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Ein Mythos wird 50: Was den Rennsteiglauf so besonders macht

Der Rennsteiglauf ist der beliebteste Landschaftslauf Europas. Das 50-jährige Jubiläum wird mit einem neuen Zielgefühl gefeiert. Natürlich gibt es auch diesmal Altbewährtes: Läuferbier, Haferschleim und die Kloßparty.

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Rund 17.000 Teilnehmer sind auch diesmal wieder unterwegs auf der Strecke im Thüringer Wald.
Rund 17.000 Teilnehmer sind auch diesmal wieder unterwegs auf der Strecke im Thüringer Wald. © MDR/Karina Heßland-Wissel

Schmiedefeld. Sie nennen es das schönste Ziel der Welt. Mindestens 17.000 Läuferinnen und Läufer werden an diesem Samstag das 1.800-Seelen-Örtchen Schmiedefeld inmitten des Thüringer Waldes ansteuern. Hier, in 700 Metern Höhe, enden alle Distanzen des GutsMuths-Rennsteiglaufs – in diesem Jahr zum 50. Mal. Zur Königsdisziplin über fast 74 Kilometer geht es bereits im Morgengrauen in Eisenach los. Der Startschuss für die klassische Marathondistanz fällt in Neuhaus. In Oberhof beginnen Halbmarathon, eine Nordic-Walking-Tour und eine Wanderung.

„Der Mythos Rennsteiglauf lebt“, meint Thüringens Ministerpräsident und Schirmherr Bodo Ramelow. Eine besondere Herausforderung bei so langen Traditionen sei es, sie im Kern zu erhalten, ohne den Anschluss an die Gegenwart zu verlieren. Dieser Spagat sei gelungen. Der Rennsteiglauf gehört zu den zehn größten Laufveranstaltungen in Deutschland und ist der größte Landschaftslauf Mitteleuropas.

Zum runden Geburtstag haben sich die Organisatoren „ein neues Zielgefühl“ geschenkt, wie sie sagen. Wer seine Distanz absolviert hat, darf ein über sieben Meter hohes Tor in „R“-Form passieren. Handwerker aus der Region haben es aus Metall und Holz gefertigt. Das „R“ markiert den traditionellen Kammweg auf den Höhen von Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald.

1973 fing am Rennsteig mit einer kühnen Idee alles an

Vier Studenten aus Jena hatten 1973 die kühne Idee, 100 Kilometer des Rennsteigs zu laufen. Am Ende legten sie 80 Kilometer zurück und den Grundstein für das heutige Großereignis. Sie benannten den Lauf nach Johann Christoph Friedrich GutsMuths, einem Sportpädagogen aus der Region.

Abgesehen vom neuen Tor hält das Team um Gesamtleiter Christopher Gellert an Altbewährtem fest – Haferschleim und Läuferbier gibt es ebenso wie die anschließende Kloßparty. Das Kultrennen lockt jedes Jahr Laufbegeisterte aus ganz Deutschland – vor allem aus Bayern, Sachsen und Brandenburg. Aber auch ausländische Gäste reisen an, die meisten aus der Schweiz und den Niederlanden. Dick steht der Lauf daher auch in den Terminkalendern der Hoteliers. Einige würden für die Zeit extra Personal von anderen Standorten hinzuholen, um den Ansturm zu bewältigen, sagt Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des Thüringer Hotel- und Gaststättenverbands.

In Oberhof, Suhl, Zella-Mehlis, Neuhaus am Rennsteig ist rund um das Laufereignis kein freies Bett mehr zu finden. Dank Shuttlebussen würden Läufer und Gäste verstärkt auch Unterkünfte in der weiteren Umgebung nutzen, sagt Ellinger. „Wir haben einmal hochgerechnet, dass diese eine Laufveranstaltung ungefähr 20 Millionen Euro Wirtschaftskraft für die Region bringt“, betont er.

Im Ziel in Schmiedefeld warten rund 50.000 Zuschauer

In der Läuferszene ist die Begeisterung groß - wie auch die aktuelle MDR-Doku "Leidenschaft Rennsteiglauf" zeigt. Bereits zum siebenten Mal wurde der Rennsteiglauf zudem zu Europas beliebtestem Landschaftslauf gekürt. Und mehr als 1.000 Männer und Frauen waren schon mehr als 30 Mal dabei. Für Gänsehaut dürfte bei vielen diesmal der Start in der neuen Biathlonarena in Oberhof sorgen – dort, wo im Winter Weltmeister gemacht wurden.

Als „riesigen Imageträger für den Tourismus“ bezeichnet Antonia Sturm, Chefin des Regionalverbunds Thüringer Wald, den Lauf. Touristisch könne ihrer Einschätzung nach aber noch mehr herausgeholt werden. Allein in Schmiedefeld tummeln sich jedes Jahr rund 50.000 Zuschauer.

Als „eine gewachsene Kombination aus Sport, Natur, Ehrenamt und somit Heimatverbundenheit“ bezeichnet die Chefin des Regionalverbunds den Lauf. Er vermittle in einem Event „die Vorzüge des Thüringer Waldes für Aktivtouristen“. Vom Image der Marke sollen auch Veranstaltungen wie der „Rennsteig-Ride“ profitieren – ein Mountainbike-Rennen, das im September zum siebenten Mal stattfindet. Kritische Stimmen sind vor der Jubiläumsausgabe nicht zu hören. „Im Gegenteil“, sagt Sturm. Der Lauf, unterstützt von rund 1.700 ehrenamtlichen Helfern, bringe eine „sehr positive Euphorie“ in die Region. „Beinahe jeder Ort oder ansässige Verein ist in die Organisation eingebunden und schafft die einzigartige liebevolle Atmosphäre.“ (dpa)