der Gegner: Und das ausgerechnet beim 7:4-Heimerfolg am vergangenen Freitag. Insgesamt spricht speziell diese Statistik eindeutig für die Eislöwen: 252:173 Schüsse.

Doch darauf kommt es eben nicht an. „Ich glaube, wir hatten die viel klareren Chancen, machen sie halt nicht rein“, musste Brockmann nach dem 2:3 am Sonntag konstatieren. „Es wollte nicht sein, die Spiele waren sehr, sehr eng. Am Ende hat vielleicht die Qualität bei uns einfach gefehlt. Aber ich kann den Jungs überhaupt keinen Vorwurf machen – für die Saison, die Serie und das Spiel heute.“

Eislöwen-Torwart Janick Schwendener, einer der wenigen erfahrenen Typen im jungen Kader, bestätigt diese Einschätzung: „Man muss auch den Hut vor Heilbronn ziehen, die haben sich das verdient, haben hart und ehrlich gearbeitet. Sie haben durch Härte unser Spiel ein bisschen auseinandergerissen“, sagte der 29-Jährige.

Den Unterschied hätten Kleinigkeiten ausgemacht. „Natürlich ist die Enttäuschung momentan sehr groß. Wir haben über die gesamte Serie hinweg ein bisschen zu viele Tore bekommen. Angefangen bei mir hinten. Ich konnte leider auch nicht daran anknüpfen, was in der Vorrunde war“, räumte Schwendener selbstkritisch ein. Und trifft damit einen wichtigen Punkt. Nur wenige Eislöwen-Profis erreichten in der Play-off-Runde ihre Bestform.

Das Problem mit dem Aufstieg

Auch dafür kann es mehrere Gründe geben. Einerseits wurden die Eislöwen ziemlich spät in der Saison kurzzeitig von der Corona-Welle erfasst und mussten als Team einige Tage pausieren. Das unterbricht den Spielrhythmus und zieht auch Kraft. Andererseits kostete ein Fehler des Vorstands wohl auch ein paar wichtige und entscheidende Motivations-Prozentpunkte. Die Eislöwen hatten es im vorigen Mai verpasst, alle Lizenzunterlagen für einen möglichen sportlichen Aufstieg vollständig und fristgerecht bei der DEL einzureichen.

Letztlich ging es um einen formlosen Antrag, der der Hinterlegung der Bürgschaft in Höhe von 816.000 Euro hätte beigelegt werden müssen. Auf postalischem Weg kam dieser Antrag drei Tage nach Fristende an, die Eislöwen bestanden jedoch darauf, den Antrag auch per Mail verschickt zu haben – deutlich vor dem Fristablauf. Die DEL will diese Mail nie erhalten haben. Der Verbleib dieser Mail ist bis heute nicht geklärt.

Einen Einspruch der Eislöwen gegen diese DEL-Entscheidung hatte ein Schiedsgericht Mitte März – unmittelbar vor dem Play-offs-Start – abgeschmettert. Damit war klar, dass die Eislöwen in dieser Saison sportlich nicht aufsteigen können, selbst wenn sie Meister geworden wären. „Es liegt in meiner Verantwortung, dass alle nötigen Papiere und Anträge rechtzeitig im Ligabüro eintreffen. Dass dies nicht der Fall war, dafür entschuldige ich mich bei unseren Gesellschaftern und trage die Konsequenzen“, hatte der zuständige kaufmännische Geschäftsführer Maik Walsdorf erklärt und damit indirekt seinen Rücktritt angeboten.

Dazu wird es jedoch nicht kommen. Vielmehr dazu, dass die Dresdner in der neuen Saison einen neuen Anlauf Richtung DEL nehmen: „Wir werden unsere Lehren aus dem Aus ziehen und im Sommer gestärkt zurückkommen, Wir sind eine junge Mannschaft, wir sind hungrig, wir werden hungrig bleiben“, versichert Schwendener.