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Die Dominanz der norwegischen Biathleten ist erdrückend

Die Männer um Johannes Thingnes Bö beherrschen bei der Biathlon-WM in Oberhof die Rennen derart, dass man sich an norwegische Meisterschaften erinnert fühlt. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Von Daniel Klein
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Ein Kniefall vor dem Publikum: Johannes Thingnes Bö hat kurz vor der Ziellinie genügend Zeit für eine Geste. Sein Verfolger kommt mit großem Abstand -und natürlich aus Norwegen.
Ein Kniefall vor dem Publikum: Johannes Thingnes Bö hat kurz vor der Ziellinie genügend Zeit für eine Geste. Sein Verfolger kommt mit großem Abstand -und natürlich aus Norwegen. © dpa/Martin Schutt

Oberhof. Der WM-Ort Oberhof hat einen neuen Spitznamen bekommen. Nebeldorf wäre angesichts der undurchsichtigen Rennen am Wochenende naheliegend, doch ein anderes Wortspiel ist derzeit der Favorit: Böberhof – eine rhetorische Verneigung vor dem Superstar Johannes Thingnes Bö.

Dreimal startete der Norweger bisher in Oberhof, dreimal bekam er anschließend Gold um den Hals gehängt. Und ein Ende dieser Dominanz ist vorerst nicht in Sicht. Dass der 29-Jährige mit sieben Medaillen, womöglich allesamt in Gold, aus dem Thüringer Wald abreist, ist nicht ausgeschlossen. „Ich bin mir bewusst, dass es bei den Ergebnissen in dieser Saison seltsam wäre, ohne Medaille nach Hause zu fahren“, hatte der fünfmalige Olympiasieger im Vorfeld der WM erklärt.

Doch es ist ja nicht nur die Dominanz eines Norwegers, sondern des gesamten Teams. Aufgrund einer im Sommer vom Weltverband IBU beschlossenen Regeländerung dürfen bei den WM-Einzelrennen nicht wie bisher vier, sondern bis zu sechs Norweger starten. Im Sprintrennen am Samstag landete das Sextett auf den Plätzen eins, zwei, drei, vier, sechs sowie – das ist fast schon ein Ausrutscher – 22. Beim Verfolger einen Tag später sprengte einzig der Dritte Sebastian Samuelsson aus Schweden das schwedische Quartett an der Spitze. Sieger Johannes Thingnes Bö konnte es sich leisten, kurz vor der Ziellinie zu stoppen, sich hinzuknien und auf die Zuschauer zu zeigen.

Der ältere Bruder Tarjei Bö hat eine simple Erklärung für die Überlegenheit des Teams: „Wir haben sechs Individualisten, aber keine egoistischen Leute. Wir arbeiten immer zusammen“, erklärte der 34-Jährige und fügte zwei Sätze an, die fast schon wie eine Drohung klingen: „Es ist eine sehr starke Mannschaft, jeder kann explodieren.“ Wer am kommenden Samstag auf die norwegische Staffel Geld wettet, wird kaum Gewinn machen. Die einzig spannende Frage, die sich in allen Männer-Wettbewerben stellt, lautet: Wer belegt die Plätze hinter den Norwegern?

Diese Dominanz, und das ist die logische Folge, führt auch zu einer gewissen Langeweile. „Für den Sport ist das nichts so gut, weil es nicht mehr so spannend ist“, findet Justus Strelow, der wie alle deutschen Biathleten vor allem über die schnellen Laufzeiten der Norweger staunt.